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Rexroth will 1150 Stellen streichen
Auch die Lohrer Gießerei ist vom geplanten Stellenabbau bei Bosch Rexroth betroffen. Von den rund 600 Gießerei-Arbeitsplätzen sollen bis Ende 2018 bis zu 145 gestrichen werden, 95 in der Produktion, 50 im indirekten Bereich.
Foto: Rexroth | Auch die Lohrer Gießerei ist vom geplanten Stellenabbau bei Bosch Rexroth betroffen. Von den rund 600 Gießerei-Arbeitsplätzen sollen bis Ende 2018 bis zu 145 gestrichen werden, 95 in der Produktion, 50 im indirekten ...
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:48 Uhr

Bis zu 1150 Stellen will Bosch Rexroth bis Ende 2018 an sechs deutschen Standorten streichen. Das gaben Holger von Hebel, kaufmännischer Leiter des Bereichs Mobile Anwendungen, und Florian Müller, kaufmännischer Werkleiter der Gießerei in Lohr, am Dienstag bekannt. Von den rund 600 Jobs in der Lohrer Gießerei sollen bis zu 145 wegfallen.

Der Stellenabbau solle so sozial verträglich wie möglich gestaltet werden, unter anderem durch Altersteilzeit, Vermittlung von Mitarbeitern an andere Standorte innerhalb der Bosch-Gruppe oder auch Abfindungen, hieß es. Ziel sei es, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.

Der geplante Stellenabbau ist eine Folge des seit einem Vierteljahr bekannten Vorhabens, im Bereich Mobile Anwendungen bis Ende 2018 450 Millionen Euro einzusparen. Diese angestrebte Kostensenkung wiederum hängt vor allem mit deutlichen Rückgängen seit 2012 im Bereich Bau- und Landmaschinen zusammen; Rexroth ist führender Zulieferer für Bagger, Radlader, Gabelstapler, Traktoren oder Erntemaschinen.

Aufrund vorausgegangener Boomjahre hätten sich in diesem Bereich – nicht nur bei Rexroth, sondern auch bei den Mitbewerbern – „massive Kapazitäten“ aufgebaut, die zu Preisdruck führten und nun wieder angepasst werden müssten, so Holger von Hebel. Auf dem Chinamarkt mit seiner Immobilienblase habe Rexroth im ersten Halbjahr 2015 einen Umsatzeinbruch von 40 Prozent gehabt.

Eine signifikante Erholung des Marktes in den nächsten fünf Jahren sehe man bei Rexroth nicht, machte Holger von Hebel deutlich. Man habe es nicht mit einer konjunkturellen Schwäche zu tun, „es ist eine strukturelle Anpassung, die notwendig ist“.

Gegensteuern will das Unternehmen mit weltweit rund 33 000 Mitarbeitern durch Reduzierung von Überkapazitäten und Steigerung der Effizienz durch Verbesserung der Prozesse; gleichzeitig soll zukünftiges Wachstum durch Investitionen in Neuentwicklungen im Softwarebereich (Industrie 4.0) erleichtert werden.

Laut Holger von Hebel fanden seit Juli Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern statt, die „sehr konstruktiv gelaufen“ seien. Die von der Arbeitnehmervertretung beauftragten Berater hätten das Konzept mittlerweile validiert. Nun prüfe Rexroth die von den Arbeitnehmern gemachten Vorschläge umfassend; ein Großteil dieser Vorschläge sei bereits im Konzept berücksichtigt. Das Unternehmen starte nun mit der Sanierung, wobei die Arbeitnehmerverteter „weiterhin alternative Maßnahmen für die betroffenen Standorte vorschlagen“ könnten. „Wir lassen die Tür offen“, sagte auch Florian Müller mit Blick auf geplante Veränderungen in der Lohrer Gießerei.

Laut Holger von Hebel soll die Gießerei als Kernbestandteil von Rexroth neu aufgestellt werden, um in Zukunft ausgelastet zu sein. Die Gießerei hänge zu 90 Prozent an den Märkten der „Mobilen Anwendungen“, weshalb man auch hier in den letzten Jahren Volumen verloren habe. Von den bis zu 145 Stellen, die gestrichen werden sollen, entfallen seinen Worten nach 95 auf die Produktion und 50 auf den indirekten Bereich.

Laut Müller soll der Umsatz der Gießerei in den nächsten Jahren um 30 Prozent steigen. Voraussetzung dafür sei eine Senkung der Kosten, um wettbewerbsfähiger zu werden. Schwerpunkt des Neuausrichtungskonzepts sei, die Kernherstellung verstärkt an Fremdfirmen zu vergeben, wobei es in Lohr weiterhin eine Kernmacherei geben solle, allerdings in kleinerem Umfang als bisher und mit Beschränkung auf spezialisierte Verfahren.

Ausgebaut werden sollen laut Müller sowohl der Kokillen- als auch der Formmaschinenguss; großen Wert lege man auf die Qualitätsverbesserung. In den letzten Jahren habe man in 3-D-Drucker investiert, ein sehr modernes Verfahren, das erlaube, schnell kleine Serien zu produzieren. Das 3-D-Druckverfahren verdränge nicht die klassische Fertigung, sondern erschließe einen neuen Markt, so Müller.

Mit Blick auf den derzeit stattfindenden Technologiewandel zeigte sich Holger von Hebel „ganz zuversichtlich“ über die Position, die Bosch Rexroth dabei einnimmt.

Rexroth-Reform: Was sich an den einzelnen Standorten ändert

Bei der Sanierung des Bosch-Rexroth-Bereichs „Mobile Anwendungen“ sollen einfachere Arbeitsabläufe eingeführt und kostengünstigere Werke außerhalb Deutschlands verstärkt genutzt werden. Zudem sollen Fertigungsprozesse flexibler gestaltet sowie in die Entwicklung neuer Produkte investiert werden.

Die bis zu 1150 Stellen, die Rexroth an sechs deutschen Standorten abbauen will, verteilen sich folgendermaßen:

Elchingen: bis zu 610 von rund 2470; Lohr: bis zu 145 von rund 600 in der Gießerei;

Augsfeld: bis zu 110 von rund 450;

Homburg: bis zu 60 von rund 760;

Horb: bis zu 195 von rund 1100;

Schwieberdingen: bis zu 30 von 180.

Die Standorte Elchingen und Horb sollen ihre Stellungen als Leitwerk ausbauen. Das Ersatzteilgeschäft soll von Elchingen und Horb nach Nürnberg verlagert werden. Durch dann nur noch eine Anlaufstelle für die Kunden soll das Servicegeschäft gestärkt werden. Sowohl in Elchingen als auch in Horb sollen neue Produkte entwickelt und produziert werden.

Um dem Kostendruck zu begegnen will Rexroth künftig auch verstärkt die Fertigungskapazitäten der Rexroth-Werke in kostengünstigeren Ländern nutzen. Konkret sei eine Verlagerung von Produkten in das Werk Bursa in der Türkei vorgesehen.

Augsfeld werde sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Die Erzeugnisgebiete Fremdkraftbremse und Mobilergänzung sowie einige Typen von Steuerblöcken sollen zukünftig in Bursa gefertigt werden. Gleichzeitig sollen einige andere Steuerblock-Varianten zwecks Bündelung von Produkten am Standort künftig wieder in Augsfeld produziert werden.

 
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  • ralfeberhardt
    Sogenannte MANAGER sprechen von strukturellen Anpassungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprechen von Managementfehlern. Eines von beiden kann nur passen.
    Ich habe dazu meine Meinung!
    Und bitte keine Globalisierungsentschuldigung. Die ist selbstgemacht.
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  • katenaco
    Wie bitte soll sich bei Rexroth jemals ändern, wenn dort kein generelles Umdenken statt findet? Lauter Häuptlinge die nur ihre Theorien im Kopf haben. Von Praxis keine Ahnung. Die Arbeiter die angeblich eingebunden werden sollen habe ich noch nicht gesehen. Hoffentlich läufts noch so lange bis ich in Rente kann. Hoffen kann ich ja mal. Glaube tue ich es nicht.
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