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MARKTHEIDENFELD
Rotieren und pulsieren: Weltmeisterliche Zahnbürsten bei Braun
Von unserer Mitarbeiterin Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:24 Uhr

Die elektrischen Zahnbürsten von Braun gibt es in 14 verschiedenen Ausführungen für Kinderzähne, Spangenträger, sensibles Zahnfleisch oder das künstliche Gebiss. Bis eine Aufsteckbürste an den vollautomatischen Maschinen montiert ist, dauert es nur eine halbe Sekunde. Über 100 Millionen Stück von ihnen verlassen jährlich das Produktionswerk in Marktheidenfeld in alle Welt.

Eine, die sich bestens mit den Handstücken und den austauschbaren Aufsteckbürsten auskennt, ist Christine Turtschany aus Karbach. Die 29-Jährige ist seit April 2011 als Projektingenieurin bei Braun in Marktheidenfeld angestellt. Zuvor studierte sie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt Maschinenbau.

Turtschany erklärt, dass das Handstück bis zu 200 Einzelteile enthält und in welchen Fertigungsschritten es entsteht: Die Einzelteile werden aus Kunststoff gespritzt, das Getriebe und die Antriebswelle vormontiert, die Leiterplatte verschweißt. Am Ende feiert das Gerät seine „Hochzeit“: So heißt der letzte Schritt, bei dem das Innenleben in das Kunststoffteil des Handstücks gesteckt wird.

Die Variationen in Farbe, Funktion und Preis sind bei den Handstücken vielfältig, um möglichst viele Kundenwünsche abzudecken. Rund 98 Prozent der Maschinen, an denen die Handstücke produziert werden, sind Sonderanfertigungen. Sie werden von den hauseigenen Ingenieuren in Zusammenarbeit mit externen Partnern entwickelt.

Das Spitzenmodell reinigt mit 40 000 Pulsationen, die den Zahnbürstenkopf nach vorne und hinten bewegen, und 8800 Rotationen pro Minute. Christine Turtschany sagt, dass ein Display helfe, die Zahnputzgewohnheiten zu verbessern. „Es zeigt an, wo und wie lange geputzt werden soll und überprüft den Druck, der auf die Zähne ausgeübt wird.“

Die Handstücke werden in rund 300 verschiedenen Kartonageformaten verpackt, je nachdem, in welchem Land und mit welchem Zubehör sie verkauft werden. Alle Teile werden in Handarbeit in die stoßsichere Styroporverpackung gelegt. Eine Maschine schiebt sie in einen Karton und verschließt ihn.

Turtschany gefällt es in der Firma; hier hat sie auch schon ihre Diplomarbeit zum Abschluss ihres Studiums geschrieben. Die Personalverantwortlichen bei Braun sind bestrebt, in den technischen Abteilungen noch mehr Ingenieursstellen mit Frauen zu besetzen. Ausbildungsleiter Thomas Schäbler sagt: „Wir bieten zum Beispiel ein duales Studium in Kooperation mit der Hochschule in Mosbach an. Externe Studenten haben die Möglichkeit, bei uns ihre Abschlussarbeit zu schreiben.“ Fachkräfte werden gern übernommen.

Bisher sind von den fünf Prozessingenieuren zwei weiblich. Eine davon ist die 24-jährige Marta Botey. Sie ist gebürtige Spanierin und lebt in Würzburg. An der Technischen Universität Madrid studierte sie Maschinenbau. Wegen der Wirtschaftskrise in Spanien war es für sie schwierig, dort Arbeit zu finden. „Wenn man doch einen Job bekommt, dann ist der nicht sicher“, sagt Botey. Auf einer Karrieremesse in Brüssel stellte sie sich bei P&G vor; im September 2011 bekam sie die Stelle im Werk Marktheidenfeld. Auch wenn sie vor der ersten Firmenbesichtigung nicht wusste, wo Marktheidenfeld liegt, sagt Botey, dass es ihr hier gefalle und die Arbeit sie motiviere: „Wir fertigen hier ein komplexes Produkt, das Menschen weltweit mehrmals täglich nutzen. Das macht schon stolz.“ Bis zu 600 000 Aufsteckbürsten werden aus zwölf Einzelteilen und Dutzenden von Kunststoffborsten täglich vollautomatisch produziert. Prozessingenieurin Botey ist vor allem dann gefragt, wenn eine neue Produktionsanlage in Betrieb genommen wird. Und das passiert ständig.

Thomas Schäbler, der auch Pressesprecher des Werkes ist, sagt, dass die Verantwortlichen bemüht seien, die Anlagen auf dem neuesten Stand der Technik zu halten. „Nur so können wir schneller und damit kostengünstiger produzieren und besser sein als die Konkurrenz.“ Im Geschäftsjahr zwischen Juli 2011 und Juni 2012 verließen rund 20 Millionen Fertiggeräte das Werk. Das heißt laut Schäbler: „Wir sind weltweit das größte Produktionswerk von elektrischen Zahnbürsten und Weltmarktführer im Bereich elektrische Mundpflege.“

ONLINE-TIPP

Alle Artikel der Serie „Meine Maschine und ich“ finden Sie im Internet unter www.mainpost.de/regional/main-spessart/marktheidenfeld

Fertig gestopfte Bürstenköpfe: Sie warten auf einem Tray auf die weitere Montage.
| Fertig gestopfte Bürstenköpfe: Sie warten auf einem Tray auf die weitere Montage.
Ingenieurinnen: Christine Turtschany und Marta Botey (von links) zeigen die Auswahl an verfügbaren Handstücken.
| Ingenieurinnen: Christine Turtschany und Marta Botey (von links) zeigen die Auswahl an verfügbaren Handstücken.
Grüner Kunststoff: So sieht das Material für die Borsten für elektrische Zahnbürsten von Braun aus, bevor es in die Aufsteckbürsten gestopft, abgeschnitten und poliert wird.
| Grüner Kunststoff: So sieht das Material für die Borsten für elektrische Zahnbürsten von Braun aus, bevor es in die Aufsteckbürsten gestopft, abgeschnitten und poliert wird.
 
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