"Die Arbeit hat mir Spaß gemacht, mir war kein Tag zu viel", sagt Helga Weber. Aber jetzt will sie das Reformhaus in der Ludwigpassage in Lohr einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger übergeben. Denn Weber geht auf die 80 zu. "Bis 90 möchte ich nicht schaffen", meint sie. Doch sie hat das Problem vieler kleiner und mittlerer Betriebe: Sie findet niemanden.
Im Jahr 2005 hat Weber das Reformhaus in der Ludwigpassage eröffnet. Ein zweites Geschäft führt sie in ihrer Heimatstadt Hammelburg. In Lohr hat sie sich einen großen und treuen Kundenstamm aufgebaut. Wegen der hohen Frequenz in der Passage erfreut sich der Laden nicht nur bei der "klassischen" Reformhaus-Kundschaft einer großen Beliebtheit und hat ein breites Kundenspektrum.
Nun möchte sich Helga Weber zur Ruhe setzen. Das Reformhaus in Hammelburg wird nach ihren Angaben Tochter Christina Weber übernehmen. Aber einer Doppelbelastung mit zwei Geschäften will sie sich nicht aussetzen. Auch Webers Lohrer Mitarbeiterinnen, eine zertifizierte Fachkraft und eine Teilzeitkraft, wollten den Laden nicht übernehmen.
Limit bis Jahresmitte
Die Nachfolgesuche läuft laut Helga Weber bereits seit Monaten vergeblich. Obwohl das Geschäft gut gehe, habe sich noch kein Interessent gemeldet. "Deshalb haben wir uns jetzt ein Limit gesetzt: Ende Juni soll Schluss sein." Im schlimmsten Fall werde das Geschäft geschlossen.
Das Reformhaus gehört zur Neuform-Genossenschaft. Das ist die Voraussetzung, den Namen "Reformhaus" verwenden zu dürfen. Ein solches Geschäft betreiben zu dürfen, setzt eine Ausbildung voraus. Darauf will Helga Weber nicht bestehen. Sie kann sich auch vorstellen, dass die Einrichtung als Regionalladen oder Biomarkt fortgeführt wird.
Neben Neuform-Produkten gibt es im 70 Quadratmeter großen Reformhaus in der Ludwigpassage ein breites Sortiment an Bioprodukten von Firmen wie Rapunzel, Sonnentor und Voelkel und ein kleineres Sortiment an frischem Gemüse, Obst und Eiern aus zum Teil regionaler Produktion. Ferner bestellt das Personal auf Kundenwunsch auch alles, was die Lieferanten auf Lager haben.
Der "Renner" sind nach Webers Worten die Produkte aus der Dorfgemeinschaft Hohenroth: Brot, Backwaren und Milchprodukte. Vor allem das Brot, das dreimal in der Woche frisch geliefert werde, habe sich zu einem Zugpferd entwickelt, so die Inhaberin. Die Hohenrother haben sie auch auf die Idee gebracht, ein Genossenschaftsmodell als Nachfolgeregelung in Erwägung zu ziehen.
Genossenschaftsmodell
Über ein entsprechendes Modell mit einem Bioladen in Würzburg-Grombühl will sich Helga Weber ebenso informieren wie über die Wombacher Dorfgenossenschaft, die eine Bäckerei an der Ortsdurchfahrt betreibt. Um nichts unversucht zu lassen, macht sie nach eigenen Angaben bei einem Pilotprojekt des Lohrer Citymanagements mit, das sich die Nachfolgesuche als neues Aufgabengebiet erschließen will.