Der Klimawandel und die daraus resultierende regionale Trockenheit könnten in den nächsten Jahren zu bedeutsamen Aspekten unseres Alltags werden. Dies wurde unter anderem deutlich, als Dr. Verena Herrmann vom Büro GMP-Geotechnik aus Würzburg vor der Versammlung des Zweckverbands zur Wasserversorgung der Marktheidenfelder Gruppe erste Überlegungen zu einem "Strategieplan 2025" in der Esselbacher Spessarthalle darlegte.
Die Wassergruppe kann aktuell ihre Mitgliedsgemeinden in vollem Umfang mit Trinkwasser von bester Qualität versorgen. Der jahrelang bemerkbare Rückgang an Niederschlägen und das zumindest zeitweise Absinken des Grundwasserpegels in den gegenwärtig sechs Brunnenanlagen in beiden Gewinnungsgebieten Weihers- und Wachengrund ließ die Verbandsführung jedoch über die Zukunftsperspektiven nachdenken.
Neben der baldigen Erschließung eines zusätzlichen Notbrunnens an einer vorhandenen, erkundeten Bohrstelle im Wachengrund, sollen die Chancen zur mittel- bis langfristigen Erschließung eines neuen dritten Erschließungsgebiets erkundet werden. Dazu erfolgte nun seitens des beauftragten Ingenieurbüros eine erste Betrachtung des gesamten Versorgungsgebiets des Zweckverbands im südöstlichen Spessart. In diesem Zusammenhang wog Herrmann, orientiert an den bestehenden Versorgungsanlagen, ein halbes Dutzend möglicher Standorte für voraussichtlich drei bis fünf Versuchsbohrungen ab.
Ochsenbrunnen-Quelle kommt nicht in Frage
Schnell erledigt waren zwei Erschließungsgebiete bei Marktheidenfeld. Die seit 1950 gefasste Ochsenbrunnen-Quelle am früheren Rebschnittgarten kommt wegen ihrer mangelnden Qualität nicht weiter in Betracht. Im Jahr 2002 hatte die Stadt Marktheidenfeld am Welzberg oberhalb des Ziegeleigeländes zwei Probebohrungen ausführen lassen und war in einem Fall bei ausreichender Schüttung erfolgreich gewesen. In Frage stehe aber die Ausweisung eines entsprechenden Schutzgebiets. In diesem Fall sei bestenfalls eine zukünftige Kooperation denkbar.
Eine Erweiterung außerhalb des Versorgungsgebiets, etwa im Raum Wertheim-Bestenheid, wurde ebenso aufgrund konkurrierender Nutzungen ausgeschlossen. Schon interessanter stelle sich ein Gebiet nahe des Hochbehälters beim Marktheidenfelder Stadtteil Michelrieth dar. Dieser sei weiter zu erkunden, wenngleich sich hier die Nähe zur Autobahn A 3 und zu Gewerbegebieten als eher schwierig zeige.
Ebenso schwierig sind Erweiterungsmöglichkeiten im Raum Hasloch, etwa im Bereich der Barthelsmühle, zu beurteilen. Hier sei die Datenlage gering und auch Probleme mit der Qualität zu erwarten. Ein Wiedereintritt Haslochs zum Zweckverband müsste geklärt werden.
Schollbrunn hat kein Interesse an Anschluss an Wassergruppe
An der Markuskapelle am Mühlental lassen sich wegen des dortigen Zusammenflusses mehrerer Bäche bei einer Bohrung in etwa 40 Meter Tiefe und aufgrund der geologischen Verhältnisse ergiebige Grundwasservorkommen vermuten. Hier scheine eine genaue Prüfung sinnvoll und erfordere eine enge Abstimmung mit der Gemeinde Schollbrunn, die ihrerseits aber an einen Anschluss an die Wassergruppe kein eigenes Interesse habe.
Mit ihren Überlegungen für ein Erschließungsgebiet am Schleifthor/Sylvan erntete die Fachfrau sofort Widerspruch. In diesem Gebiet sei an zwei erwogenen Bohrversuchsstellen mit 100 Meter Tiefe ein hohes Potential mit unproblematischen Schutzmöglichkeiten zu erwarten. Letztlich stellt es im Grunde aber eine Erweiterung des bereits erschlossenen Gewinnungsgebiets Wachengrund mit dem nächstliegenden Dietersbrunnen dar.
Esselbachs Gemeinderat Siegfried Kuntscher meldete sofort Protest zu dieser Überlegung an. Er befürchtete bei den bestehenden Anlagen auf die Dauer wachsende Kapazitätsprobleme und zusehends versiegten in diesen Bereichen bereits die Oberflächengewässer. Er erkenne eine Gefahr darin, praktisch dasselbe Gebiet mit weiteren Brunnen zu belasten. Auch Esselbachs Vorsitzender Richard Roos warf diese Frage auf, als sich Hafenlohrs Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Thorsten Schwab beschwerte, dass man nun von Mengenproblemen spreche. Bei Erweiterungen von Gewerbe- und Wohngebieten in den Gemeinden sei immer zugesichert worden, dass solche Dinge nicht zu befürchten seien.
Bewusstsein für die Knappheit des Trinkwassers schärfen
Verena Herrmann beurteilte die Grundlagen der Grundwasserbildung in diesem Bereich aus geologischer Sicht anders und weniger problembehaftet. Richard Roos verwies darauf, dass bislang die Versorgung auf weitere Sicht in vollem Umfang zu gewährleisten sei. Dies habe auch damit zu tun, dass die erfolgten Zubauten in neuen Bau- und Gewerbegebieten wegen des insgesamt vernünftigeren Verhaltens im Versorgungsgebiet nicht zu signifikant höheren Verbräuchen geführt hätten.
Triefensteins Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock sah dies mit Blick auf den aktuellen Trend zu Gartenpools und auf üppige Gartenbewässerungen "für englischen Rasen" aus dem Wasserhahn etwas anders. Trinkwasser sei eine knappe und wertvolle Ressource. Deren Gefährdung durch die Folgen des Klimawandels sei vielen Menschen offenbar noch nicht ausreichend bekannt. Der Zweckverband müsse das öffentliche Bewusstsein für dieses Problem schärfen.
Nach der ersten Vorstellung der Grundüberlegungen für eine längerfristige Versorgungsstrategie der Wassergruppe weit über das Jahr 2025 hinaus, will die Verbandsführung nun weitere Schritte abwägen und die Verbandsversammlung frühzeitig dabei einbinden.