zurück
KARLSTADT
Sack Zement: Rollenspiele
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 02.04.2019 13:22 Uhr

In Zweierreihen schräg neben der Bühne werden die Elferräte bei der Fernsehprunksitzung „Fasching aus Karscht“ sitzen. Was heißt „sitzen“? Die werden dort zusammengequetscht, um nicht zu sehr vom Geschehen auf der Bühne abzulenken – wie es heißt. Der Bayerische Rundfunk verlangt diesen Königen des Frohsinns ganz schön was ab. Gerade der Fasching, der sich so gerne mit dem Attribut „traditionell“ schmückt, soll sich der „Planung bis ins letzte Detail“ des Fernsehens unterwerfen.

Geht das überhaupt? Darf so etwas sein? „Bitte 17 Sekunden klatschen. In der 38. Minute lauthals lachen.“ Das Fernsehen überlässt nichts dem Zufall. Selbst Licht und Ton will der Bayerische Rundfunk nicht den Stefan machen lassen. Wirklich, wo bleiben da die Traditionen? Sitzungspräsident Peter Heßler versucht das abzutun mit der Bemerkung: „Ja, das ist eine starke Einflussnahme, die aber nicht negativ sein muss.“ Peter, du alter Diplomat.

Klare Geschlechterrollen

Gar nicht diplomatisch zeigt sich der Karschter Fasching, wenn es um die Geschlechterrollen geht. Bei dem Thema scheinen sich die Narren mit dem Fernsehen einig zu sein. „Mehrere Moderatoren“ werden gewünscht. Und es scheint schon durch, dass es eine „Co-Moderatorin“ geben wird. Liegt hier die Betonung auf dem „Co-“?

Erst recht die Elferräte. Als vor einigen Jahren ein paar von ihnen in trauter Runde eine Karschterin aufforderten, sie möge sich doch ein einzige Mal eine Prunksitzung ansehen beziehungsweise antun (wohl in der Hoffnung, sie werde ihre Vorurteile gegenüber organisierter Heiterkeit überdenken), konterte sie knallhart: „Aber nur als Elferrätin.“ Ihre Gesprächspartner fielen aus allen Wolken. So was geht gar nicht.

Sogar die CSU lässt die Freie Anna im Handumdrehen zur Staatssekretärin aufsteigen, damit „mann“ in München auch was Weibliches in einem wichtigen Amt vorweisen kann. Und in Berlin gibt es inzwischen eine Moschee, in der auch Frauen predigen dürfen. Aber Elferrätinnen im Karschter Fasching? Njet!

„Elferrätinnen-Herren“

Wie würde das auch aussehen? Dann müsste ja eine neue Kategorie ins Leben gerufen werden: die „Elferrätinnen-Herren“. Schon der Titel klingt absurd.

Die rund 40 Elferratsdamen sind in Karscht eine Bank, nicht nur zahlenmäßig gegenüber den rund zwei Dutzend Elferräten. Und es geht das Gerücht, dass die Räte – manche an der langen, andere an der kurzen – Leine geführt werden. Diese Schmach hatten vor ein paar Jahren sogar der Zwockel und der Gert als Elferräte beim Faschingszug dargestellt. Sie wurden am Kummet durch die ganze Stadt geführt – von Heinz Lummel und Werner Hofmann, die als Elferratsdamen gingen.

Elferrätin zu sein ist also vermutlich weniger erstrebenswert als Staatssekretärin im Kultusministerium. Denn es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Elferräte nicht nur an den Bühnenrand gedrängt werden, sondern gleich nach hinten an den Tresen. Da hat's der Mundschenk dann auch nimmer so weit.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Karlstadt
Karlheinz Haase
Bayerischer Rundfunk
CSU
Geschlechterrollen
Werner Hofmann
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top