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Marktheidenfeld
Regio-Messe in Esselbach fällt Coronavirus zum Opfer
Die Sicherheit von Besuchern und Ausstellern geht vor, so der Veranstalter. Grund zur Panik vor dem Virus sehen Geschäftsleute und Behörden im Main-Spessart-Kreis aber nicht.
Ein Bild aus Italien, wie wir es bei uns bislang nicht kennen: Eine Frau trägt eine Atemschutzmaske und zieht nach dem Einkaufen einen Einkaufswagen. 
Foto: Luca Bruno | Ein Bild aus Italien, wie wir es bei uns bislang nicht kennen: Eine Frau trägt eine Atemschutzmaske und zieht nach dem Einkaufen einen Einkaufswagen. 
Rebecca Hornung
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:14 Uhr

Wegen des Corona-Virus sind die Berufsinformationstage Main-Spessart vorsorglich auf einen noch unbestimmten Termin verschoben und nun sagt Tasso Thäns zusammen mit seinem Team auch die für 14./15. März geplante Regio-Messe in Esselbach ersatzlos ab. "Die Sicherheit der Besucher und der Aussteller geht vor", erklärt Thäns, dem das Risiko einer Ansteckung bei der Fachmesse in der Spessarthalle zu hoch ist. Genauso sehen es auch die Veranstalter des "Forum Gesundheit" in Gemünden. Um ein mögliches Ansteckungsrisiko zu vermeiden, wurde die für den 5. März geplante Vortragsveranstaltung zum Thema "Demenz" in der Scherenberghalle abgesagt.

Solche Vorsichtsmaßnahmen kann Nathine Willert von der Stadtverwaltung Arnstein bei Großveranstaltungen in Messehallen verstehen. Für den Frühlingsmarkt in Arnstein sieht sie bisher allerdings keinen Handlungsbedarf. "Ich glaube, wegen Corona bleiben die Menschen nicht weg vom Markt", erklärt Willert.

Vermehrt Anfragen von Bürgern, Schulen und Kindergärten sowie von Hausarztpraxen verzeichnet derzeit das Gesundheitsamt Main-Spessart. Um die Anfragen zu beantworten, stützen sich die Mitarbeiter vor allem auf die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, das unter anderem allgemeine Prinzipien der Risikoeinschätzung und ?Handlungsempfehlungen für Großveranstaltungen vorsieht, die die Ausbreitung von Infektionskrankheiten verhindern sollen.

Klinikum schult Ärzte und Personal

Das Klinikum Main-Spessart rät zum Schutz vor einer möglichen Infektion zur persönlichen Hygiene durch häufiges Händewaschen. Um auf potentielle Herausforderungen vorbereitet zu sein, wurden die Ärzte und das Pflegepersonal bereits geschult. Bisher gab es allerdings in der Notaufnahme noch keine Testungen auf das Corona-Virus, informiert das Klinikum auf Anfrage der Redaktion.

Im Falle einer stationären Behandlung von Corona-Erkrankten im Landkreis stehen Isolierzimmer zur Verfügung. Patienten, die Kontakt zu Menschen aus den aktuellen Corona-Gebieten oder Corona-Patienten hatten, können sich an die Kassenärztliche Vereinigung unter 116 117 wenden. Der Hausbesuchsdienst wurde flächendeckend zur Betreuung von Risikopatienten verstärkt. Von einem Besuch in Arztpraxen oder Notaufnahmen rät das Klinikum aus Infektionsschutz-Gründen ab.

Beim Bayerischen Roten Kreuz hält man nichts von Panikmache. Die Verantwortlichen auf Kreisebene wollen sich an diesem Mittwoch zusammensetzen, um sich "mit Bedachtheit" auf alle möglichen Fälle gut vorzubereiten, informierte Kreisgeschäftsführer Thomas Schlott. Und Kreisvorsitzender Eberhard Sinner, der 2003 bei der SARS-Epedemie bayerischer Gesundheitsminister war, sieht Bayern durch seine stehende Infrastruktur im Gesundheitswesen gut aufgestellt. Das BRK sei einer der Bausteine, so Sinner, der betonte: "Man kann ohne ehrenamtliches Engagement ein solches Krisenszenario nicht bewältigen."

Desinfektionsmittel und Mundschutz stark nachgefragt

Eine gewisse Unruhe in der Bevölkerung zeigt das Einkaufsverhalten. "Seit Donnerstag letzter Woche sind die Menschen sehr nervös", erklärt Christoph Weißhaar, Inhaber der Mohren Apotheke in Karlstadt. Handdesinfektionsmittel und Gesichtsmasken sind bei ihm stark nachgefragt und dementsprechend ausverkauft. Er muss auf die Großfirmen und Hersteller warten. "Vor allem Transplantationspatienten und pflegende Angehörige sind resigniert, denn die bräuchten diese Hygieneartikel eigentlich dringender." Er empfiehlt seinen Kunden die typischen Verhaltensmaßnahmen, die bei jeder Erkältungswelle wichtig sind: also Grundhygiene beachten und das Immunsystem mit ausreichend Vitaminen stärken.

"Wir sind dazu übergegangen, Desinfektionsmittel selber herzustellen, aber inzwischen sind auch dafür die wichtigsten Bestandteile schon vergriffen und können vom Großhandel nicht mehr schnell genug nachgeliefert werden", sagt Günter Meyer, Inhaber der Laurentius-Apotheke in Marktheidenfeld. Auch wenn die Nachfrage nach Masken und Desinfektionsmitteln gestiegen sei, sehe er noch keine Hysterie unter der Bevölkerung. Seinen Kunden rät er, sich nicht von den Medien verrückt machen zu lassen.

Handel sieht keinen Grund für Panikkäufe

Im Supermarkt sind vor allem Nudeln und Konserven stark nachgefragt. Auch wenn Marktleiter Christian Schön, vom E-Center Engelhard in Lohr einen Anstieg im Verkauf wahrnimmt, seien die Regale nie leer. Anders sieht es im tegut Burgsinn aus. "Die Kunden kaufen schneller, als wir nachbestellen können", sagt Marktinhaber Martin Zell. "Aber einen Mangel an Ware gibt es nicht. Das Ganze ist eher ein Logistikproblem." Wegen festgelegter Liefertage könne die Ware nicht schnell genug aus der Zentrale in die Filialen geschafft werden.

"Das ist wie eine Spirale", erklärt Zell: "Der Kunde sieht das leere Regal und denkt sich, jetzt muss ich auch schnell noch einkaufen. Das sind Panikkäufe, aber einen Grund zur Panik gibt es nicht." Seiner Meinung nach kaufen die Menschen unvernünftiger Weise zu große Mengen ein. "So viel Desinfektionsmittel brauchen sie wahrscheinlich in den nächsten zehn Jahren nicht bei sich zuhause."

"Ich halte nichts von Panikmache. Bei uns gilt, erstmal Ruhe bewahren, den gesunden Menschenverstand einsetzen und die Lage beobachten" sagt Matthias Hanakam von der Stadt Marktheidenfeld. Das sieht auch sein Amtskollege Dieter Daus der Stadt Lohr so. Ein Desinfektionsgerät und gut sichtbare Hinweise wurden zur Vorsorge bereits angebracht. Ansonsten werde man auch in Lohr die weiteren Entwicklungen im Auge behalten.

 
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