zurück
REMLINGEN
Rauchsäule über Remlingen: Großbrand auf Biohof
Großbrand auf Biohof: Die Lager- und Aufbereitungshalle der Firma Schwab wurde ein Raub der Flammen. Erst vor drei Jahren war das Gebäude fertiggestellt worden.
In hellen Flammen: Die Rauchwolken über dem Biohof in Remlingen waren kilometerweit zu sehen.
Foto: Fotos (3): Benedict Rottmann | In hellen Flammen: Die Rauchwolken über dem Biohof in Remlingen waren kilometerweit zu sehen.
Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Jörg
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:19 Uhr

Die Nacht zum Dienstag nahm für Thomas und Ines Schwab ein jähes Ende. Gegen 4.45 Uhr heulte in Remlingen die Sirene, wenig später schrillte bei den Inhabern des Bioland-Hofs Schwab das Telefon. Dran war der Elektriker, der in der Lager- und Aufbereitungshalle des Betriebs in der Birkenfelder Straße die Installation gemacht hatte. Der Mann überbrachte den Schwabs eine schlimme Nachricht: Die Halle am Ortsende brenne lichterloh, rief er. Thomas Schwab machte sich vom Wohnhaus der Familie, das sich mitten im Dorf befindet, sofort auf den Weg.

Fotoserie

Etwas weiter hatte es Benedikt Elsäßer, der bei der Firma Schwab, die auf den Anbau von Rüben, Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln spezialisiert ist, für den landwirtschaftlichen Bereich zuständig ist. 30 Kilometer musste er von zu Hause aus fahren, um 5.20 Uhr war er in Remlingen. Über dem Ort stand eine riesige Rauchsäule, Augenzeugen zufolge waren die schwarzen Schwaden bis nach Würzburg zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits Dutzende Feuerwehrmänner vor Ort.

Fotoserie

Mit einigen von ihnen versuchten Schwab und Elsäßer, so viel wie möglich aus der Halle zu schaffen – bis das Risiko für sie irgendwann zu groß war. In dem 3100 Quadratmeter großen Gebäude befanden sich fünf Gabelstapler, mehrere landwirtschaftliche Geräte, eine Kühlanlage mit Gemüse sowie Verpackungsmaterial. „Wir haben versucht zu retten, was zu retten war“, sagt Elsäßer. Das meiste jedoch wurde ein Raub der Flammen, darunter etwa 100 Tonnen Kartoffeln. Was Feldfrüchte angeht, war die Halle aber „zu 90 Prozent leer“, sagt Elsäßer.

Feuerwehren waren zunächst vier im Einsatz. Doch sehr schnell wurde klar, dass dieses Aufgebot nicht genügen würde. Kreisbrandrat Heinz Geißler sagt, es seien weitere Wehren angefordert worden, um die Löschwasserversorgung sicherzustellen. Vor Ort waren Feuerwehrleute aus Remlingen, Hettstadt, Höchberg, Greußenheim, Holzkirchen, Waldbüttelbrunn, Uettingen, Helmstadt und Marktheidenfeld. Letztere wurden verständigt, weil neben der Drehleiter der Höchberger Wehr noch eine zweite benötigt wurde. Ebenfalls alarmiert wurden der Einsatzleiter Rettungsdienst, zwei Rettungswagen und der Notarzt aus Marktheidenfeld sowie der ehrenamtlich besetzte Rettungswagen der Schnelleinsatzgruppe.

Was den Feuerwehren beim Löschen entgegenkam: Auf dem Gelände des Biohofs gibt es einen 8000 Kubikmeter fassenden Speicherteich sowie eine Zisterne mit 5000 Kubikmetern Wasser. Sie wurden genauso „angezapft“ wie die Hydranten im Ort.

Ein echte Herausforderung hätte für die Feuerwehren die Photovoltaikanlage auf dem Dach der Halle werden können. Der Grund: Die Anlage produziert Strom, sobald Licht in Form von Sonnenstrahlen auf die Solarzellen trifft – und das kann in Kombination mit Löschwasser lebensgefährlich werden. Sie abzuschalten ist bei vollem Betrieb nicht einfach so möglich, da sich ein Lichtbogen bilden kann, der sich bei Gleichstrom stundenlang halten kann. In Remlingen stellte sich dieses Problem nicht mehr, als das Feuer die Leitungen „durchgebrannt“ hatte.

So verheerend der Schaden – die Polizei schätzt ihn auf vier Millionen Euro – auch ist: Das Wichtigste ist, dass keine Menschen ernsthaft verletzt wurden. Sechs Saisonarbeiter, die auf dem Hof wohnen, kamen mit dem Schrecken davon. Insgesamt arbeiten dort je nach Jahreszeit bis zu zwölf Menschen. Die Halle wurde erst vor drei Jahren fertiggestellt. Seit Mai 2009 wurde sie genutzt, im November desselben Jahres wurde dann die Photovoltaikanlage errichtet.

Allen tragischen Ereignissen zum Trotz: „Es muss irgendwie weitergehen“, sagt Ines Schwab. „Die Feldfrüchte wachsen gut, wir müssen jetzt sehen, wie wir sie einlagern.“ Neben dem Wohnhaus der Schwabs befindet sich zwar noch eine zweite Halle, doch die kann nur einen Bruchteil dessen aufnehmen, was in der abgebrannten Halle untergebracht werden konnte. Erschwerend kommt hinzu, dass der Packbetrieb vorerst zwangsläufig stillliegt. Die Schwabs wollen deshalb mit anderen Firmen kooperieren, um den Handel weiterhin bedienen zu können.

Nur noch ein Gerippe: Die Trümmerteile des Gebäudes wurden von einem Bagger beiseitegeschafft.
| Nur noch ein Gerippe: Die Trümmerteile des Gebäudes wurden von einem Bagger beiseitegeschafft.
Ein langer und harter Kampf: Feuerwehren aus neun Gemeinden waren bei dem Großbrand im Einsatz.
| Ein langer und harter Kampf: Feuerwehren aus neun Gemeinden waren bei dem Großbrand im Einsatz.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Biohöfe
Brände
Feuerwehren
Großbrände
Kühlanlagen
Polizei
Raub und Raubdelikte
Rettung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Veraltete Benutzerkennung
    an den Fotograf: super Fotos genau in den richtigen Szenen geschossen.

    Weiter So!
    Großes Lob!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. F.
    wäre die Aufklärung, ob es wie so oft die PV-Anlage mit ihren bekanntermaßen hyperkritischen Bauteilen war, die das Feuer auslöste? Selbstentzündung, Schmorbrand, Kabeldefekt, Wechselrichtererhitzung - da gibt es viele Möglichkeiten, die nach den Brandverwüstungen leider nicht immer zweifelsfrei auszumachen sind. Die 100 Tonnen Kartoffeln dürften jedenfalls unschuldig sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • U. S.
    http://www.photovoltaik.org/news/forschung-entwicklung/tuev-frauenhofer-ise-brandgefahr

    http://www.ddh.de/sonne-und-sicherheit/150/5163/

    http://www.feuerwehrpage.com/presse1702.php4

    Wie man in den angegebenen Artikeln nachlesen kann ist so eine Anlage nicht ungefährlich. Sowohl für den Betreiber als auch für die Feuerwehr. Man hat schon Wohnhäuser abbrennen lassen weil man nicht wusste, wie man sie löschen soll/kann... ich möchte mir gar nicht vorstellen was passiert wenn sich Menschen darin befinden!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. B.
    Es stimmt, dass PV-Anlagen nicht absolut sicher sind. Dies trifft aber auf jedes elektrische Gerät zu bei unsachgemäßer Handhabung. Wie bei jeder neuen Technik die Gefahrpotenzial birgt; ist der Schadfall schneller eingetreten als die Ausbildung zur Bekämpfung der Gefahr, das führt auch zu Unsicherheiten im Einsatzfall. Mitlerweile weiß man, daß die Sicherheitsabstände für elektr. Strom auch hier ausreichen.

    http://www.3sat.de/mediathek/?display=1&mode=play&obj=28504

    Also mitlerweile werden PV-Anlagen unter Beachtung der Schutzabstände auf Dächern gelöscht.

    P.S.: TOP Bilder
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Vielen Dank für das Lob. grinsen Aber wie bereits erwähnt. Die Fotos sind in solch einem Fall Nebensache. Hauptsache kein Personenschaden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Ich möchte an dieser Stelle dem Fotografen Benedict Rottmann ein Lob aussprechen!
    Man merkt, dass hier nicht doof drauf los genknipst wurde, sondern die Motive durchdacht sind und mit dem richtigen Riecher für die dargestellten Momentaufnahmen aufgenommen wurden.
    Ebenfalls ist die Bildqualität zum ersten Mal nicht "kaputtkomprimiert" worden!
    Liebe MP: Haltet euch diesen Fotografen warm!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    wenn dem besitzer des biohofes ein so großer schaden und großes unglück entstanden ist. sicher gute qualität. hauptsache ist jedoch, dass den betroffenen und anwesenden feuerwehrmännern nichts passiert ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    das ist schon richtig was sie schreiben, allerdings denke ich mir sowas und schreibe es nicht hier nieder. warum? weil es niemandem was nützt! mir nicht, den lesern nicht und schon garnicht den betroffenen, denn die haben gerade andere sorgen, als die kommentare nach digitalem mitgefühl zu durchsuchen.
    wenn aber, wie in einem solchen fall, ein teil der berichterstattung visuell präsentiert wird, dann erwarte ich, dass das professionell gemacht wird. ebenso, wie ich von dem autor erwate, dass er einen sachlichen und inhaltlich richtigen Artikel verfasst - mehr nicht!
    gefällt mir dann die berichterstattung, darf ich es auch den Autor bzw. Fotografen wissen lassen. und das habe ich getan - nicht mehr und nicht weniger!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • j. d.
    schließe ich mich gerne an. Auch Fotos ttnerstützen die Wirkung eines Artikels, sie sind sozusagen das I-Tüpfel oder die Sahne auf der Erdbeertorte, die Löschschaumkrone auf der Feuerbrunst..
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten