So schnell ging Fiebermessen selten: Wie eine Kamera im Selfie-Modus sieht das Gerät aus, das Besucher des Impfzentrums in Lohr kurz nach Betreten der Halle gebeten werden zu benutzen. Wer sich dort ein paar Sekunden selbst anlächelt, bekommt kurze Zeit später seine Temperatur genannt. Und darf im Idealfall gleich weitergehen zum "Check in".
Seit dem 25. Januar wird in der Lohrer Spessarttorhalle an fünf Tagen die Woche von neun Uhr morgens bis nachmittags offiziell geimpft. 60 Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes des Kreisverband Main-Spessart arbeiten hier in verschiedenen Schichten. Darunter Mitarbeiter aus dem medizinischen Bereich sowie aus dem kaufmännischen. Knapp 1000 Impfungen werden hier momentan pro Woche verabreicht sowie die Impfdosen für Altenheime, Bezirkskrankenhaus und Klinikum vorbereitet.
Mit Blick auf die mögliche Kapazität ist das noch überschaubar. "Im Idealfall impfen wir hier sieben Tage die Woche und dann bis in den frühen Abend hinein", sagt Florian Schüßler, BRK Projektleiter des Impfzentrum. Bis zu 300 Impfungen pro Tag wären möglich und nötig, denn knapp 20 000 Personen haben sich bisher aus Main-Spessart über das Portal der Bayerischen Impfzentren oder telefonisch registriert.
An diesem Donnerstag stehen rund 100 Impfungen an. Bereits um acht Uhr morgens kommen die Mitarbeiter der mobilen Impfteams, die dann in die Pflegeeinrichtungen weiterfahren. Ab halb zehn öffnet das Impfzentrum seine Türen für alle angemeldeten Besucher. "Wir versuchen die Leute im drei bis 15 Minuten-Takt zu bestellen, um Menschenansammlungen zu vermeiden", erklärt Schüßler. Am "Check in" gibt es nach der Fieberkontrolle noch einmal den Aufklärungsbogen, sollte dieser noch nicht ausgefüllt sein.
Danach geht es in einen Warteraum, von diesem in die Impfkabine. Vier Kabinen stehen zur Verfügung, genutzt werden derzeit aufgrund der geringen Auslastung nur zwei. "In jeder Kabine ist ein Arzt, eine medizinische Fachkraft sowie eine Verwaltungskraft", so Schüßler. Auch hier gibt es noch einmal ein Aufklärungsgespräch.
Bisher keine Hinweise auf gravierende Nebenwirkungen
Die meisten Fragen drehen sich um die Nebenwirkungen des Impfstoffs. "Wir haben bisher ausschließlich das Präparat von Biontech/Pfizer verimpft", so der Projektleiter. Dramatische Nebenwirkungen habe es nicht gegeben. Zu hören bekommt das Impfteam immer wieder Berichte von Schmerzen rund um die Einstichstelle, Kopfschmerzen oder grippeähnlichen Symptomen – vor allem nach der zweiten Impfung. Auffällig sei, dass vor allem jüngere Impflinge über Nebenwirkungen berichteten. Ältere Menschen hingegen vertrügen die Impfung gut.
Ist das Vakzin verabreicht, werden die Geimpften gebeten, noch 15 Minuten im Wartebereich Platz zu nehmen – sollte es zu auffälligen Nachwirkungen kommen. Für diesen Fall steht ein Notfallraum zur Verfügung. Zwei Ärzte sind immer vor Ort. Ist alles in Ordnung, geht es weiter zum "Check out". Hier gibt es den Vermerk im Impfpass und die Bestätigung des zweiten Impftermins. Verlassen wird die Halle über einen separaten Ausgang.
"Der Weg durch das Impfzentrum ist sozusagen als Rundlauf angelegt, sodass sich die Menschen so wenig wir möglich begegnen", erklärt Schüßler. Aufgebaut hat ihn die Firma Messebau Heilmann aus Zellingen. Die Spessarttorhalle mit ihrer hohen Decke und der Lüftungsanlage hat sich angeboten.
Frisch geimpft, aber noch im Wartebereich vor dem "Check out" sitzt Gottfried Prager aus Homburg. Sein Sohn Armin hat ihn zum Impftermin begleitet. Er sei sehr angenehm überrascht von dem Besuch. "Die Leute sind sehr nett und geduldig", sagt Armin Prager. Ein paar Stühle weiter sitzt eine Tochter, die extra aus dem hessischen Dreieich angereist ist, um ihre 89-jährige Mutter aus Sendelbach ins Impfzentrum zu begleiten. Ihren Namen möchten sie nicht nennen.
Lob für kurze Wege und nahe Parkmöglichkeiten
"Wir hatten etwas Sorge vor dem Termin", erzählt sie. Schließlich wisse man nie, wie sind die Gegebenheiten vor Ort? Doch es habe alles gut geklappt. Besonders lobt sie die kurzen Wege und die guten Parkmöglichkeiten vor der Halle. Gerade an diesem Morgen wurde noch eine kleine Rampe geliefert, um die Eingangsstufe auszugleichen. Für Gehbehinderte stehen außerdem am Eingang Rollstühle bereit.
Aber nicht nur an diesem Morgen zeigen sich die Menschen zufrieden mit dem Impfzentrum. Als Begleitung einer Verwandten kam Stefanie Engelhardt aus Trennfeld in die Spessarttorhalle. Per Mail wandte sie sich an die Redaktion, um ihr Lob auszudrücken. "Wir waren beide begeistert vom Ablauf und der Organisation sowie auch der Impfung selbst", schreibt sie. Und auch der Landkreis selbst, vertreten von Pressesprecherin Tina Starck, ist froh, dass es im Impfzentrum bisher so gut läuft. "Das, was wir in der Hand haben, funktioniert", sagt sie.
Das, was nicht funktioniert, wird im Impfstoffvorbereitungsraum deutlich: In einem großen weißen Kühlschrank wird hier der Impfstoff gelagert. Zur Zeit liegt hier eine einzige kleine, grüne Plastikschachtel. Ansonsten ist gähnende Leere. "Diese Woche haben wir 166 Ampullen bekommen. Und eine Ampulle reicht für fünf bis sechs Impfungen", erklärt Florian Schüßler. Das hängt davon ab, wie es mit der Verdünnung und dem Aufziehen in die Spritze so klappt. Denn vor dem Verabreichen wird der Impfstoff mit Kochsalzlösung angereichert. Macht rund 1000 Impfungen insgesamt.
Yvonne Hemmerich ist heute für das Befüllen der Spritzen zuständig. Die medizinische Fachangestellte hat schon viel Routine darin. Ihr gelingen fast immer sechs Spritzen. Was, wenn am Ende des Tages Impfungen übrig sind? "Dann bestellen wir kurzfristig Mitarbeiter aus Arztpraxen ein, die auch geimpft werden sollen", so Schüßler. Denn ist der Impfstoff geliefert, muss er innerhalb von fünf Tagen verbraucht werden. Wie viel jeweils komme, sei unklar. Und wann es mehr werde auch. Laut Gesundheitsministerium sollen die Impfstofflieferungen zumindest ab dem zweiten Quartal merklich anziehen.
Dann könnte es auch im Impfzentrum Lohr wesentlich voller werden. Der Vorteil: Durch den verzögerten Start hatte das Team vor Ort Zeit, sich gut einzuspielen. "Mittlerweile ist jeder in seiner Rolle angekommen", so Florian Schüßler. Einem reibungslosen Vollbetrieb stünde also nichts entgegen.