25 000 Euro für Spielgeräte auf dem Spielplatz an der Retzbacher Pfarrkirche sowie 15 000 oder 25 000 Euro für einen Wasserspiel- und Matschplatz im Zellinger Freibad waren dem Zellinger Bauausschuss zu viel Geld für eine Vergabe ohne Vergleichsangebote. Bürgermeister Wieland Gsell stellte schließlich beides zurück.
Beim Spielplatz an der Pfarrkirche geht es um ein neues Schaukelgestell sowie eine Balancier- und Kletteranlage aus naturgewachsenem Robinienholz und den Umbau der alten Hangrutsche. Das Angebot des Garten- und Spielplatzgestalters Holger Schwarz aus Kirchheim, der auch Geräte für die Spielplätze Krautgarten (Retzbach) und Mathildenweg (Zellingen) baute, belief sich auf 24 160 Euro. Die Direktion für ländliche Entwicklung hat einen Zuschuss von 7500 Euro zugesagt.
„Viel Geld für zweieinhalb Spielgeräte“, fand Gemeinderat Manfred Lauter und fragte nach Vergleichsangeboten, doch es gab keine. Gemeinderat Wolfgang Rupp stellte fest, dass es immerhin um ein Drittel des Haushaltsansatzes für das ganze Jahr gehe. Als Leiter des Zellinger Bauhofes kritisierte Gemeinderat Elmar Hock, Spielgeräte aus Holz sähen zwar gut aus, seien aber auch pflegeintensiv. Insbesondere verwies er auf die mehrfachen Beschädigungen am Spielplatz Mathildenweg. „Für dieses Geld gibt es keine Spielgeräte aus dem Katalog“, ergriff Gemeinderätin Barbara Schüpfer als Zuschauerin das Wort.
Der Bürgermeister stellte die Vergabe schließlich ebenso zurück wie später die Entscheidung über die Erweiterung der Sandkastenanlage im Zellinger Freibad um einen Wasserspiel- und Matschplatz. Um diese vorzustellen, war Barbara Schüpfer zusammen mit dem Schwimmmeister Jan Dechert eigentlich erschienen. Um die Idee des Arbeitskreises zum Schwimmbad umsetzen zu können, verlegte der Bauhof bereits eine Wasserleitung. Geplant ist der Wasserspielplatz unterhalb des derzeitigen Sandkastens, also in Richtung Main. Barbara Schüpfer sprach von einer Schwengelpumpe mit Mini-See. Auf dieser Ebene würde auch ein Rinnensystem aus halben ausgehölten Robinienstämmen beginnen, das Wasser müssten die Kinder aber dort hinein schöpfen. Eine Ebene tiefer stünden dann zwei Matschtische, und weitere hölzerne Rinnen würden in einer Versickerungszone auslaufen
Diese Variante mit zwei Ebenen hatte Holger Schwarz für rund 15 000 Euro angeboten, eine Größere mit vier Ebenen für 25 000 Euro.
„Ich unterstütze das prinzipiell, will bei dieser Summe aber Vergleichsangebote“, ergriff Gemeinderat Philipp Kromczynski das Wort, worauf Barbara Schüpfer antwortete: „Es gibt nichts Vergleichbares.“ Wie sie erklärte, bauen Hersteller mit Katalogprogramm solche Anlagen nur aus Edelstahl und verleimten Holzwerkstoffen, was sehr teuer sei.
„Wir sollten wenigstens eine Orientierung haben“, fand Gemeinderat Wolfgang Rupp und meinte damit Vergleichspreise aus Katalogen, um eine aufwändige Ausschreibung zu vermeiden. Der Hinweis von Barbara Schüpfer, man stehe unter Zeitdruck, überzeugte die Räte im Ausschuss nicht. „Es war doch im September schon klar, dass das Bad im Mai wieder eröffnet wird“, sagte dazu Manfred Lauter.
Alexander Hoffmann argumentierte, jeder Privatmann würde sich vorab am Markt umschauen. Er schlug vor, das Bauamt solle bei anderen Landschafts- oder Spielplatzbauern telefonisch nach Wasserspielplätzen aus Naturholz fragen. Sollte sich dabei kein zweiter Anbieter finden, spreche ja nichts gegen die Vergabe wie vorgeschlagen.
„Es ist keine Abstimmung gewollt“, stellte Bürgermeister Wieland Gsell schließlich fest. Der Gemeinderat soll darüber in seiner Sitzung am nächsten Dienstag entscheiden.