Als eine »Revue der Lohrer Vereine« mit einer »Exkursion durch die Vereinslandschaft Lohrs der letzten 150 Jahre« bezeichnete die Leiterin der Lohrer Volkshochschule, Susanne Duckstein, einen Vortrag des Arbeitskreises Heimat und Geschichte (AK) am Mittwoch in der Alten Turnhalle. Gut zwei Dutzend Interessierte, vornehmlich ältere Lohrer, hatten sich eingefunden, um Details und Hintergründe von 15 Lohrer Vereinen und Verbänden (insgesamt gibt es 196) aus der Gründungszeit, bis teilweise in die Gegenwart hinein zu erfahren.
Wieder einmal konnte der AK seine akribische Arbeit unter Beweis stellen, um das alltagsgeschichtliche Vermächtnis der Stadt zu erhalten und dieses ebenso zu katalogisieren. Neun Bände sind bereits zu diversen Themen erschienen, zwei weitere in Planung, führte Meinrad Amrhein für den Arbeitskreis aus.
Rauch- und Strickverbot
Das Mikrofon an diesem unterhaltsamen Abend teilten sich Karl-Heinz Schroll, der die Vorstellung der Vereine übernahm, und Sabine Fiedler-Conradi, die Anekdoten aus überlieferten Zeitungsberichten oder Aufzeichnungen vorlas. Indes hatten die Besucher während des Vortrages immer wieder die Möglichkeit, bisher nicht bekannte Personen auf den zahlreich zu Schau gestellten Bildern zu identifizieren, oder dem Arbeitskreis helfend bei der Suche nach den Orten der Aufnahmen zur Seite zu stehen.
Turnriege stand am Anfang
Wer hätte schon gedacht, dass der Sängerbund Sendelbach zwar im Jahr 1950 das gleiche Recht für Frauen beschloss, jedoch das Rauchen für Männer, aber auch das Stricken für Frauen bei den Gesangsproben untersagte?
Als älteste Abteilung des Turn- und Sportvereins stellte Schroll die Turn-Riege vor, die bereits 1846 gegründet wurde. Am ehemaligen Sportplatz am Schafhof trainierten die Turner, auch eine Damen-Riege wurde gegründet. Dass die Turner damals von vielen Lohrern als eine »üble Erscheinung« angesehen wurden, konnte aus Zeitungsartikeln überliefert werden.
Auch auf die Einführung des Sportplatzes an der Jahnstraße im Jahr 1927 wurde mehrfach hingewiesen, bedeutete dies doch für viele Sportvereine, endlich über ausreichende Trainingsmöglichkeiten zu verfügen. 1937 erfolgte die Zusammenlegung der Vereine TV und TG zum TSV 1846. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs sank die Mitgliederanzahl rapide, ebenso gab es in der Vereinen Bespitzlungen und Hausdurchsuchungen nach politischen Schriften, die bis zur Schutzhaft einzelner Mitglieder führte. Interessant auch die Darstellung des damaligen Jagdvereins, dessen Mitglieder nach dem Krieg keine Waffen führen durften, was zu einem massiven Anstieg des Wildes in den Wäldern geführt habe.
Die Welt entdeckt
»Wie lernte man als Jugendlicher in den 50er Jahren die Welt kennen?«, fragte Schroll. Natürlich bei den Lohrer Pfadfindern, die sich auf eine damals abenteuerliche Reise nach Dänemark machten und in den 80ern sogar die Rocky Mountains in den USA besuchten. Dieter Daus, Mitglied des seit Ende der 90er-Jahren nicht mehr aktiven Stammes Sankt Michael der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg in der Altstadt, und Franz Hofstötter, seit 1960 dabei, stellten in einer kleinen Ausstellung mit interessanten Exponaten anschaulich die Aktivitäten ihrer Bewegung vor.