Um den Erhalt und den Fortbestand des Stadtwaldes zu sichern, will sich die Kommune künftig in noch stärkerem Maße einem klimaangepassten Waldmanagement widmen. Dabei wird sie von einem gleichnamigen Förderprogramm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt. Der Waldbesitzende hat dafür entsprechend den Förderrichtlinien bestimmte Kriterien zur nachhaltigen und naturnahen Bewirtschaftung zu erfüllen. Für Rieneck sieht der bereits bestätigte Förderantrag eine Auszahlung von knapp 1,2 Millionen Euro innerhalb der ersten zehn Jahre vor.
Basis für die jetzige Entscheidung des Stadtrates bildete eine gesonderte, umfassende Ratsinformation durch die Verwaltung und Revierleiter Matthias Schleich Anfang September. Dabei wurden zudem Themen wie eine mögliche FSC-Zertifizierung und weiterer Wasserrückhalt in der Flur erörtert.
"Bei den zwölf erforderlichen Kriterien für die Zuwendungen zum Waldmanagement sind auch Parameter, die bereits absoluter Usus bei unserer Waldbewirtschaftung sind, andere lassen sich mit geringem Aufwand entsprechend umsetzten", erläuterte Bürgermeister Sven Nickel jetzt. Als Beispiele nannte er das Thema Naturverjüngung und die Vorausverjüngung vor Nutzung eines Bestandes oder die Erweiterung der klimaresilienten, standortheimischen Baumartendiversität durch Einbringung von Mischbaumarten. Der Verzicht auf Kahlschläge sei ebenfalls üblich.
Maßnahmen zur Wasserrückhaltung bereits ergriffen
Maßnahmen zur Wasserrückhaltung habe man bereits ergriffen und werde diese noch umfassend erweitern. Das Thema von Habitatbäumen, sowie die Anreicherung an Totholz stehe bereits seit längerem auf der Agenda und die Forderung nach natürlicher Waldentwicklung auf mindestens fünf Prozent der Waldfläche werde man ebenfalls erfüllen. Dafür sollen entsprechende Bereiche von über 71 Hektar auf 20 Jahre aus der Nutzung genommen werden, hieß es.
Die geforderten zwölf Punkte könnten künftig über eine FSC-Zertifizierung plausibilisiert und bestätigt werden, denn der Stadtrat stimmte in der jüngsten Sitzung auch einem Beitritt zur Gruppe "FSC Main-Spessart-Würzburg" zu. Diese wird von der Otto-Gruppe unterstützt, die großen Wert auf die Vermarktung nachhaltig produzierte Ware legt, erläuterte Nickel. Die FSC-Zertifizierung sei "eine öffentlich sichtbare Aufwertung des Stadtwaldes". Die Kosten für die Zertifizierung werde in den ersten fünf Jahren von der Otto-Gruppe getragen. Danach seien dafür nach heutigem Stand bis zu drei Euro je Hektar fällig. Die notwendigen Anpassungen in der Waldbewirtschaftung seien umsetzbar und durch Fördergelder kompensiert, hieß es.
Auf Fehlern in den neuen Karten hingewiesen
Jüngst gab es wieder Starkregenereignisse, die zeigen, wie wichtig es ist, möglichst viel Wasser in der Fläche zurückzuhalten. "Das Amt für ländliche Entwicklung bietet ein Förderprogramm, das Neuanlagen von Regenrückhaltebecken in Form von kleinen Biotopen im Wald unterstützt", erläuterte der Bürgermeister. Deshalb plane man eine Erweiterung des bereits bestehenden Systems von Rückhaltebecken im Stadtwald durch neue Biotope. Es gebe bereits eine mündliche Förderzusage von bis zu 50.000 Euro. Die Stadt müsse einen Eigenanteil von 15 Prozent tragen. Auch hierfür gab der Stadtrat grünes Licht.
Das Landratsamt beabsichtigt das vom Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg ermittelte Überschwemmungsgebiet der Sinn auch im Bereich Rieneck neu festzusetzen. Bereits in einer Vorbesprechung hatten Stadträte die Behörden auf Fehlern in den neuen Karten hingewiesen. Zwei genannte Beispiele wurden im aktualisierten Kartenmaterial korrigiert. Jedoch sind nach Ansicht des Gremiums noch weitere Mängel vorhanden. Diese sollen nun kurzfristig der Stadtverwaltung gemeldet werden, damit diese in der offiziellen Stellungnahme der Kommune schriftlich dokumentiert werden.