Der Historische Verein Karlstadts hat passgenau zum Lutherjahr einen Wettbewerb für Schüler ausgeschrieben. Sie sollen sich in Wort, Schrift und Bild Gedanken zu dem großen Reformator vor 500 Jahren machen. Damit das nicht in trögen Sammlungen von Wikipedia-Texten, Cranach-Bildern und Sketchen endet, sei an dieser Stelle ein Denkanstoß gegeben.
Die moderne evangelische Nordkirche macht voll auf Merchandising: Neben der Luther-Socke, den -Keksen und -Bonbons gibt es ein wirklich reizendes Lutherchen als Playmobilfigur. Diese Plastiken reizen nicht nur Kinder zum Spielen, sie könnten auch historische Geschichten näher bringen, wenn man aus der Fülle des Sortiments passende Figuren leicht modifiziert zu einem Historama zusammenbringt.
Der Augustinermönch Luther ist ja schon vorgegeben mit frisch übersetzter Bibel und geschwungener Feder. Für seinen damaligen Fanclub wie Melanchton, Dr. Carlstadt braucht es nur noch weitere Lutherchen – ohne Bibel und Feder versteht sich. Dazu müssten nur hie und da die Mundwinkel nach unten gezogen werden oder der wallende Mantel abmontiert werden.
Für die berühmte Szene beim Wormser Reichstag bietet sich der scharlachrote „Käpt'n Freebeard“ von der Pirateninsel als päpstlicher Legat Thomas Cajetan an, den Kaiser Karl V. kann man mit der Caesar-Figur aus der Römerkollektion darstellen und für den fiesen Ablasshändler Johan Tetzel muss man nur eine weitere Mönchsgestalt etwas grau anmalen, denn der war ja Dominikaner. Wenn man dann noch einen Jan Hus aus Holz dazu schnitzt, kann man den zur Not auch verbrennen.
Ein besonderer Reiz wäre auch die Teufels-Szene auf der Wartburg. Dazu hält Playmobil den gefährlich roten spindeldürren „Firer-Booster“ bereit und ein paar Tropfen Tinte für das Fass gibt es allemal dazu. Die Video AG der Schule kann natürlich auch der Story als Zeichentrick-Film Leben einhauchen.
Das so entstandene Diorama wird dann noch mit dem reichhaltigen Merchandising-Angebot der Nordkirche umrahmt: Luther-Socken, Frisbeescheibe und Bierdeckel und anderes. Im Frühjahr kann man Frisbee-Scheiben mit Martins Konterfei am Badesee segeln lassen – in Abwandlung seines berühmtesten Spruchs: „Hier fliege ich und kann noch ganz anders!“
Den Vogel schießt freilich der Luther-Chip für Einkaufswägen ab. Auf diese Weise wird der große Reformator so ganz nebenbei mit den Einkaufswägen schwungvoll ratternd in die neuen Kathedralen des Konsums eingefahren.
Als Weihnachtsgeschenk für den Gatten sind – klassisch – Luther-Socken angesagt, wobei der arme Augustinermönch ganz gewiss keine Socken trug, sondern in seinen Latschen barfuß ging.