Der anstehende Wechsel in der Trägerschaft des örtlichen Kindergartens und der Abschluss eines Kooperationsvertrags mit dem Caritasverband Main-Spessart über den Betrieb der Kindertageseinrichtung "St. Elisabeth" waren Thema in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstagabend im Rathaus.
Ende März hat der Johanniszweigverein beschlossen, die Trägerschaft für den örtlichen Kindergarten an den Caritasverband abzugeben. Mit diesem Schritt möchte der Verein als erster der 52 selbstständigen Kindergärten im Landkreis Main-Spessart und als Pilotprojekt die Weichen für die Zukunft stellen. Dabei sollen nach Aussage Florian Schüssler, Geschäftsführer des Caritasverbands, die Strukturen des Kindergartens erhalten und weiterentwickelt werden. Durch den Trägerwechsel wolle man in ein "ruhiges Fahrwasser" gelangen und "für eine langfristige Stabilität sorgen".
Schwierige Aufgabe für Verein
Für einen ehrenamtlich geführten Verein sei es heute schwer, den umfangreichen Anforderungen an einen Betrieb eines Kindergartens gerecht zu werden, wenn Qualität und Angebot stimmen sollen. Nach Einschätzung Schüsslers werden in Zukunft weitere Kindergärten folgen. Deshalb werde die Entwicklung in Rechtenbach im gesamten Landkreis eng verfolgt. Sollten weitere Einrichtungen nachziehen, könnte beispielsweise ein "Springer" Personalausfälle in anderen Kitas kompensieren, ergänzte der Vorsitzende des Johanniszweigvereins Roland Hartung Synergieeffekte.
Der Johanniszweigverein würde künftig nach einer Satzungsänderung als Förderverein fungieren, beispielsweise in der Durchführung von Festen und Spendenaktionen. Durch die Mitgliedsbeiträge könnten nach Aussage Hartungs Anschaffungen getätigt werden. Nachdem der Johanniszweigverein Mitglied im Caritasverband ist, nimmt er auch eine gewisse Aufsichtsaufgabe wahr.
Wie hoch die Wahrscheinlichkeit sei, dass der Kindergarten "defizitfrei" geführt und die Gemeindekasse entlastet werden kann, wollte Peter Vater wissen. Caritasvertreter Florian Schüssler erläuterte, dass man immer bestrebt sei, eine "schwarze Null" zu schreiben. Garantieren könne man das allerdings nie. Mit einer guten Personalpolitik, einem guten Controlling und einem Dialog "auf Augenhöhe" wolle die Caritas einem Defizit entgegenwirken.
Ursprüngliches Defizit halbiert
In der Diskussion konnten Detailfragen des Kooperationsvertrages zur Kostenaufteilung geklärt werden. Der Vertrag soll nach Vorlage bei der Rechtsaufsicht in einer der nächsten Sitzungen beschlossen werden.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt beschäftigte sich mit dem Defizitausgleich des Johanniszweigvereins für das Jahr 2021. Laut Antrag des aktuellen Trägers des Kindergartens beträgt der Fehlbetrag 26.927 Euro. Das ursprüngliche Defizit von 54.684 Euro konnte laut Hartung durch einen nachträglichen Fördergeldeingang von 27.757 Euro gesenkt werden. Ausschlaggebend für das Defizit waren unter anderem ein Rückgang der Buchungsstunden während der Pandemiezeit, erläutert Hartung. Nach langer Zeit habe der Verein die Kindergartenbeiträge erhöht.
Diskussionen gab es über den Verbleib des Vermögens des Johanniszweigvereins nach dem Wechsel der Trägerschaft. Eine Frage war dabei, ob mit dem Vermögen nicht ein Teil des Defizites ausgeglichen werden könnte. Doch Hartung erklärte, dass 54.000 Euro an die Caritas weitergegeben werden müssten und der Rest im Verein verbleibe.
Alles Weitere müsste mit der Vorstandschaft des Vereins besprochen werden. Schließlich beschloss das Gremium einstimmig, dass die Gemeinde das Defizit übernimmt.