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MAIN-SPESSART
Raiffeisenbank: Zeuchs „perfekte“ letzte Bilanz
Raiffeisenbank Main-Spessart, Vorstandsmitglied Andreas Fella.
Foto: Raiffeisenbank Main-Spessart | Raiffeisenbank Main-Spessart, Vorstandsmitglied Andreas Fella.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:49 Uhr

„Ein perfektes Jahr unter schwierigen Rahmenbedingungen“, nennt Michael Zeuch das Geschäftsjahr 2016 der Raiffeisenbank Main-Spessart. Es ist seine letzte Bilanzvorstellung. Der Vorstandsvorsitzende geht im März 2018 mit dann 63 Jahren in den Ruhestand.

Nach den Worten Zeuchs hat das Geldinstitut im vergangenen Jahr „gigantische Wachstumszahlen“ erreicht, die deutlich über dem Durchschnitt des bayerischen Genossenschaftsverbands liegen und damit gewonnene Marktanteile gegenüber den regionalen und Internet-Wettbewerbern markieren. Zwar sanken Jahresüberschuss und Gewinn, doch dafür stieg die Bilanzsumme kräftig von 1,28 auf 1,38 Milliarden Euro. Damit liegt die Raiffeisenbank Main-Spessart auf Platz 3 in Unterfranken, hinter Würzburg und Aschaffenburg.

Kunden sparen trotz Nullzinsen

Das hat zwei Gründe: „Trotz Nullzinsen sparen die Leute“, erklärt Zeuch in einem Pressegespräch in der Zentrale in Lohr. Das erhöhte die Einlagen kräftig. Sie vertrauten der Raiffeisenbank als „sicherem Hafen“, ergänzt sein Vorstandsmitglied Andreas Fella. Zugleich gelang es, deutlich mehr Kredite auszureichen. Ein Zuwachs von zehn Prozent sind für die Raiffeisenbank Main-Spessart ein Rekordwert.

Normalerweise lebt ein Geldinstitut gut davon, dass Sparer Geld bei ihm anlegen, das es an Kreditnehmer weiterreichen kann. Doch zurzeit läuft es anders: Die Europäische Zentralbank zahlt den Banken 0,4 Prozent Zinsen auf Kreditgelder, die sie sich von der EZB holen, um sie an gewerbliche Kunden auszuleihen – quasi ein europäisches Konjunkturprogramm. Somit verdient die Bank an jedem Kredit doppelt: Sie bekommt Zinsen von der EZB und vom Kreditnehmer. Zeuch und Fella geben zu, dass Deutschlands Wirtschaft diese Konditionen nicht bräuchte, aber sie nehmen sie gern in Anspruch.

Geldgeschenke von der EZB

Dafür gestaltet sich eine gewinnbringende Anlage der Spareinlagen in Zeiten der Null-Zins-Politik als weiter schwierig. Was die Bank ihren Kunden empfiehlt, macht sie selbst: eine Streuung der Geldanlagen sowohl bei den Anlageformen als auch bei den Risiken. Dennoch: Der Zinsüberschuss verringerte sich 2016 um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 23,8 Millionen Euro. Dabei gelang es der Bank, ihren Rücklagen 3,1 Millionen Euro zuzuführen. Die steigende Zahl von Mitgliedern samt ihren Geschäftsanteilen und die Wiederanlage von Teilen des Gewinns ließen das Eigenkapital auf 84,8 Millionen Euro steigen.

Zugleich senken die Genossen ihre Kosten. Ein wesentlicher Schritt war in diesem Frühjahr die Schließung von elf der 48 Filialen. Damit folgte die Bank dem Kundenverhalten, das sich immer stärker an Internet-Dienstleitungen orientiert.

Mitglieder hinzugewonnen

Bislang sind den Bankdirektoren deshalb keine Kündigungen von Kundenbeziehungen bekannt geworden. Eher, so bilanziert Zeuch, habe man davon profitiert, dass die Sparkasse ebenfalls Filialen im Landkreis geschlossen hat.

Im Zuge dieser Flurbereinigung hat die Raiffeisenbank acht Stellen abgebaut, allerdings nicht durch betriebsbedingte Kündigungen, sondern im Rahmen der natürlichen Fluktuation. Im Gegenteil will sich das Geldinstitut als zuverlässiger Arbeitgeber präsentieren: Wurden in der Vergangenheit Auszubildende erst einmal auf ein Jahr zur Probe eingestellt, so hat der Vorstand diese Regelung nun gekippt. Alle Azubis, die sich bewährt haben, erhalten im Anschluss an ihre Lehre unbefristete Arbeitsverträge, betont Zeuch.

Personalstand ist leicht gesunken

Insgesamt 323 Mitarbeiter beschäftigt die Bank, die Zeuch als das wichtigste Kapital bezeichnet. Auch in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung stehe das persönliche Gespräch mit dem Berater im Mittelpunkt. Davon sind Fella und Zeuch überzeugt. Deshalb will der Vorstand neben dem Ausbau von Internetangeboten auch das Filialnetz nicht vernachlässigen. Nach der Erneuerung der Geschäftsstelle in der Lohrer Innenstadt steht heuer noch der Umbau der Filiale in Frammersbach an. Auch Triefenstein-Lengfurt soll zu einer modernen Geschäftsstelle werden, und eine weitere Umgestaltung steht in Urspringen an.

Jeder dritte Landkreis-Bürger ist Mitglied

Freude bereitet den Bankdirektoren die steigende Mitgliederzahl. 41 711 Teilhaber zeichneten zum 31.12.16 Geschäftsanteile in Höhe von 28,1 Millionen Euro. Damit ist heute schon jeder dritte Landkreis-Bürger Mitglied. Das Ziel bis zum Jahr 2018 lautet: 44 444 Mitglieder. Zeuch und Fella haben aber längt die 50 000er-Marke anvisiert.

Filialen der Raiffeisenbank

Ende März 2017 hat die Raiffeisenbank Main-Spessart zehn ihrer 48 Filialen im Landkreis Main-Spessart geschlossen. Das Geschäftsstellennetz umfasst heute 38 Anlaufstellen:

31 Filialen bieten einen vollständigen Service mit Beratern, Geld- und Kontoauszugautomaten.

In den drei Selbstbedienungsfilialen in Bergrothenfels, Hafenlohr und Ruppertshütten gibt es Automaten. Dort haben Kunden aber nach einer Terminvereinbarung auch die Möglichkeit zu einer Beratung.

Vier reine SB-Filialen mit Automaten finden sich in Lohr und Marktheidenfeld (zusätzlich zu den Geschäftsstellen dort), in Fellen und Remlingen. abra

Raiffeisenbank Main-Spessart, Vorstandsvorsitzender Michael Zeuch.
Foto: Raiffeisenbank Main-Spessart | Raiffeisenbank Main-Spessart, Vorstandsvorsitzender Michael Zeuch.
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