Auf Initiative der Kooperation Elternhaus-Schule (KESCH) sprach Klaus Isemann, Resilienz-Trainer, Systemischer Berater, Dozent und Coach mit Praxis in Waldbüttelbrunn, in der Aula Nägelsee über Resilienz und den aktuellen Stand der Resilienzforschung.
In seinem einstündigen Impulsvortrag erläuterte er, wie sich gewonnene Erkenntnisse hilfreich für Kinder und Erwachsene im Alltag umsetzen lassen. Nicht nur unter Jugendlichen sei das Thema Resilienz in den vergangenen Jahren extrem aufgekommen, so der Experte vor rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörern, darunter etliche Pädagogen des Lohrer Gymnasiums, der Mittelschule und Mitglieder der Elternbeiräte beider Schulen.
Der Begriff Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandskraft, welche hilft, kritische Situationen oder Krisensituationen zu meistern. Dies können persönliche Belastungen sein wie Stress, Probleme im Freundeskreis oder der Familie oder auch gesamtgesellschaftliche, wie die Klimakrise oder Kriegsberichte. Isemann fragte: "Was können wir als erwachsene Bezugspersonen tun, damit unsere Kinder und Jugendlichen und auch wir selbst uns gestärkt fühlen in krisenhaften Zeiten? Welche Rolle spielen dabei Selbstbewusstsein, Widerstandskraft, Belastbarkeit, Flexibilität, angemessene Anpassungsfähigkeit, ressourcenorientiertes Bewusstsein und unsere innere Haltung, um Widerstände zu meistern?"
Sieben tragende Säulen
Laut Isemann sind die sieben tragenden Säulen der Resilienz Optimismus, Akzeptanz der eigenen Energiezustände, Lösungsorientierung, das Verlassen der Opferrolle, ein Erfragen der Selbstwirksamkeit und Zukunftsplanung. Ebenso bedeutend sei eine Netzwerkorientierung unter dem Aspekt: In welcher Gemeinschaft gehöre ich dazu? Und wo sind meine eigenen Werte? Wichtig sei, den jungen Menschen Werte vorzuleben und ihnen Liebe und Geborgenheit zu schenken. "Das funktioniert jedoch nur, wenn wir Erwachsene in Selbst-Bewusstsein und Selbst-Vertrauen bei uns sind", so Isemann.
Die Komponenten eines Kompetenzbündels beschrieb er mit Veränderungsfreude, also raus aus der Komfortzone und statt dessen das Vermitteln von Stabilität, Achtsamkeit und Verbundenheit mit sich und anderen und die Kraft, Ambivalenzen auszubalancieren.
"Damit wird unsere innere Haltung zu unserer äußeren Haltung", so Isemann weiter. Wer Glaubenssätze bilde wie "ich muss schneller oder besser sein als andere" und seine eigenen Bedürfnisse zurückstelle, Konflikte verdränge oder verleugne, dem drohe der Verlust der eigenen Persönlichkeit.
Übungen mit den Zuhörern
Stattdessen empfiehlt der Experte, innehalten, den Fokus auf die eigenen Energien und ihre "Räuber" lenken und eine liebevolle Selbstreflexion praktizieren. "Resilienz ist trainierbar und erlernbar", ermutigte er. Die Grundhaltung resilienter Menschen heiße, aus wenig viel machen. Nach dem informativen Teil des Vortrags hatten die Zuhörer die Möglichkeit zu Resilienztrainingsübungen.
Mit dem "Energiefass" ließ sich herausarbeiten, welchen direkten Einfluss jeder Einzelne auf seinen persönlichen Energiehaushalt nehmen kann und wie sich Energieräubern die Kraft entziehen lässt. Mit Hilfe der Übung "Rollenklärung" wurden Über- und Unterforderungen sichtbar, Konflikte in Beziehungen deckten sich auf und offenbarten neben dem Symptom meist schon ihren Ursprung.