Im Mai soll die Sanierung des Zellinger Rathauses sichtbar beginnen. Dann erhält der Neubau einen neuen Dachstuhl. Der Gemeinderat legte nun vor allem fest, dass das Gebäude künftig nicht mehr mit Erdgas, sondern Holzpellets beheizt wird und Dachgeschoss zur Klimatisierung Split-Klimageräte erhält. Die Sanierung soll rund 2,4 Millionen Euro kosten.
Gleich drei Fachleute stellten in der öffentlichen Sitzung ihre Konzept vor. Architekt Karl Gruber von den Architekten Gruber, Hettiger, Haus aus Karlstadt erläuterte die Planung sowie für die neuen Gemeinderäte noch einmal das grundlegende Konzept.
Für den Austausch des Dachstuhls entschied sich der Gemeinderat im vergangenem Jahr, weil damit sicher kein Holz mit Schimmelsporen zurückbleibt und höhere Räume (mindestens 2,5 Meter) im Dachgeschoss möglich werden. Die Raumaufteilung bleibt aber grundsätzlich gleich. Das neue Dach wird wieder mit Ziegeln gedeckt, die durchgehende Dachgaube erhält eine Metallverkleidung und -eindeckung. Auch die Giebelwände werden mit Metall verkleidet.
Notausstieg aus Sitzungssaal
Im Obergeschoss werden vor allem die Toiletten erneuert und vom Sitzungssaal gibt es künftig einen Notausstieg über eine feste Treppe auf das Flachdach des Anbaus (Feuerwehr), von dem eine Stegleiter weiter hinunter führen wird. Über dem Sitzungssaal gibt es aus statischen Gründen einen Betonüberzug (durchgehender Träger), der neue Dachstuhl entschärft auch das Problem des dadurch höheren Fußbodenaufbaus.
Bei der Sanierung werden im Dach- und im Obergeschoss alle Fenster ausgetauscht, bis auf auf den Verbindungsgang zum Altbau, dieser wird nur neu verglast. Der Gemeinderat legte auch bereits fest, dass die Fassadenplatten aus roten Sandsteinplatten einem Wärmeverbunddämmsystem weichen. Dass die Ausschreibung aus Termingründen und wegen zu wenig Angeboten aufgehoben werden musste, eröffnet auch die Möglichkeit einer dickeren Gebäudedämmung und die Nutzung von KfW-Förderungen.
Das ist auch für die Heizung und Klimatisierung wichtig. Energieberater Steffen Haase vom Karlstadter Architekturbüro Haase & Bey erklärte zunächst den vorhandenen Wandaufbau. Das eigentliche Rathaus (Neubau von 1978) wird bis auf das Erdgeschoss eine Dämmung aus Mineralfaserplatten bekommen. Im 2014 angebauten Teil des Feuerwehrhauses gibt es hingegen keinen Handlungsbedarf.
Derzeit noch Heizung über zwei Gaskessel
Geheizt wird derzeit über zwei Gaskessel mit je 75 Kilowatt Wärmeleistung. Obwohl diese Baujahr 1978 sind, besteht keine Austauschverpflichtung, was eine Bafa-Förderung bei Umstellung der Heizung auf regenerative Energien ermöglicht.
Hierfür stellte Steffen Haase zwei Varianten vor. Der "energetische Königsweg" wäre die Beheizung der beiden unteren Geschosse mit Heizkörpern über einen Pelletkessel und einer Wärmepumpe für das Dachgeschoss mit einer Heiz-/Kühldecke gewesen, die im Sommer auch die Klimatisierung übernehmen könnte. Hierfür errechnete Haase die höchsten Energieeinsparungen. In der Bilanz könnte Zellingen innerhalb von 20 Jahren 82 000 Euro sparen. Zwar wären die Investitionskosten höher, aber andererseits würde weniger Energie benötigt und es gäbe eine Förderung.
Die Entscheidung fiel aber dafür, das gesamte Gebäude mit einem Pelettkessel zu beheizen und im Dachgeschoss für die Klimatisierung Split-Klima-Geräte zu installieren, die mit Strom von einer Photovoltaikanlage (9,9 Kilowatt Peak) betrieben werden. Das lässt eine Einsparung von 32 000 Euro in 20 Jahren erwarten.
Der Grund liegt zu einem darin, dass Kühldecke und Wärmepumpe alleine die nötige Kühlleistung nicht aufbringen können, es wären noch zusätzliche Split-Klima-Geräte nötig. Laut Gebäudetechniker Werner Martin vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Uettingen lassen sich Kühldecken nicht beliebig kalt fahren, weil sich sonst zu viel Kondenswasser bildet. Und die Räume wären nicht gleichmäßig temperiert. Zudem hätte man zwei Wärmeerzeuger im Gebäude ohne an Ausfallsicherheit zu gewinnen.
Zudem ist in der Einsparung der Betriebskosten der Platzbedarf einer solchen Anlage nicht berücksichtigt, die Wärmepumpe samt Pufferspeicher würde nicht mit in den vorhandenen Heizraum passen, ihre Außeneinheit den Durchgang unter dem Verbindungsgang versperren.
Einstimmiger Beschluss für Planung
Nicht gedämmt wird das Erdgeschoss des Neubaus, also Feuerwehrhaus und Forsträume. Die großen, bereits über das kommunale Investitionsprogramm erneuerten Tore lassen kaum dämmbare Wandfläche übrig. Die Decke zu dämmen, wäre wegen der vielen Installationen daran ebenfalls zu aufwändig im Vergleich zum Effekt.
Während der Gemeinderat einstimmig die Werkplanung und die Heizungstechnik beschloss, gab es Diskussionen beim dritten Beschlussvorschlag, die Fensterfarbe zu ändern. Da schmunzelte Bürgermeister Stefan Wohlfart, er hätte vor der Sitzung darauf wetten können. Hintergrund ist, dass ohne Sandsteinfassade die Fenster nicht mehr als Komplementärfarbe unbedingt grün sein müssen. Allerdings wurden im Erdgeschoss schon neue Fenster mit grünen Rahmen verbaut und auch der Verbindungsgang bleibt. Hierzu bemerkte Gemeinderat Philipp Kromczynski, das lasse sich ja auch mit Folien machen. Gegen vier Stimmen wurde letztlich festgelegt, die Farbauswahl in einer künftigen Sitzung neu zu beschließen.