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MARKTHEIDENFELD
„RuDiMachts“ lässt Menschen mit Demenz teilhaben
Dr. Peter Kraft, Neurologe am Klinikum Lohr, betonte bei der Feierstunde, wie wichtig die Netzwerkarbeit von „RuDiMachts“ in der Region ist.
Foto: Carolin Schulte | Dr. Peter Kraft, Neurologe am Klinikum Lohr, betonte bei der Feierstunde, wie wichtig die Netzwerkarbeit von „RuDiMachts“ in der Region ist.
Carolin Schulte
 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:19 Uhr

„Wenn ich in die Freitagsgruppe komme, ist das für mich wie das Himmelreich“, zitiert Friederike Döring eine ihrer „Kundinnen“. Die Dame ist dement und kommt jede Woche in die Betreuungsgruppe, die Döring mit der Unterstützung von rund 20 Ehrenamtlichen leitet. Dort wird gesungen und gebastelt, auch mal Fasching gefeiert. „Wir wollen Menschen mit Demenz einbinden in die Gesellschaft“, sagt Döring über das Konzept von „RuDiMachts“.

Der Name der Kontaktstelle soll dieses Konzept zum Ausdruck bringen: „Rummelsberger Diakonie unterstützt Demenzkranke, Angehörige, Senioren in Marktheidenfeld aufgeschlossen, christlich, hilfreich-kompetent, transparent und sozial“ lautet der volle Name des Projekts. Am Donnerstag beging Döring mit Freunden und Förderern „Rudis“ Kindergeburtstag, das fünfte Jubiläum.

Feierstunde mit Fachvorträgen

Zur Feierstunde im Haus Lehmgruben kamen auch Dr. Peter Kraft vom Klinikum Lohr und Dr. Dominikus Bönsch, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des BKH in Lohr. Bönsch berichtete in einem Kurzvortrag über die Nebenwirkungen, die eine Demenz oft mit sich bringt: Das können Depressionen oder Halluzinationen sein, oder auch Verhaltensstörungen, die Erkrankte aggressiv oder apathisch machen. Besonders Angehörigen, die die Erkrankten zu Hause pflegen, machten solche Störungen des Leben schwer. „Die Reichweite von Medikamenten ist bei diesen Patienten begrenzt, weil sie ohnehin schon viele Tabletten nehmen“, erklärte Bönsch. Umso wichtiger sei es hier, dass Angehörige unterstützt und im richtigen Umgang mit dem erkrankten Familienmitglied geschult würden – in Schulungen, wie sie „RuDiMachts“ anbietet. Rund 30 Teilnehmer absolvierten den Kurs bei Döring im letzten Jahr, doppelt so viele wie 2016.

Der Chefarzt für Neurologie, Dr. Peter Kraft, gab anwesenden Demenzkranken und Angehörigen Hoffnung für die Zukunft. Er präsentierte den aktuellen Stand der Demenzforschung und gab einen Ausblick auf ein neues Medikament, das derzeit getestet wird. Es soll die Ablagerung von Amyloid im Gehirn verhindern, einem Eiweiß, das mit Alzheimer in Verbindung gebracht wird. Erste Tests hätten gezeigt, dass eine hohe Dosis des Medikaments das Fortschreiten der Demenz verlangsamen könne, so Kraft. Es sei aber in der Forschung umstritten, ob Amyloid wirklich die Ursache für Demenz sei, oder eher ein Symptom.

Therapienetzwerk fehlt

Grundsätzlich, so Kraft, gebe es bei der Versorgung von Demenzkranken ein „Netzwerkproblem“: Die bestmögliche Therapie sei sektorenübergreifend und würde verschiedene Berufsgruppen beteiligen, unter anderem Fachärzte und Therapeuten. „Die verschiedenen Gruppen muss man häufiger zusammenbringen“, sagte er. Ein solches Netzwerk befinde sich in der Region gerade im Aufbau, und „RuDiMachts“ sei ein wichtiger Teil davon.

Neben der Mitarbeit an diesem Netzwerk hat Döring viel vor mit „RuDiMachts“ -- und muss diese Ideen auch nicht mehr alleine umsetzen. Ab Juli bekommt sie Unterstützung von Beate Höflich als zweite hauptamtliche Kraft. Im Herbst wollen die beiden eine weitere Angehörigenschulung anbieten und den Welt-Alzheimer-Tag am 21. September begehen. Auch einen Tanzabend plant Döring, bei dem Menschen mit Demenz, Angehörige und generell Interessierte eine gute Zeit haben können -- ganz im Sinne von Krafts Rat, einer Demenzerkrankung mit Bewegung und sozialen Kontakten vorzubeugen.

Bei Demenzkranken mit psychiatrischen Störungen spiele nonverbale Kommunikation eine besonders große Rolle, erklärte Dr. Dominikus Bönsch vom BKH Lohr. Den richtigen Umgang mit Demenzkranken können Angehörige in Schulungen von „RuDiMachts“ lernen.
Foto: Carolin Schulte | Bei Demenzkranken mit psychiatrischen Störungen spiele nonverbale Kommunikation eine besonders große Rolle, erklärte Dr. Dominikus Bönsch vom BKH Lohr.
Friederike Döring, Leiterin der Kontakt- und Beratungsstelle, zog nach fünf Jahren eine positive Bilanz. Insgesamt 27 Menschen mit Demenz betreut „RuDiMachts“ derzeit in der wöchentlichen Betreuungsgruppe, ambulant oder im Kurs für Gedächtnistraining.
Foto: Carolin Schulte | Friederike Döring, Leiterin der Kontakt- und Beratungsstelle, zog nach fünf Jahren eine positive Bilanz. Insgesamt 27 Menschen mit Demenz betreut „RuDiMachts“ derzeit in der wöchentlichen ...
 
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