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Main-Spessart
Ein Gesundheitsbericht für Main-Spessart gibt Aufschluss: Welche Maßnahmen der Landkreis plant
Ein Gesundheitsbericht der AOK Bayern für den Landkreis Main-Spessart liefert wichtige statistische Daten. Das sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Eine der häufigsten Krankheiten bei den Versicherten der AOK Bayern ist Adipositas, heißt es im Gesundheitsbericht. Diesen hat die Krankenversicherung erstellt, um den Landkreisen und kreisfreien Städten eine Grundlage für Gesundheitsförderung und Präventionsmaßnahmen, etwa gegen die chronische Form des Übergewichts, an die Hand zu geben. 
Foto: Symbolbild: Sina Schuldt, dpa | Eine der häufigsten Krankheiten bei den Versicherten der AOK Bayern ist Adipositas, heißt es im Gesundheitsbericht.
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 23.03.2023 03:05 Uhr

Etwa zwölf Prozent der Menschen in Main-Spessart leiden an einer psychischen Erkrankung. So steht es im Gesundheitsbericht, den Vertreter der AOK Bayern im Herbst 2022 erstmals an Landrätin Sabine Sitter übergeben haben. Der Bericht soll aufzeigen, wie gesund die Bevölkerung ist und ob es Bereiche gibt, in denen es besonders sinnvoll wäre, Angebote zur Krankheitsvorbeugung auszubauen.

Mehr als 40 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner aus dem Landkreis seien bei der AOK Bayern in Würzburg versichert, sagte Andreas Nagel, Experte für Gesundheitsförderung bei der Krankenversicherung. Deshalb würden die erhobenen Daten der Versicherten einen Rückschluss auf die gesamtgesundheitliche Situation in Main-Spessart ermöglichen.

Im Gespräch haben er sowie die Vertreterinnen des Landratsamts Main-Spessart, Tina Hufeld und Tanja Amersbach, den Gesundheitsbericht für Main-Spessart erläutert. Die beiden sind zuständig für Angebote zur Gesundheitsvorsorge beziehungsweise für die Vernetzung der Akteure im Gesundheitsbereich.

Wie gesund sind die Menschen in Main-Spessart?

Der Gesundheitsbericht macht deutlich, dass viele Menschen an Volkskrankheiten wie Rückenschmerzen, Bluthochdruck und Adipositas (chronisches Übergewicht) leiden. Des Weiteren ist Demenz eine Erkrankung, die in Main-Spessart zunimmt, bedingt durch eine zunehmende Alterung der Gesellschaft, erklärte Amersbach.

Im Vergleich zu umliegenden Landkreisen hat Main-Spessart einen hohen Altersquotienten. Nur in Bad Kissingen sind die Menschen im Durchschnitt noch älter. Der Anteil an Ausländerinnen und Ausländern sowie die Arbeitslosenquote sind in Main-Spessart unter dem bayerischen Durchschnitt. Auch das hat große Auswirkungen auf die statistischen Daten zur Gesundheit, sagte Amersbach. Andere Faktoren wie zum Beispiel das Geschlecht, das soziale Umfeld oder die finanziellen Mittel, die einem Menschen zur Verfügung stehen, haben ebenfalls Einfluss auf dessen Gesundheit, ergänzte Hufeld.

Tanja Amersbach (links) und Tina Hufeld vom Landratsamt Main-Spessart mit dem Gesundheitsbericht der AOK für Main-Spessart.
Foto: Dorothea Fischer | Tanja Amersbach (links) und Tina Hufeld vom Landratsamt Main-Spessart mit dem Gesundheitsbericht der AOK für Main-Spessart.

Wie hat sich die Häufung von Rückleiden, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren entwickelt?

"Mit steigendem Lebensalter steigen auch die Rückenschmerzen", sagte Hufeld. Im Gesundheitsbericht steht, dass 2019 etwa die Hälfte der Bevölkerung ab 45 Jahren mindestens einmal Rückenbeschwerden diagnostiziert bekommen hat. Allerdings ist nicht näher definiert, wie oft diese aufgetreten sind. Die Häufigkeit der Rückenleiden ist seit 2009 zurückgegangen – außer bei den Menschen ab 75 Jahren. Amersbach erklärte: "Gründe sind unter anderem, dass im Bereich der Ergonomie viel Aufklärungsarbeit betrieben wird und sich Arbeitsbedingungen verbessert haben."

Von Adipositas war 2019 jeder Zehnte in Main-Spessart betroffen, insbesondere die 65- bis 74-Jährigen (Frauen: 25 Prozent, Männer: 20). Etwa fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen hatten chronisches Übergewicht. Über alle Altersgruppen hinweg hat der Anteil der Erkrankten in den vergangenen zehn Jahren zugenommen. Besonders prekär: "Durch Adipositas werden andere Krankheiten begünstigt, etwa Diabetes Typ 2", sagte Hufeld. 

Je älter die Menschen werden, umso häufiger treten Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. In der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen sind etwa zehn Prozent von Herzinsuffizienz (Herzschwäche) betroffen, ab 75 Jahren sind es 30 Prozent. An Bluthochdruck erkrankt im Laufe des Lebens ein sehr großer Anteil der Bevölkerung: ein Drittel in der Altersgruppe 45 bis 64 Jahre; ab 75 Jahre sind 80 Prozent betroffen.

Was bedeutet das für die Prävention und Gesundheitsförderung in Main-Spessart?

Der Gesundheitsbericht der AOK "hat keine überraschenden neuen Erkenntnisse gebracht", sagte Hufeld. Die Informationen werden durch andere, überregionale Studien belegt. So treten etwa psychische Erkrankungen seit 2009 häufiger auf und sind besonders während der Pandemie stark gestiegen. In Main-Spessart sind etwa zwölf Prozent der Bevölkerung von einer depressiven Erkrankung betroffen; Frauen häufiger als Männer. Mit zunehmendem Alter steigt auch die Anzahl der Betroffenen. Amersbach erklärte, dass das nicht zwangsläufig daran liege, dass die Erkrankungen mehr wurden, sondern dass sich Menschen ihre Erkrankungen eingestehen und sich trauen würden, Hilfsangebote anzunehmen.

Welche Angebote im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention werden aufgrund der Erkenntnisse des Gesundheitsberichts ausgebaut?

Das Angebot im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention im Landkreis halten Amersbach und Hufeld für sehr vielseitig. Es gebe zum Beispiel Kurse und Sportangebote, ein Radverkehrskonzept für den Landkreis, das derzeit ausgebaut wird, Möglichkeiten, sich sozial im Verein zu engagieren sowie verschiedene Beratungsstellen. Zu nennen ist etwa das "Netz P", ein Projekt zur Unterstützung für Kinder mit einem psychisch belasteten Elternteil. Viele weitere Projekte an Kitas und Schulen im Landkreis, bei denen zum Beispiel das Jugendamt, das Gesundheitsamt oder Krankenkassen Aufklärungsarbeit leisten, ergänzen die Angebote.

Andreas Nagel ist bei der AOK in Würzburg für Gesundheitsförderung zuständig.
Foto: Anja Vorndran | Andreas Nagel ist bei der AOK in Würzburg für Gesundheitsförderung zuständig.

Die Arbeitsgruppe Gesundheitsförderung und Prävention der "Gesundheitsregion plus" des Landratsamts, die 2022 gestartet ist, beschäftigt sich mit dem Thema psychische Erkrankungen. In der Arbeitsgruppe vernetzen sich Experten aus unterschiedlichen Bereichen.

"In der Arbeitsgruppe widmen wir uns zudem dem Thema Schlaf", sagte Amersbach. Ein gesunder Schlaf habe vielerlei positiven Einfluss – egal in welchem Alter. Er dient der Regeneration, etwa des Herz-Kreislauf-Systems und zur Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit, um Eindrücke zu verarbeiten, zur Stärkung des Immunsystems und der Anregung des Stoffwechsels.

Das bayerische Gesundheitsministerium ruft jährlich eine Kampagne aus. In diesem Herbst geht es um Einsamkeit. Die Aufgabe der regionalen Arbeitsgruppe ist es, Veranstaltungen von Vereinen, Wohlfahrtsverbänden und Bildungseinrichtungen zu diesem Thema zu bündeln.

Welche Daten liegen dem Gesundheitsbericht Main-Spessart zugrunde?

Für den Bericht wurden die anonymisierten sozioökonomischen Daten der AOK-Versicherten des Landkreises für insgesamt 13 Indikationen ausgewertet, sagte Andreas Nagel. Das seien Krankheiten, welche unter anderem vom Lebensstil sowie dem Umfeld der Menschen beeinflusst werden.

Warum erstellt die AOK Bayern einen Gesundheitsbericht für Main-Spessart?

"Wenn es um die Gesundheit der Menschen geht, können Kommunen Voraussetzungen schaffen, die ein gesundes Leben ermöglichen, und sie erreichen viele Menschen", so Nagel. Darüber hinaus beeinflussen sie auch die Rahmenbedingungen unter anderem in Kitas und Schulen maßgeblich. Ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zur Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention ist die Analyse von Daten zur gesundheitlichen Lage. Diese stellt die Krankenkasse mit ihrem Gesundheitsbericht. Er soll zukünftig regelmäßig, vermutlich im Abstand von zwei Jahren erstellt werden, sagte Nagel.

 
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