
Mit großem Gelärme und viel Helau zogen die Närrinnen und Narren auch in Rieneck am Freitagabend vor das Bürgerzentrum, um mit dem Rathaussturm die Macht zu übernehmen. Begleitet wurden sie von den Rienecker Musikanten. Das Stadtparlament konnte den stürmischen Forderungen der Garden und Mitglieder des Rienecker FasenachtskomiteeS (RFK) nur wenig Widerstand entgegensetzen - waren doch schon einige aus dem Gremium zu den Spaßmachern übergelaufen. Selbst Bürgermeister Sven Nickel hatte sich vorsorglich das Rienecker Narrengewand, den "Bettüwerzuch", übergeworfen.
Schon lange hatten die Herolde des Grafen von Rieneck den Närrinnen und Narren mit einem Jubiläumsfastnachtszug ein großes Spektakel versprochen. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", vertröstete Silvester Krutsch, der Sprecher der Herolde, alle Spaßvögel gendergerecht erneut um ein weiteres Jahr. "500 Jahre Foasenocht wird auf jeden Fall irgendwann gefeiert."
"Wir lassen uns durch Corona, Inflation und Krisen nicht unterkriegen", stellte RFK-Präsident Fabian Hörnis auf den Treppenstufen vor dem Sitzungssaal des Rathauses fest. Er forderte: "Händigt uns den Schlüssel aus, wir gehen auf keinen Fall leer nach Haus".
Bürgermeister zu Nahversorgungsladen: "Nächstes Jahr da simmer schlauer"
Das Narrenoberhaupt griff sodann einige lokale Themen auf. Er verwies etwa auf den Kauf von "leerstehenden Hütten, Häusern und Gebäuden" im Rahmen der Altstadtsanierung. Natürlich sei Sven Nickel gleich mit gutem Beispiel vorangegangen und habe "sich das Marxe-Haus gleich selbst unterm Nagel gerisse". Weitere Themen waren die Parksituation und der immer noch vakante Neubau des Nahversorgungsladens.

"Bald krieg mer jedes Auto unter, in unserm Herrgottsbergschen Bunker", verwies Sven Nickel augenzwinkernd auf eine im Stadtrat angesprochene Lösung der Parksituation. Auch beim Ladenthema sei man auf der Spur. "Nächstes Jahr da simmer schlauer", sagte der Bürgermeister, ohne weitere Details zu verraten.
Göikel erwärmen das Bürgerzentrum auch ohne Gas
"Die Stadtbeamten müssen frieren und auch zum Gardetraining wird nicht mehr im Bürgerzentrum geheizt, weil Putin mit dem Gas so geizt", behauptete Hörnis. Wenn die Göikel die Macht übernehmen, so werde das Bürgerzentrum auch ohne Gas erwärmt. Denn man werde feiern, "bis die Schwarte kracht", war sich der RFK-Präsident sicher.
Schließlich ergaben sich die wenigen Stadtvertreter der Narrenübermacht, die auf den alten Schulplatz vor dem Bürgerzentrum aufgezogen war. Sven Nickel und seine Assistenten überreichten den Spaßvögeln Schlüssel und Stadtkasse mit Schokotalern. Die Närrinnen und Narren hatten auf dem Platz wärmende Holzöfen aufgestellt und die Kinder-, Prinzen- und Jugendgarde begeisterten die Gäste mit einem gemeinsamen Tanz.

Hörnis gab zudem die Termine für die beiden Prunksitzungen des RFK am 21. und 28. Januar bekannt und wies auf die Zeitpunkte für den Kartenvorverkauf am 18. Dezember und 8. Januar von 14 bis 16 Uhr im Bürgerzentrum hin. Auch Jubiläumsüberzüge können noch im Laden Rieneck erworben werden. Der historische Jubiläumsfastnachtszug könne frühestens 2024 stattfinden. Für den Faschingsdienstag 2023 plant die Interessengemeinschaft ein Überzugstreiben mit Kehraus.