Wundervoll, spitze, Weltklasse – die Superlative wollten am Sonntagabend unter den 200 Gästen des Konzerts im ausverkauften Stadtgärtchen am Oberen Mainkai in Marktheidenfeld nicht enden. Das Gitarren-Duo Café del Mundo und die Tänzerin Azucena Rubio hatten ein über zweistündiges Feuerwerk rasender Flamenco-Rhythmen geboten, das auch auf den großen Bühnen Europas fasziniert hätte.
Dabei kennt man das virtuose Vermögen von Alexander Kilian und Jan Pascal aus Buchen in Marktheidenfeld schon von früheren Auftritten. Café del Mundo hat aber in den vergangenen Jahren eine faszinierende Weiterentwicklung genommen, die in dem gerade vorgestellten Album „Beloved Europa“ gipfelt. In beinahe sommerlich-spanisch anmutender Atmosphäre am Main wählten die Gitarristen am Anfang mit „Oblivion“ und „Libertango“ zwei bekannte Werke des Meisters des Tango Nuevo, Astor Piazolla. In ihrer Bearbeitung wurden die Kompositionen zu Bravourstücken eines Flamenco Nuevo.
Der amerikanische Jazz-Künstler Chick Corea bediente sich gelegentlich für seine Improvisationen der spanischen Tradition. Kilian und Pascal holten sie souverän und modern in ihr Genre zurück, ob mit „La Fiesta“ oder später mit „Light as a Feather“. Dieses Stück, das ursprünglich aus einem sanften Adagio des Aranjuez-Concertos von Joaquín Rodrigo (1901-1999) entstand, wurde im sanften Abendlicht zu einem unvergesslichen Moment der Leichtigkeit.
Ein etwas kühlerer Abstecher führte zum Tango nach Polen. „Ta Ostatnia Niedziela“ erwies sich als hinreißende Ballade. Bald trat jedoch die in Sevilla geborene Tänzerin Azucena Rubio auf die Bühne und machte mit Temperament und Leidenschaft die Flamenco-Rhythmen klatschend, stampfend, mit Fächer, Rocksaum oder Tuch tanzend für den Betrachter visuell erlebbar.
Mehrmals erklangen Werke des spanischen Komponisten Manuel de Falla (1876-1946), so mit einer musikalischen Beschreibung der Eifersucht in „La Vida Breve“ oder dem Feuertanz „Danca del Fuego“. Solch strengen und klassischen, tief emotionalen Werken setzen Café del Mundo gerne ihre entspannteren, aber dennoch höchst anspruchsvollen Eigenkompositionen entgegen. Sie wollen manchmal ganz gefällig ein wenig zum Träumen animieren, so die in der Toskana entstandene Aufforderung zur Freiheit „Spread Your Wings“ oder die stimmungsvoll, fast romantische Ballade „Leon Dormido“ über eine kleine Bergformation.
Die humorvolle Moderation der beiden Musiker sorgte überdies dafür, dass das abendliche Vergnügen im Stadtgärtchen keineswegs zu kurz kam. Und auch das Staunen nicht. Zum einen über die Flamenco-Kompositionen, die dem Duo auch in spanischen Fachkreisen höchste Anerkennung eintrugen. Zeugnis davon legten eine Buleria ab, die Landschaftsbilder zu Seelenbildern wandelt, oder eine fröhliche Alegria, die Jan Pascal einst für seinen musikalischen Partner Alexander Kilian schrieb.
Für Azucena Rubio boten diese Meisterwerke die Möglichkeit, diesen tanzend mit ihrer ganz persönlichen Flamenco-Choreographie zu entsprechen. Mal mit rasenden rhythmischen Schritten oder mit großer Geste der stolzen Gitanes.
Sprachlos machten die rasenden Fingerkünste von Alexander Kilian und Jan Pascal. So wurden das brasilianische Liedchen „Tico-Tico no Fubá“ oder der energiegeladene „Dance of Joy“ zu gerade deshalb bewunderten Darbietungen. Die Gäste erhoben sich am Ende applaudierend von ihren Plätzen und Jan Pascal wusste es sofort, ohne Zugaben ging der Flamenco-Abend im Stadtgärtchen natürlich nicht zu Ende.