Praktikum und Unterricht unter spanischer Sonne: Zum ersten Mal nahmen Schüler der Fachoberschule (FOS) Main-Spessart in Marktheidenfeld an einem Austausch mit einer Schule in Spanien teil. Ende April/Anfang Mai besuchten Daniel Luge (Lohr), Max Pfister (Tiefenthal), Marvin Roth (Ruppertshütten), Madeleine Sorrentino (Gräfendorf), Diana Werthmann (Ruppertshütten) und Janka Zügner (Himmelstadt) zusammen mit Schulleiter Karl Fuchs und den Lehrern Martin Wöhlte und Antonia Köhler für zwei Wochen Austauschschüler des Colegio Loyola in Aranjuez, etwa 50 Kilometer von der Hauptstadt Madrid entfernt.
Das Pilotprojekt war der Auftakt für regelmäßige gegenseitige Besuche in der Zukunft. Schulleiter Fuchs hatte internationale Kontakte der Beruflichen Oberschule, zu der auch die FOS gehört, im Kollegium angeregt. Martin Wöhlte, der mit einer Spanierin verheiratet ist, knüpfte daraufhin Bande zu einem befreundeten Schulleiter in Aranjuez, so dass der erste Besuch der Deutschen dort zügig und komplikationslos zustande kam.
Praktika in Betrieben
Die sechs Schüler aus 11. Klassen der FOS kommen aus den Bereichen Wirtschaft und Technik. Die spanische Gesamtschule wählte für sie sechs Partner aus dem Bereich ihrer Berufsschule aus. So konnten die Deutschen zumeist mit ihren Gastgebern fünf gemeinsame Praktikumstage in spanischen Betrieben verbringen, darunter ein Zweigwerk der Firma Bosch. Auch ein Schulbesuch gehörte zum Programm, das zudem Zeit für Besichtigungen in Madrid, El Escorial und Aranjuez ließ.
Obwohl die Deutschen so gut wie keine Spanischkenntnisse hatten und die Spanier nicht viel Englisch konnten, klappte die Verständigung nach Aussagen der Schüler gut.
Begeistert waren die Jugendlichen von der freundlichen und höflichen Aufnahme in den Familien, in der Schule und in den Betrieben. Sie fühlten sich schnell integriert und machten viele Bekanntschaften. Manche empfanden das Arbeitstempo in den Firmen als „nicht so hektisch“ wie in Deutschland, andere sahen wenige Unterschiede zur hiesigen Arbeitsmoral. Die Verpflegung sei „reichlich“ und „unglaublich gut“ gewesen, das Ausflugsprogramm zu den Königsschlössern und zum Stierkampf „sehr interessant“, erzählten die jungen Leute. Auch beim Championsleague-Hinspiel zwischen Real Madrid und Bayern München kamen sich Deutsche und Spanier näher.
Gegenbesuch aus Spanien
Karl Fuchs, der das Pilotprojekt drei Tage lang begleitete, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen, war ebenso angetan von der Gastfreundschaft wie die Schüler. Er hofft nun wie die spanische Schule auf eine finanzielle EU-Förderung durch das Studienprogramm „Erasmus plus“. Denn gerade für die Schüler aus Spanien könnten sonst die Reisekosten eine hohe Hürde werden. Am Freitag schon kamen die spanischen Gastgeber für zwei Wochen zum Gegenbesuch nach Marktheidenfeld. Auch sie werden mit ihren deutschen Kollegen Betriebspraktika absolvieren. Ausflüge führen in den Spessart, nach Würzburg, in die Brauerei Martinsbräu und zu einem Empfang ins Marktheidenfelder Rathaus.
Künftig will die Berufliche Oberschule zwei Formen des Austauschs anbieten: Ab 2015 sollen Elftklässler aus der FOS sich einmal im Jahr mit den Berufsschülern in Aranjuez austauschen. Der Abiturjahrgang der 13. Jahrgangsstufe wird im Wechsel mit der Abiturklasse der Gesamtschule gegenseitige Besuche organisieren. Da Spanisch in Marktheidenfeld als zweite Fremdsprache angeboten wird, wird der Auslandsaufenthalt für die Schüler ein zusätzlicher Lernanreiz sein. Beide Seiten sollen so Einblicke in Kultur, Lebensweise und Arbeitswelt des jeweiligen Gastlandes bekommen.
ONLINE-TIPP
Weitere Bilder vom Schüleraustausch unter www.mainpost.de/regional/main-spessart
Austausch mit Spanien
Zum ersten Mal hat die Berufliche Oberschule des Landkreises einen Schüleraustausch mit dem spanischen Colegio Loyola, Aranjuez, durchgeführt. Die Gesamtschule, die verschiedene Bildungsgänge von der Vor- über die Grundschule bis zum Abitur und eine Berufsschule unter einem Dach vereinigt, hat circa 2000 Schüler. Die BOS in Marktheidenfeld kommt auf etwa 380. Partnerbetriebe des Colegio Loyola, in denen Schüler Praktika absolvieren können, sind unter anderem auch Bosch, DHL und EADS mit ihren spanischen Niederlassungen. Die Stadt Aranjuez, knapp 50 Kilometer von Madrid und von Toledo entfernt, hat 57 000 Einwohner. Der einstige Sommersitz der königlichen Familie ist das bekannteste Gebäude. Aranjuez gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. abra/Material von Wikipedia