Als "Immunsystem der Seele" oder als Widerstandskraft gegen alle Stürme des Lebens: diese Definitionen stehen für das Wort Resilienz. Sie zu entwickeln, zu stabilisieren und bewusst anzuwenden, hilft laut Langzeitstudien durch Krisen im Alltag. Doch was bedeutet Resilienz im Kontext Wald und was können wir von der Natur für unser Leben lernen? Diese Fragen beantwortete Katja Sander, Wald- und Erlebnispädagogin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt (AELF), am Sonntagnachmittag bei einem dreistündigen Spaziergang im Neuendorfer Gemeindewald.
"Der Wald hadert nicht, er kommt mit dem aus, was er hat. Die Bäume haben ihre eigene Strategie, mit Krisen umzugehen. Davon können wir viel lernen". In der informativen, mit praktischen Übungen abwechslungsreich gehaltenen Veranstaltung machte Sander den zehn Teilnehmern deutlich, wie der Wald sich den Umwelteinflüssen anpasst. Wie er an Schwierigkeiten wächst und wie Parallelen zum eigenen Leben entdeckt werden können.
Kleine, junge Tannen am Fuße einer Fichtengruppe – neues Leben, das auf seine Chance im Schatten sich verabschiedender Bäume wartet. Ein frischer Spross an einem Baumstumpf – aus scheinbar totem Holz gewachsen. Erneute Knospen trotz Wildverbiss am Stamm – auch dies ist ein Zeichen für Widerstandskraft. "Der Wald hat großes Interesse daran, zu überleben. Und wir können die Gewissheit haben, dass er es mit seiner Resilienz schafft, sich weiterzuentwickeln."
Die Opferrolle verlassen
Resilienz (lateinisch "resilire", übersetzt "zurückspringen", "abprallen") basiert auf mehreren Faktoren, die auch die "sieben Säulen der Resilienz" genannt werden. Beispielsweise sollen Optimismus und Akzeptanz dabei helfen, die Opferrolle zu verlassen und Pläne für die Zukunft zu verfestigen. Diese Eigenschaften sollen maßgeblich zur Bewältigung von Krisensituationen beitragen und helfen, das innere Gleichgewicht wiederzufinden und zu stabilisieren. Der Bedarf an Resilienz sei unabhängig von der Pandemie, betont Sander. Sie sei als Schlüsselkompetenz zu sehen, die kontinuierlich wichtig und in jedem Alter eine Rolle spiele.
Wie ebenfalls in mehreren Studien bereits belegt, vermittelt ein Aufenthalt in der Natur Ruhe und inneren Frieden. Erschöpfungserscheinungen durch Reizüberflutung reduzieren sich, der Wald hat eine heilende, positive Wirkung. In diesem "grünen Seminarraum" betrachtete Sander gemeinsam mit den Kursteilnehmern die Themen Zeitmanagement, Perspektivenwechsel und soziale Vernetzung und gab Tipps, wie die kognitiven und mentalen Kernkompetenzen ausgebaut und gestärkt werden können: Resilienz für mehr Lebensqualität und Lebensfreude.
Zusammen mit der Volkshochschule Lohr plant das AELF weitere Termine, wie "Waldbaden mit Yoga-Einheiten" im Herbst. Infos unter www.vhs-lohr.de und www.aelf-ka.bayern.de