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RODENBACH
Rodenbacher Eulen: Kommt das „Notopfer Lohr“?
Freche Mädels von der Alm – das Kinderballett auf der Bühne.
| Freche Mädels von der Alm – das Kinderballett auf der Bühne.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:14 Uhr

Das Zwischenmenschliche ist von jeher das Ding der Rodenbacher Eulen, daraus mixen sie jedes Jahr wieder ihr närrisches Programm.

Am Freitagabend präsentierten die gutgelaunten Nachtvögel im mit rund 190 Leuten voll besetzten Rodenbacher Sportheim jede Menge Sketche, einer ulkiger als der andere. Aber auch die Politik bekam in der vierstündigen Elferratssitzung den einen oder Picker mit dem scharfen Schnabel.

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Bei Kanzlerkandidat Schulz habe es anfangs richtig gut ausgesehen, meint Sitzungspräsident Thomas Schwab. Doch dann habe Schulz einen Fehler gemacht: „Er hat das Reden angefangen...“

Dem im Publikum sitzenden Lohrer Bürgermeister Mario Paul hält Schwab vor, er hätte statt Funck besser Widmann als Stadthallenmanager eingestellt; Funck rechne im kompletten Jahr 2018 nur mit Einnahmen von 12000 Euro aus dem Getränkeverkauf in der Stadthalle - „das macht Widmann an einem Vormittag“.

Ums Geld geht es auch beim Bauern und seiner Tochter (Antje Heidenfelder, Philipp Heidenfelder), wo die Urinprobe der Kuh mal flugs zum Hausarzt gebracht wird, um zu sehen, ob ein Kälbchen unterwegs ist - „weil der Tierarzt immer so teuer ist“.

Als Sitzungspräsident Schwab Bürgermeister Paul auf die Bühne bittet, steht abermals Geld im Vordergrund - jenes, das die Stadt nicht hat. Deshalb bekommt Paul auch ein Care-Paket mit Konfetti und Girlanden. Zudem schlägt Schwab noch ein „Notopfer Lohr“ vor, in Anlehnung an die Notopfermarken für Berlin in der Nachkriegszeit. „Wir können das wirklich gut gebrauchen“, betont Paul, dessen schwarzgelocktes Haupt von einem güldenen Hütchen bedeckt ist.

Nix zu Weihnachten

Nicht ganz so extravagant ist der obere Abschluss vom Herwett (Kurt Völker); bei ihm sitzt eine hellbraune Schiebermütze aus Cord auf der Birne. „Mir schenke uns nix“, haben er und seine Frau vor Weihnachten ausgemacht. Nix heißt bei ihm nix, bei seiner Frau jedoch, weil sie nun mal eine Frau ist, eine Kleinigkeit. Also liegt für ihn ein Paket unterm Christbaum (Inhalt: ein Schlafanzug aus Polyester), für sie nicht.

Schnell druckt er aus dem Internet einen Gutschein für eine Brustvergrößerung aus. „Wieso nur für eine Seite?“, will sie etwas verdutzt von ihm wissen. „Ja, nächstes Jahr hömmer doch a widder Weihnachte.“

Ein in die Jahre gekommenes Ehepaar (Elke Völker, Michaela Hitzfeld) wollte eigentlich über Sex im Alter referieren. Aber da Adele zu dem Schluss gekommen ist, dass dies der Rede nicht wert sei, tanzt sie mit ihrem Gustav über die Bühnenbretter, dass es nur so kracht. Einfach köstlich.

Zum Schreien auch die in feinstem Saarland-Dialekt vorgetragene Auseinandersetzung zwischen Heinz und Hilde Becker (Anna-Lena Eck, Cornelia Hörnes) um eine bei einem Radiosender gewonnene Reise nach Hawaii, wo es solche Köstlichkeiten wie „fangfrische“ Ananas gibt.

Ein feiner und nachdenklicher Mensch ist der französische Mundschenk, der den Elferräten Wein nachgießt. „Die Italiener trinken aus Römern“, sinniert er vor sich hin - „aber isch 'ab noch nie einen Franzosen gesehen, der aus Parisern trinkt“.

Sport ist Mord, sagen die beiden Mädels (Saskia Fleckenstein, Katharina Schwab), die es schon mit allen möglichen Sportarten versucht haben. Und sie wissen auch, wie es mit der Intelligenz von Sportlern aussieht. Wenn die eine Mücke verschluckt haben, „haben sie mehr Gehirn im Magen als im Kopf“.

Zwei Tratschweiber

Auch für die zwä Tratschweiber (Anita Hilpert, Ute Parr) steht Sport nicht wirklich auf der Tagesordnung, aber etwas abnehmen wäre doch schön. Wenn sie vorm Spiegel steht, denkt die eine zuweilen „restaurier oder unner Denkmalschutz stell?“, während die andere häufig müde ist. Aber dafür könne sie nichts. „Des is nur, weil so viele Talente in mir schlummern.“

Bei den beiden in schwarzen Anzügen steckenden Jungs (Felix Emrich, Sebastian Völker) schlummert nichts, da ist alles wach. Sie haben die Sprache Eulisch entwickelt und geben eine Kostprobe. „Does dude mere light“ heißt übersetzt „das tut mit leid“ und „Jetzt geh scho her, es wird viel Arbeit“ heißt auf Eulisch „Yates gay show hair, ace sword Phil or bite“.

Ja, da schau her, da kommt er noch einmal, der Herwett. Und erzählt – detailverliebt und ausschmückend – von seinem Arztbesuch und der Diagnose „Wanderhoden“. Einen was hat er? „Ist der grad auf dem Jakobsweg oder beim Nordic-Walking mit de Eierstöck meiner Fraa?“, fragt Herwett, der beim Publikum bestens ankommt.

Genauso wie die Tänzerinnen und Tänzer der Eulen, die Bewegung in die Bude bringen. Das Kinderballett legt mit „freche Mädels von der Alm“ ein flottes Rock 'n' Roll-Tänzchen auf die Bühne und mit dem gemischten Eulenballett geht es in die Welt unter dem Meer, wo sich Nixen und Wassermänner vergnügen. Martialisch donnert schließlich das halbnackte Männerballett in Kriegsbemalung und mit Speeren bewaffnet durch die Steppe, mit dem Ziel, ein Zebra zu erlegen, das Steaks für den Grill liefern soll.

Die Mitwirkenden:

Freche Mädels von der Alm: Jasmin Bauer, Emely Becker, Lucy Ludwig, Lisa Parr, Frieda Renn, Luzia Renn, Emelie Roskosch, Emely Schreyer, Tessa Marie Völker.

Unter dem Meer: Theresa Held, Annika Ibel, Teresa Lampert, Jenny Spahn, Lia von Gahlen, Nadja Woltmann, Felix Emrich, Jonas Held, Markus Schwab, Marcel Spahn, Sebastian Völker.

Männerballett: Stefan Bernard, Simon Kreser, René Ludwig, Kilian Nicht, Tobias Nicht, Christian Schreyer, Daniel Stolz.

Saalmusiker: Peter Schneider.

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Wie es unter dem dem Meer zugeht, zeigte das Eulenballett auf tänzerische Art.
Foto: Fotos (3): Wolfgang Dehm | Wie es unter dem dem Meer zugeht, zeigte das Eulenballett auf tänzerische Art.
 
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