Glück ist lernbar. Das jedenfalls versuchen die Lehrkräfte sowie Schulleiter Michael Bäuerlein in diesem neuen Schuljahr den Kindern der 3. und 4. Klasse in der Rienecker Grundschule zu vermitteln. Das wöchentliche Schulfach "Glückskompetenz", wie es auch bezeichnet wird, soll den Schülerinnen und Schülern helfen, Eigenverantwortung für ihr "Glücksempfinden" zu übernehmen und mit Stresssituationen umzugehen. Für die Erst und Zweitklässler steht "Spaß und Spiel" auf dem Lehrplan.
Es wird viel darüber diskutiert, dass durch die verschiedenen Corona-Einschränkungen der vergangenen Zeit bereits bei jungen Schülern Depressionen aufkommen. Deshalb die Frage: Was kann man Kindern anbieten, damit sie wieder mit Spaß und Freude Kind sein können. Die Antwort von Schulleiter Michael Bäuerlein: Glück schenken. Er findet es deshalb wichtig, gerade jetzt das Thema Glückskompetenz, das in anderen Bundesländern bereits lange vor der Coronakriese behandelt wurde, aufzugreifen und umzusetzen. Er glaubt, bisher damit in Main-Spessart der einzige zu sein.
Glückskompetenz basiert auf Erkenntnissen der positiven Psychologie, der Resilienzforschung und der Lern- und Gehirnforschung, erläutert der Schulleiter. Resilienz beschreibt in diesem Zusammenhang die Stärke, mit Krisensituationen fertig zu werden und leitet sich vom lateinischen Wort "resilire" ab, das ins Deutsche übersetzt so viel wie "zurückspringen, abprallen" heißt. Die Forschung bestätige, dass das Glücklichsein erlernbar sei.
Die Kinder der 3. und 4. Klasse reflektieren beispielsweise über negative Faktoren, wie Angst und belastender Stress und deren Anzeichen, sowie verschiedene Möglichkeiten, wie man diesen reduzieren oder abbauen kann, ebenso darüber welche Gelegenheiten alles zum Entspannen und glücklich sein führen. Die Eltern erhalten entsprechende Elternbriefe, um zu wissen und zu unterstützen, was ausprobiert wird.
Kinder haben Spaß am Spiel
Die Kinder der 1. und 2. Klasse sprechen nicht so sehr über Glück, sondern haben parallel eine Stunde "Spaß und Spiel", in der viel gelacht wird. Außerdem werden vielfältige Angebote am Nachmittag für Kopf und Herz angeboten, so Bäuerlein. Die Erstklässler waren rund um die Schule unterwegs, um mit viel Elan und sichtlicher Begeisterung mit Ton lustige und freundliche Gesichter an Baumstämme zu modellieren.
Wöchentlich treffen sich ferner Interessierte zu einer Kinderuni, wo Kinderfragen beantwortet werden (z.B. warum müssen wir pupsen); einem Forscherlabor mit Experimenten, woraus Dinge gemacht sind, ob man sie teilen und wieder neu zusammenfügen kann; sowie einer Technik-Arbeitsgemeinschaft (AG) mit Strom-Lehrbausätzen, die später behalten werden dürfen.
Es existiert eine Theater- und Film-AG und Waldexperten erforschen den Wald alle 14 Tage mit allen Sinnen. "Diese AG hat uns das Schulamt geschenkt, weil sie gesehen haben, dass man auch während der Pandemie Kinder als Gemeinschaft begeistern kann", so der Schulleiter.
In weiteren Interessensgemeinschaften, die man jederzeit besuchen und auch wieder verlassen kann, sind beispielsweise Bau von Nistkästen (Großvater von einem Schüler) oder das Erstellen einer Schülerzeitung. Ferner existieren der Einstein-Club (für Matheüberflieger), Sportevents und Art Attack (in Zusammenarbeit mit Mitarbeiterinnen des offenen Ganztags), Weltretter (Aktionen für die Eine Welt), Kartenspiele und weiteres. All das helfe den Kindern, glücklich und mit Spaß bei der Sache zu sein. Ein weiterer Höhepunkt ist in dieser Woche das Zirkuscamp (täglich von 8 bis 16 Uhr) mit den Zirkus Luna aus Langendorf auf dem Rienecker Festplatz.