Das Stattkino zeigt am Mittwoch, 17. April, »Adam und Evelyn«, Andreas Goldsteins Verfilmung von Ingo Schulzes gleichnamigen Roman. Die Vorstellungen im Mehlingskeller beginnen um 18 und 20 Uhr.
Der 1962 in Dresden geborene Ingo Schulze gehört zu den in der DDR aufgewachsenen Schriftstellern, die die Wendezeit liebevoll aus der Sicht der »einfachen« Leute erzählen, die fern jeder Ideologie ihre persönlichen Träume verwirklichen wollen. So begründet Kinobetreiber Richard Winter die Auswahl. des Films.
»Adam und Evelyn«, der Roman war 2008 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, war 2018 der erste Spielfilm des an der HFF Babelsberg ausgebildeten Regisseurs Andreas Goldstein. Er hat die Geschichte subtil und mit leisem Humor verfilmt und konnte seine Premiere letztes Jahr bei den Filmfestspielen in Venedig feiern.
Melancholie am Plattensee
Es ist ein melancholisches Wendedrama geworden, das von den gegensätzlichen Emotionen und Wünschen seiner komplexen Protagonisten lebt. Aus den (oft subtil eingestreuten) Äußerungen lassen sich die innerlichen Befindlichkeiten der Hauptfiguren ableiten. Einmal lässt Adam am Esstisch zum Beispiel beiläufig die Bemerkung »Ist es nicht egal, wo man lebt?« fallen. Auf die Frage eines West-Beamten, wie lange sie die DDR schon verlassen wollte, antwortet hingegen Evelyn im letzten Drittel des Films selbstbewusst und entschlossen: »Schon immer.«
Es ist ein sommerlicher Film über das Wendejahr 1989. Adam arbeitet als Schneider und Fotograf, seine hübsche Freundin Evelyn ist Kellnerin. Ihren Urlaub wollen die beiden am ungarischen Plattensee verbringen. Nur lieben die Frauen Adams schöne Kleider und manchmal auch ihn. Als Evelyn Adam mit einer anderen erwischt, fährt sie ohne ihn mit einer Freundin und deren Westcousin nach Ungarn. Um die Beziehung zu retten, steigt Adam in seinen betagten Wartburg und reist ihr hinterher.
Als Ungarn unerwartet die Grenzen nach Österreich öffnet, wird die Flucht in den Westen zur ungeahnten Möglichkeit. Bestehende Gewissheiten scheinen angezählt, neue Verheißungen zeichnen sich ab. Zwischen gelebten Träumen und der Sehnsucht nach einem unbekannten Paradies steht ihnen alles offen - Evelyn spürt neue Hoffnung, Adam sieht einem Neuanfang mit wenig Begeisterung entgegen.