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KARLSTADT
Ritt durch die Firmengeschichte
Jubiläum: Ihr 50-jähriges Bestehen feierte die Karlstadter Spenglerfirma Lummel mit 360 geladenen Gästen. Im Bild von links Friedel Behr und Lothar Gebel, die beide verabschiedet wurden, Andrea Möller, Klaus Hofmann, Moderator Thomas Neger sowie die beiden Geschäftsführer Georg und Stefan Lummel.
Foto: Karlheinz Haase | Jubiläum: Ihr 50-jähriges Bestehen feierte die Karlstadter Spenglerfirma Lummel mit 360 geladenen Gästen. Im Bild von links Friedel Behr und Lothar Gebel, die beide verabschiedet wurden, Andrea Möller, Klaus Hofmann, ...
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 16.12.2015 10:58 Uhr

Das Klempner- und Kupferschmiedemuseum in Karlstadt soll künftig neu organisiert werden. Hier sollen Auszubildende im Spenglerhandwerk alte Techniken erlernen können. Das war eine der Neuigkeiten, die bei der 50-Jahr-Feier der Firma Lummel zu erfahren waren.

Heute würden die Auszubildenden immer mehr auf industriell vorgefertigtes Material „getrimmt“, sagte der Technische Geschäftsführer Georg Lummel. Dabei gehe alte Handwerkskunst verloren. Im Museumskeller sollen nun zehn Arbeitsplätze eingerichtet werden, an denen Lehrlinge die Chance bekommen, beispielsweise das Treiben oder Bördeln zu trainieren. „Wir wollen uns nicht als Monteure der Industrie missbrauchen lassen“, fasste Georg Lummel zusammen.

360 geladene Gäste waren zum Firmensitz in der Echterstraße gekommen, um ein halbes Jahrhundert Firma Lummel mitzufeiern – Mitarbeiter und Gäste aus dem Karlstadter Umfeld des Unternehmens, aber auch Spenglerkollegen und Zulieferer über Deutschland hinaus. Streng genommen hätte die Firma auch ihr 77-jähriges Bestehen feiern können, denn Großvater Georg Lummel hatte schon 1938 in Himmelstadt eine Werkstatt eröffnet und damit einen ersten Grundstein für die heutige Firma von Weltrang gelegt, sagte Bürgermeister Paul Kruck, der neben Harald Schneider als stellvertretender Landrat ein Grußwort sprach.

Die Familie Lummel hatte das Fest standesgemäß aufgezogen. Immer wieder klang an dem Abend an, dass der im vergangenen Jahr gestorbene Firmengründer Heinz Lummel nicht nur ein besessener Handwerker war, sondern auch gerne feierte. Hermann und Hermine alias Werner Hofmann und Gerlinde Büttner witzelten dazu passend: „Der war noch Vorsitzender vom Junggesellenclub, da war er schon 15 Jahre verheiratet.“ Heinz Lummel war noch an den ersten Vorbereitungen für das Jubiläum beteiligt gewesen. Jetzt stand den ganzen Abend eine lebensgroße Pappfigur von ihm auf der Bühne.

Der befreundete Mainzer Fastnachtssänger und Inhaber einer Spenglerfirma, Thomas Neger, moderierte den Abend. Auf der Bühne kamen Mitarbeiter der ersten Stunde zu Wort, so etwa Eugen Thust, der in der 1967 in der alten Werkstatt in der Bahnhofstraße begonnen hatte und sowohl bei der ersten Auswärtsmontage, der Kirche in Diebach, als auch beim ersten Auslandseinsatz in Riad dabei war. Diebach war für Thust allerdings schon eher ein Heimspiel, lebt er doch in dem nur vier Kilometer entfernten Hammelburg.

Hanni Öhring, die 1966 im Büro anfing, erzählte, dass die Neue Bahnhofstraße den Beinamen Theaterstraße bekam – wegen Heinz Lummels lautem Organ. Wie sie das ausgehalten habe, wollte Neger wissen. „Mit einem Kurs in autogenem Training“, gab sie schmunzelnd zurück.

Karl Seuffert, Hans Kirchgässner und Ronny Schmidt berichteten über internationale Großprojekte und die Gründung der Firma SIS (Sheet Metal International Systems) Seychellen und Singapur – „aus Gründen des Fernwehs“, so Seuffert. Kirchgässner ließ durchblicken, dass Heinz Lummel Erfindungen und Techniken nie für sich alleine behalten wollte. Georg Lummel kommentierte später, man sollte dennoch künftig schauen, ob man eigene Entwicklungen nicht auch vermarkten könne. Beispielsweise wurde die Handabkantbank „Lukas“, für die es den bayerischen Staatspreis gegeben hatte, später von anderen gebaut und verkauft.

Der einstige Lehrer von Georg Lummels Meisterschule, Gerd Brenner, schilderte, wie er mit Spenglerschülern am Museum in Karlstadt zur Arbeit anrückte und etwas ratlos war, während Heinz Lummel Plandetails auf einen Styroporklotz oder eine Biergarnitur skizzierte.

Heute liegt die Firma in Händen der beiden Geschäftsführer Georg (Spenglermeister/Technik) und Stefan (Betriebswirt/Kaufmännischer Teil) Lummel. Letzterer gab einen Vorgeschmack auf das künftige kaufmännische Büro, das auf das bisherige Firmengebäude aufgesetzt werden soll, und den Bau des Bahai-Tempels in Chile.

Schwester Andrea Möller ist fürs Personal zuständig. Seit 1983 sorgt Klaus Hofmann für die kaufmännische Organisation und ist nebenbei auch für die Koordination des Museums zuständig. In den Ruhestand verabschiedet wurden der Entwickler Friedel Behr und der Lagerist Lothar Gebel.

Bernhard Reiser kümmerte sich mit seinem Küchenteam für die Verköstigung. In einem kurzen Showteil durften Spengler als Schaumschläger auftreten und Zabaione zubereiten. Die Speisekarte war passenderweise auf Edelstahlblech graviert. Und es gab Pfarrbräu mit Blechpatscherlogo.

Lied von Lukas, der Abkantbank

Zum Schießen war Mattias Walz' Lied über dies Handabkantbank „Lukas“. Er habe überhaupt nicht gewusst, was das ist, als er das Lied dichtete, schickte er voran: „Ich heiße Lukas und ich bin eine Handabkantbank. Abkanten mit der Hand kann man mit mir brillant. Ich bin frappant interessant für den Spenglermittelstand, doch bin ich nur bekannt, weil der Lummel mich erfand. Von Garmisch bis nach Helgoland bin ich die schönste Handabkantbank. Die Spengler rufen: Gott sein Dank, gibt's Lukas, die Handabkantbank. Doch darf an mich nicht jeder Praktikant, weil sonst schnell die Hand ab sein kannt.“ Das Publikum sollte die Wiederholung mitsingen, doch selbst Zeile für Zeile gelang dies nicht.

In der zweiten Strophe geht es um ein originelles Geburtstagsgeschenk für die Gattin, die schon alles hat. Warum nicht mal eine Handabkantbank? Schließlich kommen die älteren Damen, kneifen ihn in die Backe und wollen wissen: „Wie heißt denn du?“ – „Ich heiße Lukas und bin eine Handabkantbank . . .“

 
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