
Bürgermeister Karl Gerhard lud den Retzstadter Gemeinderat zur Waldbegehung mit Abstimmung über den Forstbetriebsplan 2022. Mit dabei waren Forstdirektor Christoph Kirchner und Revierförster Patrick Schelbert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
In der Waldabteilung "Buch", zeigten die beiden Forstexperten Buchentrockenschäden und das im Wald verbleibende Totholz auf. Bei diesem Totholz handelt es sich um Bäume, deren Verbleib im Wald nach dem Vertragsnaturschutzprogramm finanziell gefördert wird, was eine zwölfjährige Bindung nach sich zieht. Totholz soll im zumutbaren Rahmen im Wald stehen bleiben, es sei denn, es muss aus Verkehrssicherheitsgründen entfernt werden.

Dabei kann es aber im Wald liegen bleiben, was jedoch zu Schwierigkeiten bei der Waldbewirtschaftung führen kann. Es darf keiner anderen Nutzung zugeführt werden. Schelbert zeigte, dass in diesem Waldbestand durch die Trockenheit absterbende Buchen vorhanden sind. Trotzdem, so die Forstleute, wird die Buche nicht ganz verschwinden. Man will aber einen gut strukturierten Baumbestand schaffen, in dem die Buche nicht dominiert. Es besteht die Hoffnung, dass sich die gut entwickelten jungen Buchen der Naturverjüngung an das veränderte Klima anpassen.
Genehmigung des Forstbetriebsplanes und Brennholzpreise
Danach traf man sich in der Waldabteilung "Kaitloch". Dort zeigte Schelbert Fraß- und Schadbilder in einem Fichtenschlag, die durch Borkenkäferbefall entstanden sind. Diese Fichten sollen von einem Forstunternehmen per Vollernter zeitnah aufgearbeitet werden. Es besteht die Gefahr des Käferbefalls in Nachbarbeständen. Eine Naturverjüngung wird durch den Unterbewuchs mit Brombeere, Himbeere und Holunder erschwert. Gut habe sich die letztjährige Anpflanzung von Mischbaumsorten wie Trompetenbaum, chinesischer Gemüsebaum und Mamutbaum entwickelt. Wachstumsschüsse von 80 Zentimetern seien keine Seltenheit. Allerdings dürfen diese Baumarten nie Hauptbestand heimischer Wälder werden.
Der abschließende Besuch in der Waldabteilung "Ehrenforst" zeigte einen guten Buchenbestand ohne nennenswerte Trockenschäden. Allerdings ist hier die Eiche, deren Erhalt unbedingt gefördert werden müsse, ins Hintertreffen geraten. Daher sollten einige benachbarten Buchen entnommen werden, da deren Krone die Eichen beeinträchtigt.

Anschließend an die Waldexkursion trafen sich die Teilnehmer an der Jagdhütte in der Waldabteilung "Ehrenforst", um über den Forstbetriebsplan 2022 abzustimmen. Revierförster Patrick Schelbert stellte dem Gemeinderatsgremium diesen Forstbetriebsplan vor, der mit Gesamteinnahmen von 74 128 Euro und Gesamtausgaben von 64 882 Euro, also einem Plus von 9246 Euro abschließt.
Dank an den in Pension gegangenen Revierförster Werner Trabold
Diesem Forstbetriebsplan entsprechend, sollen im Jahre 2022 insgesamt 1020 Festmeter (fm) eingeschlagen werden. Dies teilt sich auf in 260 fm Endnutzung, 630 fm Altdurchforstung, 110 fm Jungdurchforstung und 20 fm Jungbestandspflege. Ohne große Diskussionen stimmte der Gemeinderat dieser Darstellung von Revierförster Patrick Schelbert ohne Gegenstimmen zu.
Nach Rücksprache mit dem Revierförster ergab sich die Tendenz, die Brennholzpreis des vergangenen Jahres zu übernehmen. Demnach ergeben sich folgende Preise: Industrielangholz (IL-Holz) 38,50 Euro/Ster, Buche/Hainbuche 75 Euro/Ster, Eiche und sonstiges Laubholz 75 Euro/Ster und IL-Holz Fichte/Kiefer 20 Euro/Ster. Die Höchstabgabe je Haushalt für IL-Brennholz (Polter) bleibt auch wie im vergangenen Jahr bei 20 Ster. Diese Beschlüsse fielen so wie die vorhergegangenen Beschlüsse ebenfalls einstimmig.
Bürgermeister Karl Gerhard nutzte die Gelegenheit, den langjährigen, jetzt im Ruhestand befindlichen zuständigen Revierförster Werner Trabold vor versammelter Mannschaft zu verabschieden, ihm im Namen der Gemeinde zu danken und ein Geschenk zu überreichen.