
Seit über 35 Jahren ist Gert Hofmann Reiseanbieter und er hätte sich gerne ein anderes Ende seiner beruflichen Laufbahn gewünscht. Doch für ihn steht fest, Ende dieses Jahres ist Schluss. Der Inhaber des Reisebüros Holiday-Land in Karlstadt will sein Geschäft aufgeben. "Dies liegt natürlich an Corona", sagt er. Allerdings sei er auch mit 70 Jahren in einem Alter, in dem man ans Aufhören denken kann.
Aber klar ist, so ein schlechtes Jahr wie dieses hat es für ihn in seinem Berufsleben noch nie gegeben. Die meiste Arbeitszeit habe er mit Stornierungen und Rückbuchungen verbracht. Es gab immer mal Krisen auf der Welt, erinnert er sich und nennt die Terroranschläge in Ägypten und Tunesien oder die Kriege am Golf und in Jugoslawien. Diese hätten dazu geführt, dass Touristenströme umgeleitet wurden. Krisenregionen wurde gemieden. Doch der Corona-Virus habe alles stillgelegt. "Es ist desaströs", meint er.
Urlaub in Griechenland noch möglich
Es sei selten, aber es komme vor, dass ihn Kunden um eine Empfehlung eines Urlaubszieles bitten. Schwierig sei dies, sagt er, denn: "Was ich heute rate, kann morgen schon wieder anders sein." Am ehesten würde er einen Urlaub in Griechenland empfehlen, wenn es eine Flugreise sein soll. Bei innerdeutschen Zielen wie beispielsweise der Bayerische Wald könne man Pech haben. Schnell könnten diese zu einem Corona-Hotspot werden.
Aufgrund dieser Unsicherheit seien die Leute vorsichtig und halten sich zurück, erlebt er und hat dafür Verständnis. Hofmann glaubt, dass dies so bleiben werde, auch wenn es möglicherweise bald einen Impfstoff gibt. Er rechnet mit einem "normalen Geschäft" für Reisebüros erst wieder im Jahr 2022. Bis dahin wird seiner Meinung nach ein Drittel aller Reisebüros nicht überleben.
Das Reisebüro Panter in Gemünden gehört zu denen, die noch überlebt haben. Geschäftsführerin Gabriele Panter-Muth hat aber die Öffnungszeiten stark eingeschränkt und sagt: "Ich zahle derzeit drauf." Das Corona-Virus und die daraus resultierenden Beschränkungen seien für sie wie ein Berufsverbot.
Keine Rückkehr zu Vor-Corona-Zeiten
Dass es auf dem Reisemarkt wieder eine Rückkehr zu Vor-Corona-Zeiten geben wird, glaube sie nicht und es sei für sie auch nicht wünschenswert. "Urlaub muss wieder etwas Besonderes sein", sagt sie und kritisiert den Massentourismus mit All-inclusive-Angeboten und Kreuzfahrten zu Billigtarifen. Sie plädiert daher für einen Qualitätstourismus, der Rücksicht auf die Umwelt in den Urlaubsländern nimmt.
Auch Ralf Heller vom Tui-Reisecenter Marktheidenfeld ist überzeugt, dass sich der Tourismus verändern wird. "Die Einschränkungen werden bleiben, und einmal mit dem Flieger um die Welt wird vorbei sein", sagt er. Aus ökologischer Sicht sei dies wohl zu begrüßen, aber auf der anderen Seite gehen Betriebe pleite. Die politischen Vorgaben derzeit bezeichnet Heller als "Kasperletheater". Auf nichts könne man sich einstellen. Als Urlaubsziele könne er derzeit noch Griechenland, Zypern und Rhodos empfehlen. Wer es aushält, über lange Zeit im Flieger eine Maske zu tragen, für den kämen noch die Seychellen, Kuba oder die Karibik in Frage.
Als "sehr schwierig" bezeichnet Amparo Bergmann vom Reisecenter Lohr das vergangene Jahr. "Wir hatten jede Menge Umbuchungen und Stornierungen", sagt sie und sieht sich derzeit in einer Lage, in der man nur abwarten kann. Das rät sie auch ihren Kunden, auch wenn sie damit nichts verdient. Doch die Gesundheit ihrer Kunden liege ihr am Herzen. "Ich hoffe auf Licht am Horizont", sagt sie.
Manche Reisebüros im Landkreis Main-Spessart sind gar nicht mehr zu erreichen. Entweder es meldet sich niemand unter der angegebenen Nummer oder es spricht der Anrufbeantworter mit dem Hinweis, dass aufgrund der aktuellen Situation das Geschäft bis auf weiteres geschlossen ist.
Was ist Qualitätstourismus? Etwa die vielen Wohnmobile die überall wie die Heuschrecken einfallen? Niemand weiss woher die kommen und wohin sie fahren, niemand kontrolliert sie. Sie hinterlassen Schmutz und Müll, die Hunde die in ganzen Rudeln mit ihnen kommen hinterlassen unzählige Haufen. Als Radfahrer sind die Wohnmobilfahrer eine mit Helm und ebike ausgestattete Katastrophe. Da die Wohnmobile allesamt auf Dieselbasis sind dürfte sich auch das negativ auswirken, die Umwelt und das Klima werden davon sicher nicht besser.