Stuhlprobleme sind etwas sehr Unangenehmes, das hat sicher jeder von euch schon mal am eigenen Leib erfahren. Wenn man davon geplagt wird, gibt es eigentlich nur zwei Extreme: Entweder man würde gerne, kann aber nicht – oder man würde gerne nicht mehr, kann aber auch nicht. Wir sind uns bestimmt alle einig: Über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg möchte sich keiner mit so was herumplagen, das einem so arg durch den Magen geht.

Umso erstaunlicher ist es, wie lange sich die Arnsteiner Zeit gelassen haben, um ihr Stuhlproblem loszuwerden. Es würde sich der Verdacht förmlich aufdrängen, dass hier versucht wurde, etwas auszusitzen – wenn, ja, wenn das Sitzen nicht der Kern des Problems gewesen wäre. Spätestens jetzt wird jeder begriffen haben, um welchen Stuhl es geht: um den gemeinen Arnsteiner Stadthallen-Stuhl, eine Herausforderung für jeden Allerwertesten – und sei er noch so gut gepolstert. Ungezählte Veranstaltungen saßen sich die Arnsteiner darauf ihre Popöchen wund und bekamen zu spüren, dass sie noch ein drittes Bein haben: das Steißbein. All ihr Ächzen und Wehklagen verhallte ungehört – was daran gelegen haben könnte, dass die Stühle so laut knarzten. Erst als der Stadtrat zu seinen Sitzungen vom Rathaus in die Stadthalle umgezogen war und die Politiker-Bandscheiben nach harter Marter laut zu knirschen begannen, regte sich endlich etwas.

Neulich nun trafen sich die leidgeprüften Ratsmitglieder, um ihre Hinterteile testweise auf modernen Stühlen zu reiben. Sie machten eine Stuhlprobe, sozusagen. Das schien so eine Wohltat gewesen zu sein, dass die Damen und Herren nicht lange zögerten und ruckzuck mal 600 Stück bestellten.

Der neue Luxus sei ihnen gegönnt, genau wie allen anderen, die künftig in der Stadthalle sesshaft werden. Dennoch sei zum Schluss an einen Satz des französischen Philosophen Michel de Montaigne erinnert: „Auch auf dem höchsten Thron der Welt sitzen wir nur auf unserem Arsch.“