Helikopter-Eltern werden sie genannt, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Was für eine Fehlbezeichnung. Noch fliegen sie ihre Sprößlinge nicht ein auf den Landeplatz auf dem Flachdach. Aber sie erzeugen eine Menge Wind, nicht nur in Karscht. Heerscharen von Verkehrsplanern, Leuten in Ordungsämtern, Psychologen und Pädagogen beschäftigen sich in Deutschland regelmäßig mit dem Thema Elterntaxi.
Kinder, die mit einem solchen Elterntaxi bei der Schule angeliefert werden, hätten keinen Chance, sich auf dem Schulweg Geschichten zu erzählen und Geheimnisse zu haben, könnten keinen Abstecher zum Kiosk machen, keinen Klingelstreich spielen und sich nicht auf dem Schulweg verlieben, haben Psychologen herausgefunden. Die Eltern würden ihnen die Botschaft vermitteln: Ich traue dir nicht zu, zu Fuß in die Schule zu gehen. Diese Kinder seien unmündig. Außerdem mache sie die Autofahrt müde und passiv.
Mit dem "Laufbus"
Bundesweit gibt es vielerlei Versuche, dem entgegenzuwirken. In Berlin trifft sich ein ganzer Sack von Schülern jeden Morgen an einem Spielplatz und marschiert dann – von einem Erwachsenen begleitet im sogenannten "Laufbus" im Pulk zu Schule. Ob das den Psychologen gefällt? Wo bleiben da der heimliche Abstecher zum Kaugummiautomaten und die Klingelpartie?
Die Ralf-Schumacher-Gesamtschule in Hameln plagt sich nicht länger mit solchem Psycho-Kram herum. Als erste Drive-In-Schule ermöglicht sie Eltern, ihr Kind mit dem Auto direkt zum Klassenzimmer zu bringen. Bauliche Anpassungen machen es möglich, dass sich zwei SUVs im Schulflur problemlos begegnen können. Da dort allerdings oft Stau herrscht, fahren manche Mütter gar nicht erst heim, sondern warten mit laufendem Motor, bis die Schule aus ist. Mittagessen gibt's dann auf dem Heimweg beim McDrive. So zumindest vermeldet es die Satireseite "Der Postillon".
Nur Vorteile
Da in Karscht keine Schule nach einem Rennfahrer benannt ist, wird es bei den Elterntaxi-Szenen auf der Straße bleiben. Und das ist eigentlich auch gut so. Denn sind wir doch mal ehrlich: Es gibt eine Menge Vorteile, die vielleicht nicht jeder Psychologe gleich erkennt. Die nicht mit dem Auto gebracht werden, lernen von der Pike auf, was es heißt, sich im größten Verkehrsgewusel zurechtzufinden. Die sich aus dem Auto schlaftrunken zu ihrem Stuhl im Klassenzimmer schleppen, lernen vorzutäuschen, dass sie anwesend sind. Und auch Erwachsene profitieren. Wir sparen uns die Reise zur Automesse nach Frankfurt. Zehn vor acht vor der Grundschule genügt, um sich in den breitesten SUV zu verlieben.