
Es ist nicht unbedingt eine Sensation, aber doch eine kleine Überraschung, ein weiteres, noch rätselhaftes Puzzlesteinchen in der bewegten Geschichte des Lohrer Schlosses: Bei Reparaturarbeiten legten die Arbeiter der Birkenfelder Baufirma ein kleines Kanalgewölbe frei, so würde es der Laie wahrscheinlich ausdrücken. Von einem „gemauerten Stichbogen“ spricht der Fachmann, in diesem Fall der Architekt Johannes Hettiger. Er beratschlagte am Mittwochmorgen mit Silvia Tratberger vom Bauamt des Landratsamtes, Museumsleiterin Barbara Grimm und ihrem Techniker Andreas Eich sowie Vertretern der Baufirma, was als nächstes zu tun ist.

Einfach weiterarbeiten, verbietet sich in dieser Situation. Noch weiß keiner auf Anhieb, welche Funktion dieses Gewölbe einst hatte. War es eine Art Zisterne? Ist es vielleicht der Rest eines Abwasserkanals, der weiter entlang des Schlossfundaments führte? Hat er etwas mit dem Latrinenschacht zu tun, der einst in dieser Ecke des Mittelbaus angesiedelt war? Bislang sind alle Überlegungen spekulativ.
Aktueller Befund und offene Fragen
Der aktuelle Befund gibt nicht viel her: Das etwa einen Meter unter der Grasnarbe freigelegte Bauwerk, nennen wir es Kanalgewölbe, ist etwa vier Meter lang und umspannt eine Breite von 1,20 Meter. Das jetzt offene Ende war zugemauert. Wie tief es reichte, ist unklar. Ungeklärt ist bislang auch, aus welcher Zeit es stammen könnte. Mit dem Mittelbau, der aus dem 14. Jahrhundert stammt, baulich verbunden ist es nicht: Das Gewölbe spannt sich über eigenständige Mauern.
Klar hingegen ist allen Beteiligten: Es muss genau ausgemessen und dokumentiert werden. Dörte Alsheimer von der unteren Denkmalschutzbehörde im Landratsamt ist eingebunden, die Bamberger Dienststelle des Landesamts für Denkmalpflege in Schloss Seehof ist informiert.
Gewölbe wird dokumentiert
Die Dokumentation wird wohl einige Tage in Anspruch nehmen. Deshalb spielte auch die Wetterprognose eine Rolle bei den Beratungen. Ab Donnerstag ist Regen angekündigt, zumindest leichter. Deshalb muss unbedingt eine provisorische Leitung gelegt werden, da am Ende des Kanalgewölbes die Fallleitung der Regenrinne vom Dach endet. Wenn es also regnet, könnte die Baugrube vollaufen.
Regenwasser von dieser (in der Draufsicht) gut 80 Quadratmeter großen Dachfläche war es auch, das die Arbeiten nötig gemacht hatte.

Einige Male seit einem Jahr, zuletzt beim großen Guss vor zwei Wochen, rann knapp über dem Boden ein gartenschlauchdicker Strahl in den Raum K01, wo die Nagelschmiede aus Partenstein ausgestellt ist. Nachdem die Bauarbeiter den Kanal freigelegt hatten, war schnell klar, warum: Das Wasser war aus einer schadhaften Muffe ausgelaufen, hatte den Kanal gar unterspült.
Deshalb hieß es nun schnell handeln, zumal im Herbst das Gerüst aufgestellt wird für die Dachsanierung.