Nein, Minderwertigkeitskomplexe haben sie nicht, die neuen närrischen Hoheiten des Carneval Clubs Stetten (CCS). „Mit uns habt ihr die Besten gefunden“, versicherten sie bei ihrer Antrittsrede selbstbewusst und freuten sich auf die Zeit als das „Prinzenpaar vom schönsten Dorf der Welt“. Damit flogen ihnen natürlich augenblicklich die Herzen aller Narren in der vollbesetzten Mehrzweckhalle zu.
In puncto Fasching sind die beiden ja ziemlich wenig vorbelastet, lediglich der Bruder des Prinzen hatte schon vor zwei Jahren das Amt inne. Doch dass die beiden lernfähig sind und eigene Akzente setzen werden, zeigten sie in ihrer pfiffigen Antrittsrede, als der der Landwirtschaftsmeister Stefan Höfling und die angehende Apothekerin Franziska Mehling auf die sonst übliche Proklamation verzichteten, schließlich waren sie ja beide selbst die beste Nachricht dieses Abends: ein junges, großartiges Prinzenpaar, das auf eine gelungene Session hoffen lässt.
Vor der Inthronisierung hieß es allerdings Abschied nehmen für die bisherigen Hoheiten Timo Ohmann und Carina Schneider, die der Gesellschaftspräsident Frank Steinmetz mit Lob bedachte und die sich für die vielen schönen Termine bedankten: „Wir haben keine Stunde bereut“, sagte Carina bei der Zepterübergabe.
Dass beim CCS einiges anders läuft als sonst, ist auch der besonderen Idee von der Verknüpfung der Inthronisation mit einer „Närrischen Weinprobe“ geschuldet. Zum achten Mal sorgte diese Veranstaltung für großen Zuspruch und ein volles Haus. Auch diesmal zeigten die Stettener Herrschaften „in den magenta-farbenen Fräcken“ um Florian Burkard und Frank Steinmetz ein glückliches Händchen bei der Auswahl ihrer Gäste auf der Bühne.
Für die fachkundige Vorstellung von Weinen aus den fränkischen Lagen mag Matthias Walz zwar nicht unbedingt die erste Wahl sein. Da merkte man schon deutlich, dass ihm die Beschreibungen zur Präsentation der fünf vorzüglichen Weine vorgegeben worden waren. Doch ansonsten sorgte er im gewohnten grünen Anzug mit Wackeldackel und Schmachttolle für viel Vergnügen. Seine Antwort auf „Alexa von Amazon“ war der eigene fränkische Sprachassistent „Renate“ (mit weichem „d“ natürlich). Mit ihr spielte er vergnüglich fränkisch-bayerische Problemchen und Frotzeleien durch und versicherte seinem Publikum musikalisch „Franken ist überall“. Sehr schön auch die ironischen Betrachtungen über „Betreutes Feiern“ mit öden Gesellschaftsspielen und Bärlauch-Pesto.
Ein Knüller des Abends waren einmal mehr die „Rhönis“ aus Burgsinn. Obwohl jetzt schon zum vierten Mal dabei, haben sie nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt. Das A-capella-Septett sang, blödelte und sinnierte musikalisch hervorragend absolut „sinngründisch“ über den Postfrosch, das Schmollkornbrot und den Aua-Hahn. Recht deftig ging es auch zur Sache beim Song über die Probleme, fremde Klos zu benutzen. Als dann endlich zum Schluss der langersehnte „Bratislava-Lover“ kam, kochte der Saal vor Begeisterung.
Viel Beifall gab es auch für die wohl skurrilste Putzfrau Mainfrankens: Ines Procter aus Leinach, die ihrer Rolle getreu teils spritzig, teils derb über ihr Ehe- und Liebesleben oder über ihren ständigen Kampf gegen zu viele Pfunde Auskunft gab.
Durchs Programm führte der Sitzungspräsident Florian Burkard, der auch die Gastvereine aus Karlstadt, Heßlar und Eußenheim begrüßte. Die musikalische Begleitung des Abends lag bei der bewährten Gruppe „famos“.
Die beiden Prunksitzungen des CCS sind am 9. und am 23. Februar 2019.
