Der Karlstadter Widerstand reichte bis zu einer Petition an den Landtag. Ohne Erfolg. Anfang September 1999 war Baubeginn des Steinbruchs. Inzwischen treffen sich die Initiatoren der Bürgerinitiative nur noch in losen Abständen. Auch in der Stadtverwaltung ist der Bruch kein Thema mehr. Letztlich stärkt er den Karlstadter Standort des Gewerbesteuer-Zahlers Benkert.
Franz-Josef Schüpfer, Sprecher der BI, sagt, man spüre die Sprengungen zwar als Erschütterungen, am Wohnhaus seiner Eltern in der Eußenheimer Straße habe er bisher allerdings keinerlei Risse festgestellt. "Sind wir froh, dass es so ist." Er wertet es als möglichen Erfolg der Bemühungen der BI, dass die Sprengungen so "sanft" ausfallen. Aufgrund der schwachen Baukonjunktur sei der Steinbruch wohl auch kaum in Betrieb, meint er.
Der Steinbruch ist in Betrieb. Bei einem Termin vor Ort mit Helmut Benkert, Juniorchef Ralph Benkert und Betriebsleiter Klaus Weidner werden im südlichen Teil gerade Sprenglöcher gebohrt, während im nördlichen ein Bagger Gestein in zwei Schwerlastwagen lädt. Diese bringen das Material hinunter zur Bundesstraße 26, wo es mit einem Förderband unter der B 26 und der Bahnlinie hindurch zur Kieswaschanlage und zum Transportbetonwerk transportiert wird.
Die früher von der BI befürchteten Lastwagenfahrten über die Eußenheimer Straße finden nicht statt, weil die Firma Benkert bekanntlich unter dem Naturschutzgebiet hindurch einen 70 Meter langen Tunnel zwischen dem neuen und dem alten Steinbruch gebaut hat. Auf dem Weg an der Kreismülldeponie vorbei zur B 26 werden keine öffentlichen Straßen befahren.
Täglich sind es fünf bis 20 Schwerlastwagen mit je 40 Tonnen Gestein, die hier unterwegs sind. Das sind demnach täglich zwischen 200 und 800 Tonnen - im Jahr höchstens 100 000 Tonnen. Die BI war seinerzeit vom Dreifachen ausgegangen.
Helmut Benkert nennt die lahmende Bauwirtschaft und den hohen Grad an Recycling als Gründe, weshalb momentan die Kapazität des Steinbruchs längst nicht ausgeschöpft ist. Logisch, dass sich auch nicht voraussagen lässt, wie lange der Steinbruch in Betrieb sein wird.
Das Gestein wird in allen Bereichen der Bauwirtschaft eingesetzt. Der Steinbruch besteht derzeit aus zwei Gruben. Das in der nördlichen abgebaute Material dient als Zuschlagsstoff für Beton - speziell den Transportbeton im eigenen Karlstadt Werk. Das in der südlichen Grube gewonnene Material kommt vorwiegend als Schotter beim Bau von Straßen und Feldwegen sowie beim Kanalbau zum Einsatz.
Bisher sind höchstens fünf bis acht Prozent der späteren Steinbruchfläche "angeknabbert". Die tiefste Stelle ist schätzungsweise 30 Meter tief. Später einmal soll es hinunter bis auf 90 Meter gehen. Spätestens zwei Meter über dem Grundwasserspiegel werde Schluss sein, kündigt Benkert an. Drei Grundwasserpegel befinden sich zur Kontrolle rund um den Steinbruch.
Die südliche Grube sei auch angelegt worden, um Sprengungen an dem Punkt zu testen, der Karlstadt am nächsten liegt. "Es finden für alle Sprengungen Erschütterungsmessungen statt, um frei erfundene Anschuldigungen jederzeit zu widerlegen", erklärt Helmut Benkert. Der Messpunkt ist in der Regel im Bereich der Segelflieger in der Nähe der Gebäude.
Der Laudenbacher Sprengunternehmer Michael Gschwendtner hat den Auftrag für die Sprengungen. Ein typisches Sprengprotokoll von Anfang September berichtet von 19 Bohrlöchern im Abstand von jeweils vier Metern und mit einer Tiefe von jeweils 8,50 Metern. Jeweils 35 Kilogramm Sprengstoff wurden eingesetzt, zusammen 670 Kilogramm. Wie Betriebsleiter Klaus Weidner erklärt, bleibt in einer Ecke des Steinbruchs jeweils etwas Gestein bis zu nächsten Sprengung stehen, weil sich dadurch die Erschütterungen in geringerem Maß fortsetzen. Gesprengt wird derzeit etwa einmal im Monat.
Zurzeit arbeiten je nach Jahreszeit bis zu 20 Mitarbeiter im Karlstadter Betrieb, die ausschließlich aus dem Landkreis stammen, so etwa aus Karlstadt, Eußenheim oder Karlburg.
Müll werde bei einer späteren Rekultivierung des Steinbruchs auf keinen Fall eingebaut, versichert Helmut Benkert. Momentan lagern im Gelände des Steinbruchs Abraumhalden, die nach und nach zur Rekultivierung des alten Bruchs am Rehnützhang eingesetzt werden. Inzwischen hat man erkannt, dass sich ehemalige Steinbrüche zu wertvollen Biotopen entwickeln. So brütet in Benkert-Brüchen inzwischen auch der Uhu.