"Wir haben sie wieder, die 'Braut', den wertvollsten Eichenstamm Bayerns", freuten sich Burgsinns Bürgermeister Robert Herold und die beiden Revierleiter Hans-Peter Breisch und Leonhard Hümmer. Nach 2015 und 2016 steht der Burgsinner Gemeindewald ein weiteres Mal auf dieser Spitzenposition. Mit einem noch nie erreichten Durchschnittspreis von 834 Euro je Kubikmeter (cbm) sorgte die diesjährige Eichensubmission für ein weiteres Traumergebnis. Breisch relativierte den um 119 Euro über dem Niveau des Vorjahres liegenden Preis damit, dass heuer die aufgelegten Eichen eine entschieden höhere Qualität hatten.
Die "Braut", der am besten bezahlte Eichenstamm, erzielte einen Preis von 2734 Euro/cbm und damit einen Gesamterlös von 5595 Euro. "Dieser Eichenstamm ist etwas über 300 Jahre alt, 3,8 Meter lang und hat einen Brusthöhendurchmesser von 82 Zentimetern", erklärte Richard Weis, der Geschäftsführer des Lohrer Sägewerks Mehling & Wiesmann, das sich den Zuschlag sicherte. Stolz sind die Burgsinner Forstexperten über den Gesamterlös ihrer Eichenversteigerung mit 238 000 Euro. "Eine solche Summe hatten wir noch nie und sie liegt 38 000 Euro über dem Vorjahresergebnis."
Förster Breisch bestätigte den weltweit ausgezeichneten Ruf der Burgsinner Eichen. So sind u.a. die Schreibtische in den Apple-Stores des iPhone Markenführers mit Spessartfurnier verkleidet. Käufer Richard Weis erklärte die "Braut", die sich mit einer ausgeprägten "Obstbaumrinde" mit mildem Holz präsentiert und so diesem die helle, honiggelbe Farbe gibt. Burgsinn ist bekannt für die langsam wachsenden, dimensionsstarken Eichen, die vor dem "Messern" noch ein Jahr lang mit Wasser besprengt, gelagert werden. Dieses Furnier wird im hochwertigen Innenausbau oder für die Innengestaltung von Schiffen verwendet. Mehling & Wiesmann ist eines von den drei unterfränkischen Furnierwerken und der größte Produzent von Eichenfurnier, sagte der Holzfachmann. "Wir kaufen europaweit Eiche ein und verarbeiten rund 7000 cbm im Jahr."
Bieter auch aus dem Ausland
Breisch erklärte, dass bei der diesjährigen Wertholzsubmission insgesamt 141 Eichenstämme mit einem Volumen von 287 Festmetern (fm) aufgelegt waren. Neben dem kommunalen Forstamt Burgsinn hatte auch die Stadt Rieneck sowie ein Privatwaldbesitzer Werthölzer präsentiert. 17 Bieter aus dem In- und Ausland reisten im Laufe der vierwöchigen Submission nach Burgsinn und gaben ihre Gebote für die Bereiche Furnier-, Fass- und Schneideholz ab. Breisch freute sich, dass alle aufgelegten Stämme zugeschlagen werden konnten.
In diesem Jahr habe man wieder die Auswahl bewusst auf sogenannte "abgängige Eichen" gelegt, betonte der Betriebsleiter. Bei solchen Bäumen wägt der Forstmann ab: "Fälle ich den Baum heuer oder lasse ich ihn noch ein Jahr stehen?" Der Feinknospenanteil am Stamm ist hier bereits deutlich gesunken, und der Baum trägt in der Krone schon absterbende Äste. Es mache somit keinen Sinn, diese Eichen länger stehen zu lassen und somit einem Wertschwund zuzusehen.
Sieben Mitarbeiter plus Azubi für den Gemeindewald
Gerade den wertvollen Eichen mit einem Alter zwischen 200 und 400 Jahren wird eine hohe Aufmerksamkeit zuteil. Arbeitsintensiv werden Kronen und Stämme sorgfältig beobachtet. Schon aus diesem Grund leistet sich der Markt Burgsinn mit sieben Mitarbeitern und einem Azubi eigenes Personal für den Gemeindewald. Fachmännisch werden die Jahrhunderte alten Eichen händisch gefällt und der erfahrene Burgsinner Holzrückebetrieb Michael Wolf garantiert den bodenschonenden Transport zur Forststraße.
Die diesjährige "Braut" entstammte dem Revier Trockenbach, freute sich der sichtlich stolze Revierleiter Leonhard Hümmer. Auch das zweithöchste Gebot für einen Eichenstamm, 1889 Euro/cbm, "die 300 Jahre alte zweite Braut", kann sich sehen lassen und erlöste 5213 Euro. "Knapp 11 000 Euro für zwei Eichenstämme, einfach ausgezeichnet", kommentierten die Forstmänner das gute Ergebnis. "Aber es ist auch für den kommunalen Forstbetrieb harte Arbeit", meinte Breisch. Besonders in der Zeit von der Fällung im Oktober über die Aufnahme und den Versand der Holzlisten bis zur Submission ist "High Noon" angesagt.
Hans-Peter Breisch spricht von einer ausgezeichneten Nachfrage nach Eichenholz, das deswegen hoch bezahlt werde. Jedoch sei wichtig, dass solch wertvolles Holz im Hinblick auf den Klimawandel auch künftig auf dem Markt zur Verfügung steht. Aus diesem Grund werde der Nachhaltigkeit ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt. Um selbst wertvolles Saatgut zu gewinnen, wird bei gutem Ansatz der Nussfrucht eine Eichelmast an ausgewählten Beständen angesetzt; sieben Tonnen Eicheln sammelten 2018 Burgsinner Bürger. Im gleichen Jahr hat man auf einer Fläche von vier Hektar eine Eichen-Naturverjüngung durchgeführt, die rund 40 000 Pflanzen bedeutet.