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Rund 50 Firmen wollen bei regionalem Jobfinder mitmachen
Die Ende vorigen Jahres gegründete Tochtergesellschaft der Raiffeisenbank Main-Spessart, deren Marke yungbusy msp ist, wird von Hilmar Ullrich (links) und Leon Roth geführt. Prokuristin ist Theresina Rahtz. 
Foto: Raiffeisenbank Main-Spessart | Die Ende vorigen Jahres gegründete Tochtergesellschaft der Raiffeisenbank Main-Spessart, deren Marke yungbusy msp ist, wird von Hilmar Ullrich (links) und Leon Roth geführt. Prokuristin ist Theresina Rahtz. 
Bearbeitet von Boris Dauber
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:48 Uhr

Viele Firmen sind auf der Suche nach jungen Menschen, die bei ihnen eine Ausbildung machen oder arbeiten wollen. Aufgrund des Fachkräftemangels buhlen Arbeitgeber um neues Personal. Vom lokalen Handwerksbetrieb über den Mittelstand bis zum global agierenden Unternehmen stehen alle vor der Herausforderung, die Arbeitnehmer von morgen schon heute auf sich aufmerksam zu machen. Doch wie weckt man das Interesse der jungen Generationen? Und wie nimmt man überhaupt Kontakt mit ihnen auf?

Eine Antwort auf diese Fragen hat das Start-up "yungbusy msp" mit seinem Jobfinder. Dieser hört auf den Namen wild.job, ist digital und konzentriert sich ausschließlich auf die Arbeitswelt im Kreis Main-Spessart. Die beiden Firmengründer Theresina Rahtz und Leon Roth wollen ihren Heimatlandkreis stärken, dessen Jobvielfalt sichtbar machen und ein Netzwerk aus Unternehmen und jungen Arbeitssuchenden etablieren, die gegenseitig voneinander profitieren.

Auch an Schulen getestet

Seit der Gründung des Start-ups vor knapp vier Jahren hat sich bei yungbusy msp viel getan: Das aktuell sechsköpfige Team hat gut 50Firmen aus dem Landkreis seine Idee und einen Prototypen präsentiert. Zusätzlich zu den Unternehmen, die nach Aussage Roths aus den verschiedensten Branchen kommen und unterschiedlich groß sind, haben auch Schulen den Online-Berufsfinder getestet. In diesem klicken sich Jobsuchende durch einen Fragebogen, um nach fünf bis zehn Minuten die für sie am besten passenden Arbeitgeber in der Region angezeigt zu bekommen. "Die Kontaktaufnahme und eine direkte Bewerbung sind dann sofort möglich", erklärt Theresina Rahtz.

Die 29-Jährige spricht von 20 Alltagsfragen, zu denen noch "Must-haves und No-Gos" kommen, also persönliche Vorlieben und Abneigungen des Jobsuchenden, die diesem bei der Wahl des Arbeitsplatzes immens wichtig sind. Anhand der jeweiligen Antworten auf die von yungbusy speziell entworfenen Fragen erstellt die App ein Profil des Nutzers.

Psychologin prüfte die Fragen

Per App und online soll der ausschließlich auf den Kreis Main-Spessart zugeschnittene Berufsfinder wild.job Arbeitnehmer und Jobsuchende zusammenbringen.
Foto: Raiffeisenbank Main-Spessart | Per App und online soll der ausschließlich auf den Kreis Main-Spessart zugeschnittene Berufsfinder wild.job Arbeitnehmer und Jobsuchende zusammenbringen.

Dieser soll beispielsweise angeben, ob er bei der Spendenaktion seines Vereins offen auf Leute zugehen und nach Spenden fragen würde oder ob das nichts für ihn wäre. Eine andere Frage bezieht sich darauf, ob der neue Fernseher vom Techniker eingerichtet werden soll oder ob man probiert, die Programme selbst einzustellen. Eine Psychologin vom TÜV habe die Fragen geprüft und Hinweise zur Optimierung gegeben, sagt die Hofstettenerin. "Wie wir zum Beispiel die Kreativität der Arbeitssuchenden abfragen, war der Psychologin zuerst zu schwammig", erzählt Leon Roth.

Sowohl die Jobsuchenden als auch die Unternehmen, die Arbeitsplätze anbieten, beantworten die identischen Fragen. Der einzige Unterschied: Die Firmen gewichten diese nach ihren persönlichen Präferenzen. Nach Aussage von Roth haben die Arbeitgeber sehr unterschiedliche Ansprüche. "Die einen suchen maximal flexible Arbeitnehmer, bei anderen gibt es feste Strukturen", erläutert der 23-Jährige aus Wombach. Vom Praktikum über den Ausbildungsplatz und das Duale Studium bis zur Festanstellung soll die Bandbreite der Angebote später reichen.

Den Unternehmen, die wild.job bereits testen konnten, sei Regionalität besonders wichtig gewesen, betont Roth. "Was bringt es mir, wenn mir Leute aus Hannover angeboten werden", habe es ein Firmenchef laut dem Wombacher auf den Punkt gebracht. Ein Unternehmen ist besonders begeistert von der Idee eines auf die Region fokussierten Berufsfinders, weil diese in den eigenen Reihen entstanden ist: Die Raiffeisenbank Main-Spessart (Raiba) hat für die Marke "yungbusy msp" Ende vorigen Jahres eigens eine Tochtergesellschaft ins Leben gerufen. Die RX Nova MSP GmbH, die digitale Dienstleistungen entwickeln soll

Viel Freizeit investiert

Sowohl Theresina Rahtz als auch Leon Roth waren schon bei der Raiba beschäftigt, als sie mit zwei weiteren Kollegen ihr Start-up gründeten. Sie konnten ihr Projekt teilweise auch während der Arbeitszeit bei der Bank voranbringen, investierten aber vor allem viel ihrer Freizeit, um die Idee zu realisieren. Mit der Rückendeckung durch die Bank ist die Finanzierung nun gesichert. Ein Softwarefirma habe den Auftrag erhalten, den digitalen Jobfinder zu programmieren, berichtet Leon Roth. Noch dieses Jahr soll wild.job an den Start gehen.

Laut Thomas Rauch, Bereichsleiter für Unternehmensentwicklung bei der Raiffeisenbank Main-Spessart, haben 95 Prozent der Firmen, die den Berufsfinder testen konnten, ihre Absicht erklärt, mitzumachen. "Unser Ziel ist nicht, ein besonders attraktives Geschäftsfeld zu erschließen, sondern ein Netzwerk in der Region zu entwickeln", betont der 38-Jährige. Das Angebot richtet sich an alle Main-Spessarter Arbeitgeber und Jobsuchende – unabhängig davon, ob sie Raiba-Kunde sind oder nicht.

Im Visier haben die Macher vor allem die Arbeitnehmer der sogenannten Generationen Y und Z. Diejenigen also, die den Großteil ihres Berufslebens noch vor sich haben oder sich erst künftig auf Jobsuche begeben werden, weil sie noch zur Schule gehen. Sie sind mit dem Internet aufgewachsen und haben eine Vorliebe für Technik. Der Generation Z wird zudem nachgesagt, dass sie ungeduldig ist. Eine App, die nach nur wenigen Minuten den passenden Job in der Region vorschlägt und dem Nutzer die Möglichkeit bietet, sich ohne viel Aufwand direkt zu bewerben, könnte der Schlüssel zu diesen Bewerbern sein.

Nach Vorlieben filterbar

Andreas Fella, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Main-Spessart, hat dabei etwa auch kleine Handwerksbetriebe im Sinn, die gar nicht das Personal haben, um neuen Nachwuchs anzuwerben. "Es geht auch darum, die Unternehmen wieder zu den Arbeitnehmern zu bringen", erklärt er. Bei wild.job könne sich nach Aussage von Leon Roth jede Firma registrieren und sich nach ihren eigenen Wünschen den Nutzern vorstellen. Die Jobsuchenden sollen zudem die Möglichkeit haben, das Unternehmensverzeichnis nach ihren Vorlieben zu filtern, um sich beispielsweise Ortspräferenzen, Teilzeitstellen oder Home-Office-taugliche Jobs anzeigen zu lassen.

Offenbar sehen auch die Lehrer das Potenzial des regionalen Online-Jobfinders. Sie hätten dem Start-up rückgemeldet, dass dieser bereits bei der Suche nach einem Schülerpraktikum zum Einsatz kommen könnte, um "Orientierung zu bieten", berichtet Roth. Jetzt sollen vertiefte Gespräche mit Vertretern weiterführender Schulen folgen, kündigt der 23-Jährige an.

Ursprünglich hatten die Gründer sich vorgenommen, das Netzwerk auf Bereiche wie Freizeit, Sport und Veranstaltungen in Main-Spessart auszuweiten. Das sei auch weiterhin geplant. Jetzt wolle man sich aber erst einmal auf den Jobfinder fokussieren, sagt der Wombacher. Die Arbeit daran wird das junge Team von yungbusy msp noch eine Weile beschäftigen.

 
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