Bevor Bürgermeister Günter Schumacher die Tagesordnung der jüngsten Remlinger Marktgemeinderatssitzung verlas, bat er alle Anwesenden, dem plötzlich und unerwartet verstorbenen Marktgemeinderat Dr. Richard Fischer mit einer Schweigeminute zu gedenken.
Der gebürtige Kemptner war seit 2014 Mitglied im Gremium und engagierte sich besonders für den neuen Hochbehälter, der kurz vor seiner Fertigstellung steht. Fischer war Doktor der Biochemie, Mikrobiologie und Bodenkunde. Der dreifache Vater und zweifache Großvater brachte die in seinem Berufsleben erworbene Fachkompetenz und Erfahrungen als Gemeinderat sehr erfolgreich ein. Bürgermeister Günter Schumacher sprach den Hinterbleibenden sein Mitgefühl aus.
Der Träger des Kindergartens in der Mühlgasse, die evangelische Kirchengemeinde Remlingen, stellte einen Antrag auf Übernahme des Betriebskostendefizits für das Jahr 2021 in Höhe von 89.267,10 Euro. Nach längerer Diskussion einigten sich die Räte auf einen freiwilligen Zuschuss in Höhe von 45.000 Euro. Mit dem Zuschuss verband das Gremium die Bitte, dass der Träger die Elternbeiträge erhöhen soll, damit das Defizit im nächsten Jahr nicht mehr so hoch ausfallen werde – gerade vor dem Hintergrund, dass eine dringend notwendige Erweiterung des Kindergartens in der Mühlgasse von Seiten der Kirchengemeinde noch nicht geklärt sei.
Um kurzfristig die fehlenden Betreuungsplätze zu kompensieren, wurde in der ehemaligen Schule in der Marktheidenfelder Straße eine Außenstelle für eine Gruppe Regelkinder und eine Krippengruppe im Februar 2021 eingerichtet. Die Betriebserlaubnis für die Außenstelle endet am 31. August 2023.
Im Waldkindergarten wurden zwar zusätzlich 25 Plätze für Regelkinder geschaffen, die Situation hat das aber nicht entlastet. Das Gremium sieht nur im Anbau von zwei weiteren Gruppenräumen am Gebäude in der Mühlgasse eine langfristige Lösung. Kämmerer Manfred Winzenhöler gab zu bedenken, dass eine Verlängerung der befristeten Gruppen sicher nur gewährt würde, wenn eine Lösung in Sicht sei.
Der Marktgemeinderat beschloss für die Schaffung weiterer Betreuungsplätze eine Erweiterung der Kindertageseinrichtung in der Mühlgasse anzustreben. Bürgermeister Schumacher wurde beauftragt entsprechende Angebote einzuholen. Zeitgleich müsse die eigentumsrechtlichen Fragen mit der Kirchengemeinde geklärt werden.
Holz wird zur Mangelware
Revierförster Timo Renz stellte in seinem Jahresbetriebsplan die geplanten Waldumbau-Maßnahmen und den geplanten Holzeinschlag vor. Remlingen hat knapp 330 Hektar Gemeindewald. Wie Renz sehr besorgt betonte, wurde der Gemeindewald in den Dürrejahren 2018/19/20 sowie 22 stark in Mittleidenschaft gezogen.
Eine wichtige Baumart beim Umbau hin zu trockenheitsertragenden Wäldern sei nach seiner Meinung die Walnuss. Diese wurde letztes Jahr in einer Bürgerpflanzaktion auf den am stärksten verbrannten Flächen gepflanzt. Auch die nächsten Jahre sollen vermehrt Walnüsse gepflanzt werden. Die Walnuss hat ein sehr wertvolles Holz, erträgt die Trockenheit und wird kaum vom Wild gefressen.
Jagdlich gäbe es nichts Gutes zu berichten. Aus dem von der Forstverwaltung erstellten Vegetationsgutachten sei ersichtlich, dass sich eine Verschlechterung bei der Verbissbelastung ergeben habe. "Es gibt Bereiche im Gemeindewald, die akut von der Entwaldung bedroht sind. Vor allem circa 20 Hektar am Alterberg." Altbäume sterben, eine Naturverjüngung finde nicht statt, da die jungen Pflanzen von Rehen aufgefressen würden.
Zäune sind effektiv, aber teuer
Positiv habe sich der vor drei Jahren errichtete Zaun ausgewirkt und habe dem Wald die Möglichkeit zur Selbstregeneration gegeben. Der Zaun sei effektiv, aber sehr teuer. Aus Sicht der Forstwirtschaft müsse der Rehwildbestand reduziert werden, um die Verbissschäden zu verringern.
Schon heute sei klar, dass der Forstwirtschaftsplan in der Form, wie er im Sommer erstellt wurde, nicht halten lässt. Der Hieb im Mühlholz sollte auf nächstes Jahr verschoben werden. Allein im Alterberg fallen gut 2000 Festmeter vertrocknende Buche an. Zudem findet noch ein Harvestereinsatz in den verbliebenen Nadelholzbeständen statt, um den aktuell guten Holzmarkt auszunutzen. "In Summe wird dieses Jahr also deutlich mehr Holz anfallen als der Hiebsatz vorgibt", berichtete Renz.
Am Ende hatte Renz doch noch eine positive Nachricht für das Gremium. Die Buche sei um gut 30 bis 40 Prozent teurer als letztes Jahr. Auf dem Brennholzmarkt können bis zu 85 Euro pro Festmeter für normale Qualitäten erzielt werden. Fertiges Brennholz sei Mangelware. Trotzdem wird der Markt Remlingen das Ster-Brennholz an Remlinger Bürgerinnen und Bürger für 55 Euro verkaufen. Wie Bürgermeister Schumacher berichtete, wurden bereits im letzten Mitteilungsheft Anträge abgedruckt, die bei der FBG eingereicht werden können.