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RETZBACH
Rathaussturm unterm Motto: Zurück in die Siebziger
Perrie I. und Melanie I. sind das neue Retzbacher Prinzenpaar. Mit ihnen freuen sich die drei Töchter und Gardetänzerinnen Hannah, Celina und Alyssa auf die närrische Zeit.
Foto: Jürgen Kamm | Perrie I. und Melanie I. sind das neue Retzbacher Prinzenpaar. Mit ihnen freuen sich die drei Töchter und Gardetänzerinnen Hannah, Celina und Alyssa auf die närrische Zeit.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 18.11.2017 03:01 Uhr

Freudlose graue Tage sind laut den Narren vom RCC Retzbach vorerst Geschichte: Wieder einmal eroberten sie das Rathaus im Sturm, nachdem der gewählte Bürgermeister und seine „G'sellen“ (Gemeinderat) nicht weichen wollten. Bis zum Aschermittwoch regiert nun das neue Prinzenpaar Melanie I. und Pierre I. mit Frohsinn, viel Rhythm and Blues sowie Soul – lautet das Sessionsmotto doch „RCC goes Harlem - back to the Siebzieees“.

Trotz der närrischen Übermacht mit Elferräten, Garden und Kinderelferrat sowie Verstärkung aus Himmelstadt und Thüngen, wähnte sich Bürgermeister Wieland Gsell im Rathaus sicher. „Wir haben noch viel zu tun, große Aufgaben warten auf uns“, ließ er den Sitzungspräsident Jörg Brimer von oben herab wissen. Der hatte die Aufgaben vorher gesehen – Mengen leckerer Häppchen und guter Retzbacher Wein seien ins Rathaus gebracht worden.

Schwere Anschuldigungen erhoben die Narren gegen den Bürgermeister und seine Räte: „Verschwendung von Humor, Vergeudung von Witzigkeit, Tatenlosigkeit im Spaßmachen.“ Doch den ficht das nicht an, „Narren an die Macht, wo gibt es denn so was? Wir kommen nicht raus, schon gar nicht bei diesem Wetter“, so Bürgermeister Gsell. Da schimpfte Brimer mit Regentropfen auf der Brille: „Das habt ihr doch von drüben mitgebracht.“

Sein Plan, schwarze Sänger aus Harlem stürmen zu lassen, war angeblich an den Trumpschen Ausreisekontrollen gescheitert. Also zogen Elferräte der drei Gesellschaften Perücken mit schwarzer, kraus-gelockter Haarpracht auf und legten den Bürgermeister und seine Räte in hölzerne Fesseln samt Kette.

In der Eifer des Gefechts ließen sie die Kasse zunächst im Rathaus, doch das war eigentlich kein Verlust. Wie eh und je kein Taler und schon gar kein Euro darin zu finden. Doch gab es auch ein neues Prinzenpaar? Vor lauter Trubel und der Musik des Spielmannszuges hörte man das typische V8-Blubbern eines amerikanischen Autos zunächst gar nicht. Doch dann fuhr ein 5,2 Meter langer, wuchtiger Lincoln vor. Ein erster standesgemäßer Auftritt von Prinz Pierre I. und Prinzessin Melanie I.

Passend zum Sessionsmotto sind beide Kinder der 70er. Die Eltern des Prinzen waren schon bei der Gründung des RCC dabei, Pierre kam 1979 zur Welt und machte sich bisher wenig aus Fasching. Drei Jahre soll die Prinzessin gebraucht haben, um ihn zu überreden. Details wie ihr Alter blieben im Dunkeln. Er verriet, ihm sei versprochen worden, als Prinz jeden Abend raus zu dürfen und der Chef im Haus zu sein (endlich einmal).

Melanie kümmert sich beruflich um die Integration von behinderten Kindern und wird ihre Hobbys Lesen und Basteln bis zum Aschermittwoch wohl ebenso vernachlässigen müssen wie „Hightech-Freak“ Pierre seine geliebte Playstation. Er ist von Beruf Teamleiter im Zustellungspunkt der Post in Karlstadt.

In ihrer Proklamation verpflichtete das Prinzenpaar den Retzbacher Kirchenchor kurzerhand dazu, bei allen Faschingsveranstaltungen Lieder zu singen. Und wenn schon in Retzbach ein Flughafen gebaut wird, sei der Betreiber zu verpflichten, das Prinzenpaar zu seinen Terminen zu fliegen.

Zudem sei im Rathaus in Sachen Lärmschutzwand an der Bahnstrecke zu prüfen, ob eine Wand rund um Zellingen nicht die bessere und günstigere Lösung wäre. Da über 20 000 Euro für Kreisel in Zellingen ausgegeben werden, während sie der Obst- und Gartenbauverein in Retzbach kostenlos gestaltete und pflegte, sei Vereinsvorsitzender Otto Feser in Gold aufzuwiegen.

Selbstverständlich gilt in Retzbach jetzt bis zum 14. Februar 2018 Narrenfreiheit. Das ist der Aschermittwoch und damit das Ende der kurzen Session.

Zellingen aus dem Rathaus getrieben – beim Rathaussturm unterlagen Bürgermeister und Gemeinderat den Narren aus Retzbach sowie Thüngen und Himmelstadt wieder einmal.
Foto: Jürgen Kamm | Zellingen aus dem Rathaus getrieben – beim Rathaussturm unterlagen Bürgermeister und Gemeinderat den Narren aus Retzbach sowie Thüngen und Himmelstadt wieder einmal.
 
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