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KARLSTADT
Recyclinganlagen von URT sind weltweit gefragt
Keine Bange um die Zukunft: Peter Heßler, einer der beiden Geschäftsführer des Karlstadter Unternehmens URT, verdeutlicht, dass in Deutschland (in der Mitte der Grafik) bisher erst rund 43 Prozent der Elektrogeräte recycelt werden, während Bulgarien und Litauen über 60 Prozent liegen, Schweden sogar bei über 70. Bis 2019 müssen auch in Deutschland 65 Prozent erreicht werden. Und die wandern in Recyclinganlagen, wie URT sie baut.
Foto: Haase | Keine Bange um die Zukunft: Peter Heßler, einer der beiden Geschäftsführer des Karlstadter Unternehmens URT, verdeutlicht, dass in Deutschland (in der Mitte der Grafik) bisher erst rund 43 Prozent der Elektrogeräte ...
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:16 Uhr

Weltweit liefert das Karlstadter Unternehmen URT seine konzipierten Anlagen für die Recyclingtechnik. Im vergangenen Jahr kamen die Kunden aus Hongkong und Israel. Der größte Auftrag jedoch war eine Anlage für China zur Aufarbeitung von Leiterplatten-Schrott – mit einem Volumen von 13 Millionen Euro der größte der Firmengeschichte. Einer der chinesischen Kunden gilt mit seiner dortigen Recyclingfirma als der weltgrößte „Urban Miner“ Er gewinnt aus Abfällen wertvolle Stoffe – wie ein Bergmann aus einer Erzmine.

Frage: Herr Heßler, die Politik einiger Staaten spielt für Ihr Unternehmen eine wichtige Rolle. Aus China hört man von nachlassendem Wirtschaftswachstum.

Peter Heßler: Im September gab es die Meldung, dass die Wirtschaft in China schwächelt – und dass vor allem die industrielle Produktion deutlich zurückgegangen ist. Der Trend wird sich wohl fortsetzen, sodass das Wirtschaftswachstum erstmals seit 25 Jahren unter sieben Prozent fällt.

Wirkt sich das auf URT in Karlstadt aus?

Heßler: Wir als Ausstatter von Recyclingunternehmen sind nicht unbedingt von der industriellen Produktion abhängig, sondern vom Bedarf an Sekundärrohstoffen. Und es gibt langfristig, so glauben wir, eine wachsende Nachfrage nach Rohstoffen in den Schwellenländern, beispielsweise Stahl, Kupfer und Aluminiumschrott. Dort ist der Bedarf gigantisch, weil der Lebensstandard ganz anders ist als bei uns. In Indien mit seiner riesigen Bevölkerung kann man davon ausgehen, dass immense Mengen von Rohstoffen benötigt werden.

Was versteht man unter Sekundärrohstoffen?

Heßler: Beispielsweise bauen wir Anlagen, um aus Elektro- und Elektronikschrott vor allem die Metalle zurückzugewinnen. Die holen unsere Kunden beispielsweise aus alten Computern. Unsere Anlagen recyceln FCKW-haltige Geräte, aber auch Leiterplatten, die besonders wertstoffhaltig sind, weil da Edelmetalle drin sind: Gold, Silber und Palladium. Heute ist es schon günstiger, Recyclingkupfer zu verwenden als Kupfererze. 43 Prozent der Kupferproduktion stammen schon aus dem Recycling – und da vor allem aus Elektrohaushaltsgeräten.

Das hat also Zukunft.

Heßler: Auch in Deutschland ist der Sekundärrohstoffbereich und die damit verbundene Branche der wachstumsstärkste Wirtschaftssektor. Er hat seit 1995 um 520 Prozent zugelegt.

Es wird immer davon geredet, Deutschland sei Recyclingweltmeister.

Heßler: Nach wie vor werfen viele ihren alten Fön, Toaster, Rasierapparat oder Mixer, also Haushaltskleingeräte in die Restmülltonne. Und wir haben bei diesen gebrauchten Elektrogeräten eine Recyclingquote von nur etwa 40 Prozent. Da sind Ungarn, Österreich Slowakei, Italien oder Litauen besser als wir.

Wir müssen solche Geräte zum Wertstoffhof bringen. Haben die anderen ein anders System?

Heßler: Nein, aber was uns helfen wird, ist eine Gesetzesnovellierung: Bis 2019 müssen in Europa, also auch in Deutschland, 65 Prozent der in Verkehr gebrachten Elektrogeräte gesammelt und recycelt werden. Es wird es so sein, dass die Händler die Geräte zurücknehmen müssen, Das heißt, wenn ich einen Toaster kaufe, kann ich auch einen Toaster zurückgeben.

Wie sieht es in anderen Ländern außerhalb Europas aus? Sie waren ja beispielsweise auch in den USA oder Brasilien aktiv.

Heßler: In den USA fehlt die gesetzliche Grundlage. Dort gibt es nur einen wirtschaftlichen Anreiz, solche Dinge zu recyceln. Nach Brasilien haben wir schon fünf Anlagen geliefert, die ersten schon 2010. Dort haben wir aber enorme Probleme mit der instabilen Politik. Das Land ist von Korruption durchsetzt. Das heißt, es ist kein Investitionsklima, das dort herrscht.

Klingt nicht sehr vertrauenswürdig. Ist das in China anders?

Heßler: Gesetzliche Vorgaben werden in China restriktiv umgesetzt. Wenn dort beispielsweise eine Firma die vom Staat verordneten Auflagen nicht erfüllt, wird sie kurzerhand geschlossen. Da geht keiner auf die Barrikaden, weil dann 100 Arbeitsplätze wegfallen.

Sie haben die URT Umwelt- und Recyclingtechnik GmbH, über die wir hier gesprochen haben, und die Untha Deutschland GmbH, unter deren Namen Ihre Firma in Karlstadt bekannter ist, unternehmerisch voneinander getrennt. Was gibt es Neues von der Untha?

Heßler: Bei Untha Deutschland spielt momentan die Datenvernichtung eine große Rolle. Es gibt neue Normen, und da vor allem in der Banknotenzerstörung. Wir beliefern einen deutschen Anlagenbauer, der weltweit Notenbanken ausstattet. Und der vernichtet natürlich auch welche.

Worum geht es dabei?

Heßler: Da geht es um die vollkommene Zerstörung, sodass die Banknote nicht mehr zusammengesetzt werden kann und alle sicherheitsrelevanten Merkmale zerstört sind: Wasserzeichen, Silberstreifen . . . Die Vorgabe ist, dass nach der Zerkleinerung alle Teile kleiner als vier Millimeter sein müssen.

 

URT und Untha

Vor 25 Jahren gründeten Peter Heßler und Thomas Gundersdorf in Karlstadt zunächst die Firma Untha Deutschland GmbH. Das ursprüngliche Geschäft war der Vertrieb von Schreddermaschinen. Doch die Kunden verlangten immer mehr nach Gesamtlösungen. So entwickelte sich das Unternehmen immer mehr zum Anlagenbauer in der Recyclingbranche. Das Sahnehäubchen ist die Entsorgung FCKW-haltiger Kühlgeräte.

In diesem Bereich rechnet sich die URT Umwelt- und Recyclingtechnik GmbH weltweit zu den fünf führenden Unternehmen. URT und Untha haben zusammen rund 50 Mitarbeiter.

Derzeit laufen Aufträge für folgende Anlagen: Kühlgeräteentsorgung in Spanien (Montage beginnt nächste Woche), SIM-Karten-Recycling in Brasilien (Inbetriebnahmephase), Kühlgeräteentsorgung in China (Abnahmephase), Leiterplattenpyrolyse in China (in Betrieb, hat schon 3000 Tonnen erarbeitet), Kühlgeräteentsorgung in Norwegen (Montagephase). Beim Jahresumsatz von URT und Untha zusammen werden heuer 23 Millionen Euro erwartet.

Heimat hat Zukunft: Sulzfeld ist ein Bilderbuch-Ort       -  1 400 Einwohner und eine tausendjährige Geschichte hat Sulzfeld (Lkr. Kitzingen und war bis zur Säkularisation ein Kammergut des Hochstifts Würzburg. Vor Jahrhunderten war Sulzfeld mehrmals von kriegerischen Handlungen betroffen wie 1266 die große Cyriakus-Reiterschlacht. Im Jahr 1461 belagerte Markgraf Achilles von Ansbach/Brandenburg den kleinen Ort, ohne ihn allerdings einnehmen zu können. Gleich zwei Mal wurde Sulzfeld von den Schweden im 30-jährigen Krieg besetzt und schwer in Mitleidenschaft gezogen. 1796 schließlich brandschatzten französische Revolutionstruppen das Dorf.  Heute findet der Besucher wieder Ruhe und Beschaulichkeit. Nahezu alle großen fränkischen Künstler haben sich von der romantisch mittelalterlichen Kulisse inspirieren lassen. Bis heute hat sich Sulzfeld sein historisches Ortsbild bewahrt. Sulzfeld ist im In- und Ausland für seine Meterbratwürste bekannt.   Der Ort wurde in den letzten Jahren mehrfach ausgezeichnet als Landessieger und Silbermedaillengewinner beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft - unser Dorf soll schöner werden“ und darf sich deshalb mit Recht als einer der schönsten Orte in Deutschland bezeichnen lassen. Die Gemarkung umfasst 768 Hektar, die hauptsächlich mit Weinbergen bepflanzt sind. Der Weinbau, Gastronomie und der Tourismus bilden gute Einnahmequellen im Ort, der zur Verwaltungsgemeinschaft Kitzingen gehört. Neben den Firmen Gerüstbau Wahner und Weinbaumaschinen Frieg hat Sulzfeld noch eine einstellige Anzahl an Handwerksbetrieben.
Foto: Nadja Kess | 1 400 Einwohner und eine tausendjährige Geschichte hat Sulzfeld (Lkr. Kitzingen und war bis zur Säkularisation ein Kammergut des Hochstifts Würzburg.
Weitere Geschichten, Videos und die Möglichkeit mitzudiskutieren finden Sie in unserem Blog zur Serie "Heimat hat Zukunft".
 
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