Viele Männer beweisen am Grill gerne, dass sie richtige Männer sind. Dann gibt's Steaks und Bratwürste für die ganze Familie. Wenn Christian Beiler aus Rieneck brutzelt, bringt er gleich mehrere Großfamilien auf einen Schlag satt. In seine „Dicke Berta“ passen wahlweise acht Spanferkel oder 16 bis 20 Truthähne. Aus einer fixen Idee wurde bei ihm eine Geschäftsidee. Der Rettungsassistent hat immer größeren Erfolg mit seinem nebenher betriebenen Catering-Unternehmen. Jetzt ist ein noch größerer Grill im Bau. Wie schnell eins zum anderen kam, davon wirkt er selbst überrascht.
500-Liter-Container Grillsoße
Und er überrascht auch andere. Gerne erzählt der 40-Jährige die Geschichte mit der Grillsoße. Momentan hat er noch Zehn-Liter-Eimer eines bekannten amerikanischen Soßenherstellers. Aber warum nicht ein deutsches Produkt, dachte er sich. Deswegen hat er kürzlich bei einem deutschen Hersteller angerufen, er brauche große Mengen Soße. Die Firma hat ein 30-Liter-Gebinde, so die Auskunft. Er habe da eher an 500-Liter-Container gedacht, davon brauche er vielleicht vier bis sechs. „Betretenes Schweigen am Telefon“, erzählt Beiler. „Ihnen ist schon klar, dass Sie gerade drei Tonnen Barbecuesoße bestellen?“, kam dann eine ungläubige Nachfrage. Beiler zurück: „Ja, aber ich weiß nicht, ob es reicht.“
„Big Boys Grill“ – Große-Jungs-Grill – nennt sich Beilers Cateringunternehmen. Vor Kurzem ahnte er noch nicht, wie rasant sich alles weiterentwickeln würde. Im Sommer war er auf einem sogenannten Street-Food-Festival in Giebelstadt, einem Imbissfestival. Dort kam er in Kontakt mit einem Veranstalter solcher Festivals, der in ganz Deutschland aktiv ist. Der heuerte Beiler unter anderem gleich für ein Festival in Dresden an, wo 30–40 000 Leute waren. Für das kommende Jahr ist der 40-Jährige schon bis Oktober bei Veranstaltungen gebucht, in ganz Deutschland und auch in Österreich und der Schweiz.
Steckenpferd „Pulled Pork“
Sein Steckenpferd ist ein Burger mit Pulled Pork, über 14 und 20 Stunden gegartes Schweinefleisch, das faserig zerfällt oder sich zerrupfen (englisch „pull“) lässt. In seinem großen Räuchergrill, neudeutsch „Smoker“, muss dafür alle 20 Minuten ein langes Holzscheit nachgeschoben werden. Ist das Fleisch durch, ist es außen richtig dunkel, fast schwarz. Die Brötchen werden in einem Durchlauftoaster geröstet, der auch den Takt vorgibt. Alle 20 bis 25 Sekunden kommen zwei fertige Brötchen heraus, erzählt Beiler.
Läuft der Toaster, brauche es alleine einen Mann, um den zu bedienen. Derzeit hat Beiler sechs Aushilfskräfte – die sind auch nötig, da er an manchen Wochenende zwei oder sogar drei Veranstaltungen am Tag hat.
Schon als 15-Jähriger hatte er zum ersten Mal die Idee, aus einem Gastank einen Grill zu bauen. Sein Vater verkaufte Flüssiggas. Aber zunächst einmal lernte Christian Beiler Heizungsbauer. Bei zwei USA-Urlauben Ende der 90er, wo „in jedem zweiten Hof ein Smoker“ stehe, kam er zum ersten Mal in Kontakt mit amerikanischer Grilltradition. Mit seinen Kumpels hat er damals in Rieneck oft ganze Wochenenden im Wald gefeiert. Zu essen gab es Gegrilltes. Was Beiler aber störte: „Es war immer das gleiche Essen.“
Gastank zu Grill umgebaut
Also sagte er irgendwann zu seinen Vater: „Ich brauche einen Gastank.“ Der hielt das für einen Witz, hatte aber kurz darauf einen schrottreifen 1800-Liter-Tank für ihn. In relativ kurzer Zeit baute Beiler den Tank 2004 zu einem großen Smoker-Kugelgrill um, nannte ihn, weil er so aussah, nach der Lokomotive aus Lukas Jim Knopf „Emma“.
Seinen ersten Einsatz hatte der kurz darauf bei Beilers Feier zur bestandenen Rettungsassistenten-Prüfung mit 35 Kollegen. Es gab Spanferkel. Die Sache mit seinem Grill sprach sich herum und schon bald kamen Anfragen, ob er nicht da und da auch mal grillen würde. 2011 dann meldete er ein Gewerbe an.
Jetzt ist der dritte Grill im Bau. Passen in die „Dicke Berta“ etwa 800 Portionen Spanferkel, werden es im neuen 2500 sein. Beiler: „Dann ist endgültig Schluss mit Kindergeburtstag.“ Ab 50 Personen, so Beiler, grille er alles, was man grillen kann, außer Steaks und Bratwürsten. Darunter auch so exotische Dinge wie ganze geräucherte Ananas, die es als Nachspeise gibt. Er hat schon bei Veranstaltungen namhafter Firmen den Grill angeworfen, aber auch bei Festen aller Art.
Improvisation ist gefragt
Eine interessante Erfahrung war für Beiler etwa das Dorffest in Wiesenfeld vergangenen Sommer, wo innerhalb einer guten Stunde über 250 Portionen Spanferkel und Klöße weggingen. Da war Improvisation gefragt: Statt Klößen gab es dann Nudeln, und weil die Soße auch irgendwann aus war, verblüffte er seine Mitstreiter, indem er kurzerhand aus Fleisch- und Gemüsesaft eine neue machte.
Eine große Veranstaltung wird für Beiler im Sommer auch das Hofstetten-Treffen. Da rechne der Veranstalter mit etwa 800 Essen, die Beiler liefern muss. Kein Wunder, dass er immer gleich 300 Kilogramm Krautsalat macht.
„Es ist immer lustig, aber oft anstrengend, wenn man am Tag 1000 Burger zusammenbaut“, sagt Christian Beiler. „Man muss schon gerne grillen.“ Aber gerade auf den Streetfood-Festivals lerne er viele Verrückte kennen, „positiv Verrückte natürlich“.
