Wie kann man der Volkskrankheit Schlaganfall vorbeugen? Darüber hat Peter Kraft, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Main-Spessart, am Dienstag im proppenvollen Speisesaal des Lohrer Krankenhauses rund 100 Zuhörer informiert. Sein wichtigster Ratschlag: Bewegung.
Laut Kraft erleiden jedes Jahr rund 270000 Menschen in Deutschland Schlaganfälle, nur Herzinfarkte gebe es mehr (rund 300000). Nach Herzinfarkten und Tumorerkrankungen seien Schlaganfälle die dritthäufigste Todesursache. Ferner seien sie die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter.
Jeder vierte Deutsche werde im Leben einen Schlaganfall erleiden, machte der Lohrer Chefarzt deutlich. Dabei seien 70 Prozent aller Schlaganfälle vermeidbar, »wenn man denn eine entsprechende Vorbeugung betriebe«. Um die richtige Prävention zu erkennen, müsse man zunächst wissen, was ein Schlaganfall eigentlich sei.
Plötzliche Störung im Hirn
Dabei handle es sich um die plötzliche Störung der Gehirnfunktionen durch eine gestörte Hirndurchblutung. Ursachen seien verstopfte (85 Prozent der Fälle) oder geplatzte Blutgefäße im Gehirn. Nicht beeinflussbare Risikofaktoren seien Alter, Geschlecht (Männer sind häufiger betroffen) und genetische Disposition.
Beeinflussbar seien Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen, Diabetes, Fettstoffwechsel- und Herzrhythmusstörungen.
Die Vorbeugung bestehe in einer gesunden, salzarmen, mediterranen Ernährung mit wenig Fleisch, viel Gemüse und Olivenöl. Viel Bewegung sei ganz wichtig, wobei die Ratschläge von 150 bis 300 Minuten in der Woche reichten.
Dabei sei es ziemlich egal, was man mache, »Hauptsache, man tut was«. Rauchen als Risikofaktor verliere an Bedeutung, weil immer weniger Menschen rauchten. Mittlerweile sei »Sitzen das neue Rauchen«. Wenig hält der Chefarzt von Nahrungsergänzungsmitteln. Eine neue Studie von 2019 belege, dass sie kaum einen Effekt hätten.
Wenn der Schlaganfall dennoch eingetreten sei, »ist Zeit Hirn«, so Kraft. Denn pro Minute würden fast zwei Millionen Hirnzellen irreversibel absterben.
Erkennen könne man einen Schlaganfall am plötzlichen schmerzlosen Auftreten einer halbseitigen Lähmung, auch im Gesicht, Seh- und Sprechstörungen und Problemen bei der Koordination der Bewegungen.
Projekt Schlaganfallhelfer
Kraft stellte abschließend eine neue Initiative des Klinikums mit dem Roten Kreuz vor: den ehrenamtlichen Schlaganfallhelfer. Er solle Betroffene und Angehörige im Alltag unterstützen, zu Behörden begleiten und beim Ausfüllen von Anträgen helfen.
Der erste Schulungskurs mit 40 Stunden soll im Frühjahr 2020 beginnen.