zurück
HIMMELSTADT
Sack Zement: Der Fluch der Wanderbaustelle
Von Günter Roth
 |  aktualisiert: 07.03.2014 19:11 Uhr

In dieser Session gab es eine närrische Sitzung mehr in Himmelstadt. Der Geist der HiKaV wehte durch die Anliegerversammlung Ringstraße. Gelacht hat man allerdings weniger, eher sich in Galgenhumor geübt.

Dafür gibt es am kommenden Montag so etwas wie einen zusätzlichen Aschermittwoch, denn ab da donnern schwere Laster, knattern Presslufthammer, und große Bagger reißen die eh schon brüchige Straßendecke auf. Aller Protest, alles Wehklagen und Schimpfen half nichts, die Straße wird gebaut, und zwar sofort. Zwei lange Jahre soll das so gehen: Lärm, Dreck, Staub und Hürdenlauf allerorten.

Ein Wort aber lässt den Ringsträßlern die Haare zu Berge stehen: Wanderbaustelle. Denn keiner weiß, ob er am nächsten Morgen von Baumaschinen eingekreist wieder aufwacht. Die Kerls vom Bautrupp wollen tatsächlich Stück für Stück nacheinander alten Straßenbelag aufreißen, die unterirdischen Röhrchen verbuddeln und dann wieder zumachen. Hoffentlich sind die Himmelstadter da schnell genug, sonst wird womöglich der eine oder andere von der Wanderbaustelle erfasst, überrollt und zugedeckt. Ob das dann allerdings auf den Verbesserungsbeitrag angerechnet wird, bleibt zu bezweifeln. Ganz schlimm wird's, wenn die Wanderbaustelle vor der Tür steht, wenn die liebevoll gepflegte Hecke und das eigenhändig verbandelte Bruchsteinmäuerle weggerupft werden. Und weil immer alles noch schlimmer kommen kann, ist's dann auch vorbei mit dem Parken. Das geliebte Auto muss weit weg am Main oder an der Bahnlinie warten. Manch junge Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, wenn der junge Galan nicht mit seinem 180-PS-Boliden bei seiner Schnecke vorfahren kann, sondern sie zu Fuß abholen und auch so wieder nach Hause bringen soll. Zu Fuß über holprigen Baugrund, ohne Laterne! Findige Geschäftsleute haben da schon Angebote wie „Park & Ride“ oder Mietlaterne zum Heimleuchten.

Angebote hat auch der Mann vom Planungsbüro, der die Anwohner demnächst besucht. „Welches Kontrollschächterl hätten's denn gern?“ In seinem Katalog gibt es Ausführungen in Kunststoff, Amalgam, Blattgold oder Beton in allen Farben. Dazu auch eine Birko-Rinne, damit beim samstäglichen Autowaschen die Brühe nicht auf die Straße läuft. Mit im Angebot ist auch die Video-Befahrung der Hausentwässerung, ähnlich einer Darmspiegelung im Krankenhaus. Hier kann also der Häuslebesitzer nach Herzenslust einkaufen. Bequem von daheim aus. Ob das aber als Haustürverkauf mit 14-tägigem Rücktrittsrecht gilt, ist noch nicht geklärt. Wer während der Bauzeit die Bauaufsicht führt, wollte bei der Versammlung jemand wissen. Komische Frage. Jeder weiß doch, dass in solchen Fällen stets jede Menge verrenteter Bahnschaffner, Lehrer und oder andere Leute mit zu viel Freizeit bereit stehen, dem arbeitenden Volk genau auf die Finger schauen und – unbelastet von jeglichem Fachwissen – gute Ratschläge geben, welche von jenen dankbar angenommen werden.

Wer sich aber die Zeit mit Bagger, Rüttelplatte und die Trennung vom eigenen Auto nicht zutraut oder den Anblick des verwüsteten Vorgartens nicht ertragen kann, sollte womöglich eine Weltreise planen. Vielleicht hilft ja aber auch ein Brief ans Christkind!

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Hauseigentümer
Kolumne Sack Zement
Rücktrittsrecht
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top