Ökonomische Zwänge und organisatorische Festlegungen lassen auch in einem Familienbetrieb im 130-Seelen-Ort Schonderfeld wenig Raum für ein romantisch-ländliches Landwirtsleben. Sigrid Reusch bestätigte bei einer Führung anlässlich des „Tags des offenen Bauernhofes“ durch den Hof die wachsende Belastung durch bürokratische Verpflichtungen.
Zwölf ihrer insgesamt 40 Hektar Land bauen die Reuschs mit Zuckerrüben an. Vor einer Erntemaschine im Wert von mehreren Hunderttausend Euro schilderte die 45-jährige Landwirtin, dass der Zuckerrüben-Anbau für einen Betrieb ihrer Größe nur mit Hilfe von Lohnunternehmen zu bewerkstelligen sei. Und diese bestimmten dann auch Ernte- und Abfuhrzeitpunkt der Ware. „Wir bekommen Ende August den Termin für unsere Rübenernte im Oktober mitgeteilt“, erklärt sie, „und da die teuren Maschinen rund um die Uhr laufen müssen, kommt es immer wieder zu Ernteterminen mitten in der Nacht. Ich verstehe, dass sich die Leute dann über den Lärm aufregen“, sagt sie, „aber sie können sicher sein, dass ich um diese Uhrzeit auch lieber schlafen würde.“
Mit dem „Tag des offenen Bauernhofes“ gelang es Sigrid und Engelbert Reusch, Einblicke in die Zwänge der modernen Landwirtschaft zu geben, aber auch etwas von der Leidenschaft zu vermitteln, mit der die ganze Familie ihren Hof betreibt. Seit 1986 trägt das Ehepaar die Verantwortung für den Betrieb, der vor 15 Jahren mit der „Schonderfelder Brotzeitstube“ zudem eine kleine aber weithin beliebte gastronomische Ergänzung fand.
Ob schließlich der 21-jährige Sohn Engelbert, der als Hobby-Imker bereits 13 Bienenvölker unterhält, oder einer der zwölfjährigen Zwillinge Maximilian oder Franziska später den Hof weiterführen, steht noch in den Sternen, so Mutter Sigrid. „Wir drängen keinen der Drei“, betonte sie, „aber wir würden uns natürlich freuen, und den- oder diejenige nach Kräften unterstützen.“