Eigentlich war es nur eine Idee, um der Langeweile im Winter vorzubeugen. Mitte Oktober erschien das Buch von Jonas Gampe, das er kurz vor Weihnachten im letzten Jahr angefangen hat zu schreiben. Denn: „Als Gärtner hat man im Winter sehr viel Zeit. Da feiert man auch schon mal drei Monate Überstunden ab.“ Aus der Anti-Langeweile-Maßnahme wurde schnell ein konkretes Projekt. Der ehemalige Uettinger schickte ein vierseitiges Exposé an vier Verlage. Noch am Sonntag vor Heiligabend erhielt er eine Rückmeldung. „Das war die größte Überraschung“, sagt Gampe. Der Ökobuch-Verlag wollte sein Buch veröffentlichen.
Marktlücke
Dass es um das Thema Permakultur gehen sollte, war dem 28-Jährigen von Anfang an klar. Der gelernte Landschaftsbautechniker machte ein Teilzeitstudium zum Permakultur-Designer, kaufte ein Stück Land in Bischbrunn und wandelte es zusammen mit seinem Vater zu einem Permakultur-Park um. Sein Buch sei ein Ratgeber, mit dem jeder seinen eigenen Garten zu einem Permakultur-Biotop machen könne, so Gampe. Es sei eine Marktlücke, denn andere Bücher zu dem Thema seien entweder sehr allgemein oder sehr spezifisch, aber keines gebe eine Hilfestellung für Heimgärtner. Deshalb sei sein Buch so Hausgarten-bezogen.
Familie Steckling
Auf den 141 Seiten spricht Gampe den Leser meist direkt an. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil ist der Leitfaden, mit dem der Leser seinen eigenen Gartenplan erstellen kann. Zu jeder Erklärung folgt immer auch das Beispiel der Familie Steckling, eine durchschnittliche Familie mit einem durchschnittlichen Garten. Die hat sich der Familienvater selbst ausgedacht – und anhand ihres Gartens die Planung durchgespielt.
Schritt für Schritt
„Spaßiger ist es, wenn man wirklich Schritt für Schritt durchgeht“, sagt Gampe. Das heißt: nach jedem Schritt, den man im Buch nachgelesen hat, wird dieser erst umgesetzt, bevor es im Text weitergeht. Auch für die Auswahl der einzelnen Gestaltungselemente gibt es schrittweise Erklärungen sowie Tabellen mit Pflanzen und deren Eigenschaften. Dort könne man nachlesen, welche Pflanzen bei welchen Bedingungen wachsen und welche Elemente sinnvoll wären, um das Wachstum zu unterstützen.
Zehn Beispielgärten
Am Ende hat man einen Gartenplan gezeichnet, der nach dem Permakultur-Konzept gestaltet ist. Für die Umsetzung stehen keine konkreten Anleitungen im Buch. „Bauanleitungen oder Ähnliches gibt es ja schon in anderen Ratgebern, darauf habe ich verzichtet.“ Einige dieser Bücher stehen in einer Literaturliste im Buch.
Der zweite Teil ist zehn Beispielgärten gewidmet. Dabei ist von einem Apartment mit Permakultur-Balkonen bis zum Permakultur-Park Bischbrunn größenmäßig alles vertreten. Die Gärten werden von den Besitzern vorgestellt. „Da gibt es dann auch noch mehr Praxistipps“, erklärt der Bischbrunner. Zwei Drittel der Leute, die ihre Gärten vorstellen, kenne er persönlich; einige davon habe er sogar mal beraten.
Auch für Laien
Etwa vier Wochen hat er an dem Buch geschrieben. Im Januar war es fertig. Für die Fotos, die die Beispiele veranschaulichen sollen, hat der Permakultur-Designer bis zum Frühjahr gewartet. „Der Ratgeber ist sinnvoll für Leute, die ein eigenes Grundstück haben und dieses um- oder neugestalten wollen“, erklärt der 28-Jährige. Dafür müsse sich der Leser vorher nicht über Permakultur informieren.
„Es ist so geschrieben, dass möglichst auch Laien damit klarkommen.“ Das Ziel sei Nachhaltigkeit. Dafür gestalte man mit dem Konzept Permakultur ein Ökosystem, das sich fast komplett selbst erhält. So bleibe auch der dauerhafte Arbeitsaufwand sehr gering.
Im Handel erhältlich
Im nächsten Jahr soll es auch einen Kurs zum Buch geben. „Die Leute sollen dann zuhause die Grundarbeit, wie zum Beispiel die Standortanalyse, machen. Im Kurs besprechen wir dann mögliche Umsetzungen.“ Das Buch von Jonas Gampe ist im Bücherparadies in Marktheidenfeld erhältlich. Es kostet 16,95 Euro.
Permakultur
Dauerhafte Landwirtschaft (Permakultur) ist ein Gestaltungskonzept, mit dem ein Ökosystem angelegt werden soll. Das heißt, dass die einzelnen Elemente, zum Beispiel Pflanzen, so zusammengestellt werden, dass sie sich gegenseitig begünstigen. Das System erhält sich selbst.
Drei ethische Grundsätze vereint die Permakultur: den achtsamen Umgang mit der Erde (ökologische Komponente), den Menschen (soziale Komponente) und die Selbstbegrenzung (ökonomische Komponente).
Das System soll bewusst gestaltet werden. Dabei sollen die Essbarkeit und Multifunktionalität im Fokus stehen.
Bereits Mitte der 1970er Jahre entwickelten die beiden Australier Bill Mollison und David Holmgren Ideen zum Aufbau langfristig ertragreicher landwirtschaftlicher Systeme – als nachhaltigen Gegenentwurf zum vorherrschenden industriellen Agrarsystem. Im Prinzip „entdeckten“ sie die Kreisläufe des in Europa bereits bekannten Biolandbaus für sich und ihren Kontinent neu.
Sie beobachteten, dass die industrielle Landwirtschaft durch ihre Präferenz für Monokulturen und den massiven Einsatz von Pestiziden Böden und Wasser verschmutzt, die Biodiversität reduziert und ehemals fruchtbaren Boden der Erosion ausliefert. Permakultur hingegen schafft durch die Vielfältigkeit Stabilität. So geht bei Problemen mit einer Pflanzenart nicht die ganze Ernte ein.
Das Prinzip der Permakultur ist auch auf andere Systeme – zum Beispiel das Bildungssystem – anwendbar.
Das Buch von Jonas Gampe ist im Bücherparadies in Marktheidenfeld und in der Büchercke in Lohr und in Karlstadt erhältlich. Außerdem ist es bei Amazon vorbestellbar. Es kostet 16,95 Euro.
