
Pferdefreunde sind sie alle bei den Reitvereinen landauf, landab. Doch weil die Fünf aus dem Spessart ein bisschen vernarrter in die Vierbeiner sind als andere, entschlossen sie sich, eine außergewöhnliche Reise zu unternehmen – liegt doch das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde. Dass es dort zuweilen aber auch ganz schön anstrengend sein kann, erlebten sie bei ihrer „Bergtour“.
Die Idee, so einen „Ritt“ zu machen, ist nicht neu: Es werden inzwischen sogar geführte Reittouren angeboten, die aber meistens über einfachere Routen verlaufen. Die Pferdefreunde aus dem Spessart wählten jedoch eine besonders schwierige. Nach der Segnung ihrer treuen Tiere Cheyenne, Käth, Chicco, Ronny und Saaba in Ohlstadt begann der abenteuerliche Trip.
Über Garmisch-Partenkirchen ging es hinauf zum Zugspitzplateau bis zum Hochtörle. Auf dem steilen Aufstieg in 1500 Meter Höhe wurden die Pferde geführt. Als nächste Ziele standen Ehrwald, der Fernsteinpass (1200 Meter), das Ötztal und Gurgl auf dem Programm. Dort kamen die Reiter in 1900 Metern Höhe in ein Schneegestöber und zahlreiche Steinlawinen erschwerten ihnen das Vorankommen. „Es kamen 30 Zentimeter Schnee herunter und es war so kalt, dass die Pferde nicht in den für sie errichten Paddocks (eingezäunter Auslauf; Anm. d. Red.) übernachten konnten“, erzählt Rüdiger Staab. Hilfsbereite Bauern halfen den Spessartern, ihr Problem zu lösen: Die Kühe wurden aus ihrem Stall ausquartiert und so hatten die Pferde eine warme „Stube“ für die Nacht.
Wegen der schlechten Wetterverhältnisse war das Timmelsjoch zeitweise für den Verkehr gesperrt. „Es wurde wieder geöffnet, als wir mit unseren Pferden bereits oben angekommen waren“, erinnert sich Staab und berichtet stolz, dass er und seine Freunde die ersten gewesen seien, die das 2500 Meter hohe Timmelsjoch mit Pferden überquert haben.
Als Günther Januth, der Bürgermeister von Meran in Südtirol, von den Reitern erfuhr, lud er sie ins Landesschloss zum Sektempfang an und überreichte jedem ein Buch mit Widmung. „Einen solchem Empfang haben wir natürlich nicht erwartet“, gibt Rüdiger Staab zu. Zur Erinnerung an den „hohen“ Besuch aus dem Spessart bekam Bürgermeister Januth den Partensteiner Jubiläumskrug überreicht.
Täglich legten Ross, Reiter und die beiden Hunde Jacky und Skipper circa 60 Kilometer zurück. „Wir haben ständig Rast gemacht, um die Pferde nicht zu sehr zu beanspruchen und ihnen die Möglichkeit zum Fressen zu geben. Es war teilweise sehr heiß und wir haben in den Ortschaften die Tiere an den Brunnen getränkt“, sagt Rüdiger Staab.
Weiter ging es nach Burgeis, in die Patengemeinde von Lohr, wo Alexander Dietrich einen Zinnteller und Grüße von Lohrs Bürgermeister Ernst Prüße überbrachte.
Über den Reschenpass ging es weiter in Richtung Fernpass. Dort mussten die Reiter eine 30 Meter lange, im Fels befestigte Balustrade überqueren, die zwischen 80 und 120 Zentimeter breit war; dabei musste sie entgegenkommenden Radfahrern ausweichen. Die Überquerung bezeichnet Rüdiger Staab leicht untertrieben als „Nervenkitzel“: Ein falscher Tritt – und die Reiter wären die Steilwand heruntergefallen.
Vor Beginn der Tour waren die Pferde mit einem speziellen Beschlag inklusive Lederplatte und Polster in der Sohle „ausgestattet“ worden. Nach der Rückkehr in den Spessart hatten die Beschläge gerade noch die Stärke eines Bierdeckels – ein Beweis, wie groß die Herausforderung für Ross und Reiter tatsächlich war.