zurück
Lohr
Reiselust muss der Umwelt nicht schaden
Bearbeitet von Lena Schwaiger
 |  aktualisiert: 18.06.2022 02:25 Uhr

Erst nachdenken, dann reisen: So könnte man die Thesen des Journalisten Frank Herrmann zum Thema umweltschonender Urlaub zusammenfassen. Der langjährige Reiseleiter und Buchautor zeigt in Büchern und bei Vorträgen die ökologischen und sozialen Folgen von Flugzeugen, Kreuzfahrtschiffen und All-Inklusive-Angeboten auf. Dazu gibt er Tipps, wie man Erholung findet, ohne der Umwelt und der örtlichen Bevölkerung zu schaden. Nun war er auf Einladung des Weltladens in Lohr zu Gast.

Der Flugverkehr mache drei Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen aus, rechnete Herrmann vor. Dabei seien 80 Prozent der Menschheit noch nie geflogen. Man habe es also mit "Wiederholungstätern" zu tun. Kreuzfahrtschiffe würden immer größer und luxuriöser, würden aber weiterhin mit dem besonders schmutzigen Schweröl fahren und hätten nicht einmal einen Rußpartikelfilter. Lieber installiere man eine Bordbrauerei, wies Herrmann auf die Perversität großer Bereiche der Tourismusindustrie hin.

Soziale Probleme

Neben den ökologischen Aspekten legte Herrmann großen Wert auf die sozialen Probleme, die sich aus vielen üblichen Reiseformaten ergeben. Damit passte sein Vortrag gut ins Programm des Lohrer Weltladenvereins Pamoja, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert. Er selbst habe 20 Jahre in Lateinamerika verbracht und als Reiseleiter den Kontrast zwischen reichen Touristen und armer Bevölkerung hautnah erlebt. Er beschrieb Situationen, in denen Wasser für Einheimische rationiert wird, aber in den Touristenhotels frei verfügbar ist, sei es auf Kuba oder Mallorca. Oft genug arbeiteten die Einheimischen in der Tourismusindustrie für Hungerlöhne, während die Touristen ihr Geld verprassten. Die Gewinne liefen dann aber zurück in die reichen Länder. Vor Ort bleibe wenig.

Herrmann hat klare Vorstellungen, was Abhilfe schaffen könnte. Keine direkte und indirekte Subventionierung mehr für Flüge und Kreuzfahrtschiffe beispielsweise. Sei es, was die Mehrwertsteuerbefreiung für Auslandsflüge angeht, sei es die Unterstützung für Werften in Deutschland. Er wünscht sich eine verpflichtende Kompensation für die CO₂-Emissionen bei Flügen. Das heißt, dass man als Ausgleich für die beim Flug entstandenen Abgase Projekte unterstützt, die den CO₂-Ausstoß senken oder CO₂ aus der Atmosphäre aufnehmen, wie das Pflanzen von Bäumen.

Kontrast zum Alltag

Doch vieles davon ist politisch schwierig und in weiter Ferne. Ein weiteres Problem: Vielen Menschen sei Nachhaltigkeit zwar wichtig, im Urlaub gehe es ihnen dann aber um Erholung und Kontrast zum Alltag. "Der eine oder andere schaltet dann das Gewissen ab", so Herrmann. Eine Reisegesellschaft habe einen Sturm der Entrüstung erlebt, als sie beim Frühstücksbuffet statt abgepackter Nutella einen Nutellaspender einführte.

Mit diesem Thema muss sich auch Andrea Fleckenstein vom Reisebüro der Raiffeisenbank Main-Spessart auseinandersetzen, das sich seit 1. April auf nachhaltiges Reisen ausrichtet. Kreuzfahrten werden seitdem nicht mehr angeboten, dafür zertifizierte Angebote wie von Studiosus. "Man kann damit einen Großteil seines Klientels verlieren", hat sie festgestellt. Erste Reaktionen seien oft negativ. "Die Leute möchten eigentlich Urlaub machen wie immer."

Dabei helfen auch schon kleine Gesten, Urlaub umweltverträglicher zu gestalten. Eine eigene Mehrweg-Wasserflasche mitbringen und auffüllen, statt immer wieder kleine Plastikflaschen zu kaufen. Wie zu Hause auch im Urlaub einen Stoffbeutel mit zum Einkaufen nehmen, im Flugzeug auf den Plastikbecher verzichten.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lohr
Buchautorinnen und Buchautoren
Flüge
Kreuzfahrtschiffe
Soziale Probleme
Urlaub und Ferien
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top