
Zum Abschluss des Wintertrainings haben die Mitglieder des Gemündener Wildwasser-Clubs (WWC) im Karlstadter Hallenbad Rettungstechniken trainiert. Mitglied Sepp Cetinköprülü zeigte den Teilnehmern unter anderem, wie man als Springer einen Wildwasserfahrer aus einer bedrohlichen Situation rettet.
Beim ersten Szenario ging er davon aus, dass ein Bootsfahrer gekentert ist, das Boot verlassen musste und nun in einem Rücklauf schwimmt – beziehungsweise bewusstlos treibt. Ein Rücklauf ist eine Stelle, in der das Wasser beispielsweise nach einer Stufe gegen die eigentliche Fließrichtung des Bachs strömt.
Grundsätzlich sollte eine solch heikle Stelle vor der Befahrung besichtigt werden. „Die Tendenz ist heute leider so, dass etliche Gruppen auf solche Vorsichtsmaßnahmen verzichten und den Bach einfach runterpaddeln“, berichtete der erfahrene Wildwassersportler.
Nach der Besichtigung der Passage postieren sich die Kollegen am Ufer beziehungsweise auf günstig gelegenen Felsen. Muss der Paddler sein Boot verlassen, wird ihm eine Wurfleine zugeworfen. Sollte sie ihr Ziel aber verfehlen, dann ist der Springer gefragt.
Doppelt gesichert
Er ist mit einer anderen Leine über seine Rettungsweste gesichert. Nach Möglichkeit sollte nicht nur ein Kollege diese Leine am Ufer halten, sondern ein zweiter sollte wiederum diesen sichern. Es ist damit zu rechnen, dass ein enormer Zug auf die Leine kommt, wenn der Springer den Verunglückten aus dem strömenden Wasser holt.
Der Retter springt auf keinen Fall mit den Füßen voraus oder zu steil. Denn dabei könnte er in Felsspalten unter Wasser geraten. Er wird flach mittels „Bauchplatscher“ möglichst nah zu seinem Ziel springen. Dort geht der richtige Griff unter den Achseln des Verunglückten hindurch zu seiner Rettungsweste. Würde man direkt an der Rettungsweste ziehen, bestünde die Gefahr sie ihm auszuziehen.
Ein anderes Thema sind Steck-Unfälle, bei denen das Boot mit der Spitze zwischen Felsen steckt. Dan geht es darum, den Kanuten von der von hinten kommenden Wasserwucht zu entlasten oder das Boot aus der Klemme zu ziehen. Dafür kann es sinnvoll sein, einen Flaschenzug zu bauen.
Gut gerüstet für Notsituationen
Ein gut ausgerüsteter Wildwasserfahrer hat an seiner Rettungsweste ein Cowtail – ein elastisches Band, mit dem er zum Abschleppen ein Boot oder ein Paddel an den Karabinerhaken nehmen kann. Zudem sollten ein Wurfsack mit Rettungsleine, eine Umlenkrolle und eine Bandschlinge zum Befestigen an einem Baum dabei sein. Ein Kajakmesser, das sich mit nur einer Hand öffnen lässt, kann dazu dienen, sich zu befreien, wenn man sich in Leinen oder Bändern verheddert hat.
Sepp Cetinköprülü warnte: „Rettungsaktionen sind nur dann sinnvoll sind, wenn sich dadurch die Retter nicht auch noch selbst in Lebensgefahr bringen.“ Er selbst ist seit rund zehn Jahren Übungsleiter für Wildwasserkanu. Mitglied ist er auch im Alpinen Kajakclub (AKC), der sich expeditionelles Wildwasserfahren ebenso auf die Fahnen geschrieben hat wie gezieltes Training von bestimmten Situationen.
Am besten freilich ist es, beim Kanufahren gar nicht erst zu kentern – oder wenn, dann per Eskimorolle wieder in die Aufrechte zu gelangen. Genau das ist eines der Hauptziele im Wintertraining des WWC Gemünden im Karlstadter Hallenbad. Das Gemündener Hallenbad ist gerade noch im Bau. Dem Training in Karlstadt haben sich auch einige Interessierte des Ruder-Clubs Karlstadt angeschlossen, der mit dem WWC kooperiert.