Eine Attraktion weniger gibt es seit Samstag in Burgsinns Geschäftswelt: „Renates Laden“ hat die Türen für immer geschlossen. Dass die knapp 65-jährige Renate Vestweber ihr Modegeschäft nach 36 Jahren aus Altersgründen aufgibt, hat nicht nur in Burgsinn Bedauern ausgelöst. Kundinnen aus Fulda, München, Frankfurt und natürlich aus dem näheren und ferneren Umland schätzten die große Auswahl des modischen Sortiments, das sich über Schuhe, Hüte, Taschen und Schmuck bis zu pfiffigen Accessoires erstreckte.
Aus Mellrichstadt verschlug es Renate Vestweber „der Liebe wegen“ 1976 nach Burgsinn. Die gelernte Bürokauffrau hatte ihren Mann Gerd drei Jahre zuvor auf dem Kreuzberg kennengelernt. Als damals in der Fellener Straße ein Schuhgeschäft aufgab, wagte die branchenfremde Renate den „Sprung ins kalte Wasser“, wie sie selbst sagt. Sie bot damals und auf nur wenigen Quadratmetern Verkaufsfläche Mode, Kunstgewerbe und Geschenkartikel an. Als 1988 am Marktplatz ein großes Geschäft mit vier Schaufenstern frei wurde, griff Renate Vestweber zu.
Mit ständiger Hilfe ihres Mannes Gerd wurde 1990 ein Lager angebaut, denn allein die Lagerung der neu aufgenommenen Schuhkollektion benötigte ungeahnt viel Platz. Um stets auf dem neuesten Stand zu sein, besuchte das Ehepaar Modemessen in Düsseldorf und München und orderte mit großem Weitblick Kollektionen für Freizeitkleidung, für den täglichen Bedarf und Ausgefallenes.
Die Philosophie des Geschäftes sei stets gewesen: Lieber auf Umsatz verzichten, aber stets ehrlich beraten und stilsicher kombinieren. Bei dieser Beratung, besonders für einen „anlassorientierten Einkauf“, vertrauten sich die Kundinnen Renate Vestweber und ihren Verkäuferinnen an. Auch Änderungen wurden kurzfristig ausgeführt.
Nichte kam vor zehn Jahren dazu
Vor zehn Jahren kam Nichte Cosima Waldherr als Angestellte dazu. Die junge Frau passte in das Geschäft und erfreute sich alsbald bei der Kundschaft großer Zustimmung. Die Hoffnung, dass Cosima einmal den Laden übernehmen würde, zerschlug sich, es zieht sie wieder in die Heimat zurück.
Der Entschluss zur Schließung des Geschäftes fiel den Vestwebers schwer, aber sie wollen ihre „Restlaufzeit“ noch gemeinsam genießen. Am Ende des Ausverkaufs und beim Anblick der leeren Regale und Kleiderständer fiel der Abschied etwas leichter, wenn auch der Abschied von den Kunden ans Herz ging.