Einer der Motoren der Partnerschaft Karlstadts mit der bretonischen Stadt St. Brice en Cogles (beziehungsweise neuerdings Maen Roch) ist Roger Fournier, der seit über 20 Jahren dort in einer nahe gelegenen alten Mühle lebt und von dort aus immer wieder Begegnungs- und Kulturfahrten nach Karlstadt und in andere deutsche Regionen unternimmt.
Bürgermeister Paul Kruck würdigte Roger Fournier als „Segen für die Städtepartnerschaft zwischen St. Brice und Karlstadt.“ Über Jahrzehnte hinweg sei er der Motor des Austausches, Begleiter und Übersetzer bei vielen Bürgerfahrten gewesen und habe unzählige Bildungsreisen zu allen geschichtsträchtigen Stätten und Orten in Deutschland organisiert. Durch seine beständigen Deutschkurse sei Fournier darüber hinaus auch ein Garant für den sprachlichen Austausch. Für sein gesamtes Wirken hätte er eigentlich Karlstadts „Goldene Stadtplakette“ mehr als verdient, so Kruck. Doch Roger Fournier hätte diese, wie auch andere institutionalisierte Auszeichnungen, abgelehnt. – Eine Haltung, die ihn zusätzlich auszeichne, so Bürgermeister Kruck.
Der 71-jährige Fournier hat drei große Leidenschaften: Fußball, Malerei und Poesie sowie Deutschland und die deutsche Sprache. Schon in seiner Schulzeit setzte er sich gegen die skeptischen Einwände seines Vaters durch und lernte Deutsch als zweite Fremdsprache. Noch in der Zeit, als die Ressentiments gegen das östliche Nachbarland in Frankreich allgegenwärtig waren und noch vor den Versöhnungs-Ansätzen von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle, entdeckte der junge Gymnasiast sein Interesse an Deutschland – nicht zuletzt durch die einsetzenden Städtepartnerschaften.
Anfang der 1960er-Jahre entwickelte sich eine Verbindung seines Heimatortes Fougeres mit der westdeutschen Stadt Münstereifel, bei deren Vorbereitungen er schon als Schüler dolmetschen durfte. 1962 kam er erstmalig als Austauschschüler nach Münstereifel. Ein Jahr später ergab sich erneut ein längerer Besuch in der Eifel. Dort traf der junge Fußballnarr nicht nur den legendären Fußballhelden Helmut Rahn, er hatte auch dort endlich auch die Gelegenheit, vom gesparten Taschengeld ein Paar der heiß begehrten Adidas-Fußballschuhe günstig zu kaufen.
Fourniers Verbundenheit mit der deutschen Kultur setzte sich dann auch im Beruf fort. Noch während des Germanistik-Studiums gab er Deutschunterricht an angehende Offiziere, nach dem Examen begann er sein Referendariat an einem Gymnasium in Rennes. Während seiner Assistentenzeit unterrichtete er auch mehrere Monate in Crailsheim sowohl Deutsch als auch Französisch. Dabei lernte er seine spätere Frau Hannelore kennen, die als Fremdsprachenkorrespondentin dort arbeitete.
Durch zusätzliche Hochschulprüfungen hat Roger Fournier eine besondere Lehrbefähigung im Fach Deutsch erreicht und unterrichtete nunmehr in Rennes angehende Studenten für die private Elitehochschule HEC (Hautes Etudes Commerciales). 1983 tauschte Fournier seine Planstelle für ein Jahr mit einer deutschen Kollegin und lehrte in Hamburg an einem Wirtschaftsgymnasium Deutsch.
Mit dem Wohnortwechsel nach La Selle en Cogles nahe der Karlstadter Partnerstadt St. Brice trat Roger auch für Karlstadt in Erscheinung. Durch Klassenfahrten mit Schülern und zahlreiche Fußballturniere, vor allem für Jugendliche mit Münstereifel und Karlstadt und mehrere Bürgerfahrten vertiefte er aktiv die Kontakte zwischen den beiden Städten. Aus Leidenschaft für die deutsche Sprache und für die Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland gab der Bretone seit 1995 wöchentliche Sprachkurse an der Abendschule in St. Brice und unterrichtet noch heute ehrenamtlich in der Stadt.
Der passionierte Fußballer und ehemalige Fußballtrainer ist auch ein begeisterter Maler. Seit über 40 Jahren drückt er sich besonders gerne in der Farbenpracht des Expressionismus aus. Seine Arbeiten durfte er in Ausstellungen in Fougeres und anderen Teilen der Bretagne, aber auch in Berlin und Bochum zeigen. In der Partnerstadt Karlstadt waren die Bilder im September 2009 in der Hohen Kemenate zu sehen.
In seinen schriftstellerischen Werken schreibt er über persönliche Erlebnisse, seine Erfahrungen mit Deutschland sowie über die Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen. Er möchte mit seinen Gedichten und Erzählungen durch die Kraft des Wortes Spuren hinterlassen, sowie andere Menschen an eigenen Erfahrungen und Erlebnissen mit Deutschland teilhaben lassen, sagt er über sich selbst.