In einem knapp zweistündigen Redemarathon würdigten beim Festakt zur Einweihung des neuen Leo-Weismantel-Museums in Obersinn zahlreiche Vertreter von Behörden, Ämtern und Planern nicht nur das imposante Lebenswerk des Reformpädagogen, sondern auch das Kleinod im dörflichen Mittelpunkt der Sinngrundgemeinde.
Die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Adelheid Zimmermann zeigte sich überrascht von der tollen Architektur rund um den Dorfplatz. "In der Person Weismantels erleben wir die gesamte Tragik der damaligen Zeit und die Rhön hat ihn nach seiner zweiten Inhaftierung wieder aufgefangen." Heute tragen einige pädagogische Einrichtungen Unterfrankens seinen Namen. "Die Anstrengungen haben sich gelohnt und das neue Literaturdomizil verarbeitet die Geschichte, seine Heimat und die Rhön in seinen Werken", erklärte Maria Walter vom Schuldezernat der Regierung von Unterfranken. Sie würdigte den Geist des "streitbaren Dichters".
In "Spardorf" zeichnete Weismantel Obersinn nach
Stellvertretende Landrätin Sabine Sitter lobte das innovative, moderne Konzept des Museums. Leo Breitenbach zeichnete nochmals das erfolgreiche, aber nicht einfache Leben des Schriftstellers nach. In seinem dichterischen Werk "Sparbrot" habe er sein Heimatdorf nachgezeichnet, in welchem das Umfeld seines Elternhauses die Szenerie bildet. "Das Museum ist in die rechte Herzkammer Obersinns eingezogen."
Kurz und knackig lobte Joachim Mair (ALE) den "Dickschädel" der Bürgermeisterin Zieres, die sich Gott sei Dank mit ihrer Vision in den sieben Jahren durchgesetzt habe. Dr. Stefan Kley, stellvertretender Leiter der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern, gratulierte zu einem überzeugenden Ergebnis, bezeichnete die Umsetzung als Abenteuer und lobte die kreativen Ideen der begleitenden Planer Gruber und Dr. Ramming.
Architekt begann Laudatio in Obersinner Mundart
Architekt Karl Gruber vom Büro Gruber/Hettiger/Haus (Karlstadt) begann seine Laudatio in Obersinner Mundart, die er seit dem Start seines Wirkens im Sinngrundort im Jahre 2001 oft gehört habe. Mit der "Blauen Villa", der alten Schusterei, Sparkasse, Dorfplatz mit Backofen, Rathaus mit Ladengeschäft und Café sowie jetzt dem Museum sei ein Gesamtensemble erhalten bzw. geschaffen worden. "Jetzt würde nur noch die Sanierung des benachbarten Wohnhauses von Leo Weismantel zur Abrundung fehlen", gab Gruber einen geheimen Wunsch der Bürgermeisterin preis. "Obersinn hat sich zum Goldkörnchen zwischen Rhön und Spessart entwickelt."
Die Herausforderung der engen Räumlichkeiten des kleinen Museums beschrieb Dr. Jochen Ramming von FranKonzept (Würzburg). Es gestaltete sich als schwierig, die Arbeit des "ganzen Weismantel" auf 40 Quadratmetern zu präsentieren, und deshalb könne das Museum nur ein Zugang zu seinen Werken sein. Aus unterschiedlichsten Quellen habe man Bild- und Textmaterial aus dem Leben des Reformers erhalten.
Anschließend erbat Diakon Norbert Betz auf dem Dorfplatz Gottes Segen für das Leo-Weismantel-Museum und seine Besucher. Ramming lud kleinere Besuchergruppen zu einem Rundgang in die Ausstellung ein. Bürgermeisterin Zieres erinnerte an ein Zitat des Dichters aus dem Jahr 1954, welches an der Giebelseite des Gebäudes verewigt ist. "Wir stehen als Dichter in der Welt, nicht nur um Literatur zu erzeugen, sondern um die Welt zu bessern und zu ändern". Gäste und Obersinner waren vom Markt zu Pizza aus dem Holzbackofen, Kaffee, Kuchen und kühlen Getränken eingeladen.