
Das Flächensparmanagement der Regierung von Unterfranken hat gemeinsam mit dem Landratsamt Main-Spessart alle Landkreisgemeinden sowie Kreis- und Stadträte zu einem „Runden Tisch zum Flächensparen“ in die Alte Turnhallte nach Lohr eingeladen. Dort informierten sich laut Pressemiteillung der Regierung 37 Teilnehmende über die Problematik der Flächeninanspruchnahme, über planerische Lösungsansätze, Innenentwicklungsprojekte und kommunale Best-Practice-Beispiele. Im Foyer gab es eine regionalspezifischen Ausstellung zum Thema.
Landrätin Sabine Sitter appellierte in ihrer Begrüßung an die Anwesenden, auf gemeinsame Strategien zu setzen und mit offenen Augen durch Nachbarkommunen zu laufen. Dort ließen sich oft gute Beispiele der Innenentwicklung besichtigen. Ohne die Motivation zur praktischen Umsetzung des Flächensparens auf Gemeindeebene seien die staatlichen Ziele nicht zu erreichen.
Wie sich der Flächenverbrauch reduzieren lässt
Um welche Zielsetzungen es sich dabei handelt, erläuterten die Flächensparmanagerinnen Marina Klein und Anne Weiß von der Regierung. Im Zuge der bayerischen Flächensparoffensive wurde seitens der Landesregierung ein Richtwert von fünf Hektar pro Tag im Landesplanungsgesetz verankert. Dieser soll bis zum Jahr 2030 erreicht werden. Die Flächensparmanagerinnen stellten Maßnahmen im Bereich Wohnen und Gewerbe vor, die einen geringeren Flächenverbrauch erzielen können, etwa Nachverdichtung, barrierefreies Wohnen, Geschosswohnungsbau oder multifunktionale Flächennutzung mittels Tiefgarage und Dach-Photovoltaik.
Von der Theorie in die Praxis ging es mit einem Beitrag des Landratsamtes Main-Spessart. Tanja Reder, Leiterin des Sachgebietes Baurecht machte deutlich, dass Bauleitplanung zwar Zeit und Geld kostete, sich jedoch aufgrund der Steuerungsmöglichkeiten lohne. So könne man etwa Einzelhändler zur effizienten Planung von Stellplätzen verpflichten und dadurch Flächen einsparen. Ebenso sprach sie das Thema „verdeckter Leerstand“ an, welchem wegen des demographischen Wandels dringend begegnet werden müsse.
Dass das Landratsamt bereits erfolgreiche Projekte zur Förderung der Innenentwicklung vorantreibt, zeigten die Regionalmanagerinnen Saskia Nicolai und Tatjana Reeg. Das Handlungsfeld wird seit 2010 kontinuierlich bearbeitet. Auch in der kommenden Förderphase sollen Projekte zu nachhaltigem Sanieren und Bauen umgesetzt werden; Anregungen von Gemeinden seien willkommen.
Beispiele aus Lohr und Karlstadt aufgezeigt
Greifbare Beispiele erfolgreicher Innenentwicklung stellten Lohrs Bürgermeister Mario Paul sowie Marco Amrhein, Fachbereichsleiter Planen und Bauen der Stadt Karlstadt, vor. In Lohr gibt es seit 2010 ein kommunales Flächenressourcen-Management mit eigener Personalstelle. Seit dem Jahr 2012 konnten wir von 230 Baulücken 55 Flächen vermitteln und bebauen, informierte Paul. Er plädierte außerdem für einen klimagerechten Städtebau und dafür, die kommunale Planungshoheit als hohe Verantwortung zu begreifen. Dennoch hält er die Einführung der Grundsteuer C in Bayern für einen zusätzlich notwendigen Schlüssel zum Erfolg.
Marco Amrhein beschrieb mit seinem Vortrag detailliert die Quartiersentwicklung im Stadtteil Wiesenfeld, dessen Neuordnung und Aufwertung mit intensiver Unterstützung durch das Amt für ländliche Entwicklung gelang. Er zog den Schluss, dass Innentwicklung ohne die Bereitschaft von Grundstücksbesitzern nur schwer möglich sei. Daher werden mehrfache Einzelgespräche mit Eigentümern und Grunderwerb durch die Gemeinde zum Erfolgsfaktor. Gleichsam riet er: „Es muss ein gewisser Druck aufrechterhalten werden, um Menschen zu privater Innenentwicklung zu bewegen. Großflächige Ausweisungen auf der grünen Wiese nehmen diesen Druck und damit den Anreiz zur Sanierung.“
Armin Beck
Karlstadt